Mein Körper fühlte sich schwer an. Nur mit viel Kraft, schaffte ich es, meinen Kopf zu heben und die Augen zu öffnen. Alles war verschwommen und ich musste mehrmals blinzeln, bis meine Sicht wieder klar wurde. Es war dunkel, nur ein schwaches Licht, welches sich als Mondlicht herausstellte, erhellte den Wald, in dem ich mich zu befinden schien. Eine Person stand dicht vor mir, den Rücken zu mir gewandt. Ich hörte ein Knurren, wie von einem wilden Tier und eine bekannte Stimme, deren Worte ich zunächst nicht verstand, die aber nach und nach deutlicher wurden.
„... schwöre ich dir, reiß ich dir jedes Arschhaar einzeln aus! WACH. ENDLICH. AUF!"
„Dot?", fragte ich verwirrt. Was war geschehen?
Ruckartig drehte sich die Person, die Dot zu sein schien, zu mir um und dann wieder zurück. Endlich erkannte ich, woher das Knurren kam... oder? Was. War. DAS?!
Schnell wollte ich zurückweichen, stellte jedoch fest, dass ich an einem Baum saß, der mir den Weg nach hinten versperrte. Stattdessen kippte ich zur Seite und konnte mich noch mit den Armen abstützen. Sie fühlten sich an wie Wackelpudding und ich brauchte noch einen Moment, um zu mir zu kommen. Ich sah zu Dot, die gegen diese Dinger kämpfte. Ihre Körper waren von der Struktur her wie Hunde, doch konnten sie auch kurz auf ihren Hinterbeinen stehen. Sie hatten lange Klauen und glatte, graue Haut, obwohl ich mir da nicht so sicher sein konnte, da bei diesem Licht alles grau aussah. Ihr Kopf (aus Mangel eines besseren Wortes) sah aus wie eine Blütenknospe und wenn sie ihren „Mund" öffneten, entwich ihnen ein markerschütternder Schrei und er sah aus wie eine dunkle, fleischige Blume mit hunderten von Zähnen.
WAS. WAR. DAS?!
Ich wollte ausflippen, doch war ich zu erschöpft dafür und ich konnte fast spüren, wie das Adrenalin durch meinen Körper schoss. Und als wäre all das nicht genug, bemerkte ich endlich wie Dot gegen diese Dinger kämpfte. Sie bewegte ihre Arme und Hände, doch traf sie die Viecher nicht damit. Stattdessen stiegen Steinfelsen aus dem Boden empor und verschwanden wieder in eben diesem. Wurzeln gruben sich aus der Erde, umschlangen die Kreaturen und hielten sie fest. Nie zuvor hatte ich sowas gesehen und ich wusste, dass es nur eine Halluzination sein konnte.
Mehrmals blinzelte ich und schüttelte den Kopf. Doch als ich wieder hinsah, veränderte sich nichts. Ich musste dringend zum Arzt.
Noch immer auf allen vieren, versuchte ich aufzustehen, als sich plötzlich Dot umdrehte, meinen Arm packte und mich hinter sich herzog. Stolpernd lief ich hinter ihr her, bis ich endlich wieder normal laufen konnte. Doch auch als ich meine Kraft wieder zurückerlangt hatte, war Dot so viel schneller als ich. Ich drehte meinen Kopf und stellte, zu meinem Bedauern fest, dass uns diese Monster noch immer verfolgten... und sie waren verdammt schnell.
„Sieh nicht zurück!", rief Dot mir zu und ließ dabei meinen linken Arm nicht los. „Lauf einfach weiter!"
Durch ihre Stimme wurde mir bewusst, dass es keine Halluzination sein konnte, und Panik breitete sich in mir aus. Was passierte hier? Was waren das für Monster? Und was war Dottie? Hatte sie mich die ganze Zeit beschützt, als ich bewusstlos war? Aber wieso?
So viele Fragen schossen mir durch den Kopf. Zunächst bemerkte ich es kaum, doch hielt ich Dots Hand so fest ich konnte. Für einen Moment sah sie mich überrascht an, doch dann hielt auch sie mich fester und wir liefen noch schneller, entschlossen zu überleben.
Abrupt bremste Dot ab und ich stolperte zurück. Einen Moment hielt sie inne und sah schließlich hinter sich. Ich folgte ihrem Blick und sah, dass die Kreaturen verschwunden waren. Verwirrt sah ich mich um. Doch nur eine Halluzination?
„Kannst du sie spüren?", fragte ich Dot plötzlich.
Sie blieb still. „Nein... Ich kann sie auch nicht mehr hören."
Es herrschte Totenstille. Vorsichtig gingen wir ein paar Schritte in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Dort lagen sie... tot?
„Billy?"
„Ja?"
„Liegen sie auf dem Boden?"
„Ja... Ja, wieso?"
„Sind sie tot?"
„Sieht so aus..."
„Okay, aber lass uns kein Risiko eingehen, ich bring dich nach Hause. Komm!"
Schnell nahm sie wieder meine Hand und leitete den Weg aus dem Wald heraus. Sie lief voran und für einen Moment vergaß ich, dass sie eigentlich blind war. Endlich eine beleuchtete Straße. Ich blieb stehen. Verdutzt sah Dot mich an.
„Was ist? Komm, wir müssen weiter!"
„Nein.", sagte ich knapp. „Was war das eben?"
Dot seufzte. „Das ist eine furchtbar lange Geschichte, weißt du? Bitte. Lass mich dich erst nach Hause bringen."
„Na gut, dann erzähl es mir auf dem Weg."
Dot nickte und ging ein paar Schritte vor. Durch das Licht konnte ich erkennen, dass sie blutete... und das nicht wenig. Ihre linke Flanke und ihr rechter Oberarm tropften. Ich musste schlucken. Schnell packte ich sie an ihrem linken Arm und bewegte diesen ein Stück nach oben, um den Blick auf die Flanke freizugeben. Drei lange Kratzwunden waren in ihr Fleisch gerissen worden.
„Dot... Du blutest... du...", stammelte ich, ohne meinen Blick von der Wunde abzuwenden.
Dot sah mich an. „Oh... ja..."
Ohne weitere Erklärung, ging sie auf den Bürgersteig, hielt ihre linke Hand über ihre Wunde, schloss die Augen und langsam, aber sicher, schloss sich die Wunde und das Blut verschwand. Das gleiche tat sie auch bei ihrer Oberarmverletzung. Schließlich hielt sie sich den Kopf.
„Ach, verdammt!", fluchte sie.
„Was ist los?"
„Ich will es mal so ausdrücken: meine Batterien sind leer."
„Und jetzt?"
„Jetzt warte ich, bis sie sich wieder aufladen. Aber immerhin, sind die Wunden geheilt. Also lass uns weitergehen."
Gemütlich ging sie weiter.
„Ja klar, lass uns einfach weitergehen, nachdem uns fleischige Blumen-Hunde angegriffen haben, die du mit Felsen und Pflanzen bekämpft und anschließend deine blutigen Wunden mit Hilfe von Gedankenkraft geheilt hast.", stimmte ich Dot beiläufig zu. Sie blieb stehen und lachte.
„Wenn du das so sagst, hört sich das echt verrückt an.", meinte sie. „Wir können hier stehen bleiben und reden oder wir laufen dabei."
Ich nickte und seufzte. Schließlich setzten wir unseren Weg fort. Eine Weile blieb es still und Dot suchte nach den richtigen Worten.
„Du hast mich vor diesen Monstern beschützt und sogar in Kauf genommen, schwer verletzt zu werden.", begann ich schließlich ruhig. „Ich will einfach nur wissen warum. Du hättest weglaufen können, bist du aber nicht. Nicht mal als ich aufgewacht bin und du bereits verletzt wurdest."
Dot grinste amüsiert und nickte langsam. „Ganz recht, das bin ich nicht. Aber von all den Dingen, die eben passiert sind, war das das, was dich am meisten irritiert hat?"
Ich musste lachen und mir wurde bewusst, dass es wirklich absurd klang. Jedoch konnte ich nicht leugnen, dass es mich tatsächlich am meisten interessierte. Vielleicht, weil ich auf eine bestimmte Antwort hoffte.
„Naja, du hasst mich doch, oder? Hätte es verstehen können, wenn du mich zurückgelassen hättest."
Empört sah Dot mich an. „Bitte? Hassen? Selbst wenn ich dich hassen würde, würde ich dich doch nicht einfach so deinem Schicksal überlassen!"
„Ach, du hasst mich nicht?"
Sie seufzte widerwillig. „Nein, tue ich nicht. Hab ich das je gesagt? Ich denke nicht."
„Nicht direkt zumindest."
„Ich habe dich nie gehasst. Du bist mir nur ganz schön auf die Nerven gegangen, so viel steht fest!"
Ich musste lachen. „Ja, das kann ich mir gut vorstellen."
Einen Moment wurde es wieder still. Die Grillen zirpten und die Straßenlaternen flackerten als Mücken und Motten gegen sie flogen. Als ich Dot zu meiner Linken ansah, musste ich unwillkürlich lächeln und schnaubte amüsiert.
„Was? Was ist?", fragte sie und sah zu mir.
„Nichts."
„Es ist nicht Nichts. Raus damit!"
Ich lachte. „Hätte nie gedacht, dass wir mal so ruhig eine schlechtbeleuchtete Straße entlang gehen können, ohne uns gegenseitig auf die Nerven zu gehen."
„Wer hat gesagt, dass du mir nicht gerade auf die Nerven gehst?", fragte Dot amüsiert. Ich schnaubte belustigt und nickte. Noch eine Weile setzten wir unseren Weg in der Stille fort, bis wir schließlich in meiner Straße ankamen. Wir blieben stehen.
„Also, von hier aus brauch ich keinen Bodyguard mehr."
Dot schmunzelte. „Es war nur eine Sicherheitsvorkehrung, mehr nicht."
„Hm. Na, wenn du meinst.", sagte ich nur. „Du schuldest mir noch immer eine Erklärung."
Sie seufzte tief. „Billy, es ist wirklich eine lange Geschichte."
DU LIEST GERADE
Ich bin Dottie || Billy & Eddie Stranger Things Fanfiction
FanfictionDottie hat tatsächlich Superkräfte, aber nur wenige wissen davon. Die meisten denken, ihre Superkraft sei zu laufen und sich zu verhalten wie jeder andere, obwohl sie blind ist. Aber nur ihre Freunde und ihre Familie wissen, was für Kräfte sie wirk...