Kapitel 47 - Abschied

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Die nächste Woche verging wie im Flug und ehe ich mich versah, war er da.

Samstag.

Der Tag, an dem sie entlassen wurde.

Ich sah ihr vom Türrahmen aus zu, wie sie ihre Koffer packte und eins nach dem anderen all ihre Kleidungsstücke verstaute.

"Und du haust jetzt einfach ab?", fragte ich sie leise.

"Warum sollte ich bleiben, Louis? Nenn mir einen trifftigen Grund, weshalb ich bleiben sollte und ich packe die Koffer wieder aus", herrschte sie mich an.

"Weil ich dich liebe, Jessie!", schrie alles in mir, aber ich hatte nicht den Mumm, es über meine Lippen zu bringen.

Also schwieg ich und verließ das Zimmer.

Ich war mir so sicher gewesen, dass sie mich liebte.
Selbst, als sie mir Alex vorgestellt hatte. Er war Artist, ein Relikt aus ihrer Zeit vor dem Unfall, aber ich lass es in ihren Augen: sie wollte ihn nicht loslassen, weil er sie an ihr altes Leben erinnerte, aber gleichzeitig liebte sie ihn eigentlich nicht mehr.

Aber egal, was sie fühlte, mich schien sie nicht zu lieben.

"Auf Wiedersehen, Louis!", sagte Jessie leise.

Wie bestellt und nicht abgeholt stand sie im Flur und sah in meine Richtung. Ihr Blick war flehend, sie wollte mich nicht so verlassen.

"Tschüss! Vielleicht sieht man sich ja mal wieder!", entgegnete ich ihr trocken.

Ich könnte sie jetzt nicht ansehen, konnte nicht mit ihr reden.
Konnte sie nicht einfach gehen?

"Ach komm, lass mich nicht so gehen!", flehte Jessie und mein Herz zog sich zusammen.

"Was willst du denn noch? Geh einfach!"
Trotzdem blieb meine Stimme kalt und abweisend. Es war mein Schutzmantel, um mich vor dem Schmerz zu verstecken.

Jessie hinter mir seufzte und griff nach ihren Koffern.

Die Tür fiel donnernd hinter ihr ins Schloss und der Knall hallte durch das gesamte Haus.

Als er bei mir ankam, lies das Geräusch mich gefrieren.

Jessie war fort.

Ich wanderte durch das Haus, dass mir plötzlich so viel größer und leerer vorkam und mir wurde etwas klar:

Ich konnte nicht ohne sie!

Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag und erreichte, dass ein Adrenalinstoß durch meinen Körper rauschte.

Ich wirbelte auf dem Absatz herum und rannte aus dem Haus.

Ich sah das Auto, sah Jessie den Kofferraum schließen und zur Beifahrertür laufen.

"Stopp!", brüllte ich und winkte wie ein Verrückter.

Jessie blieb stehen und hob eine Augenbraue.

"Ich habe einen Grund!", schrie ich und kam keuchend vor ihr zum stehen.
"Weil ich dich liebe, Jessie! Weil ich dich verdammt noch mal liebe! Du bist der einzige Grund, warum ich noch auf diesen elenden Planeten Leben möchte! Du bist mein Grund, zu existieren! Für dich werde ich mich bessern, werde ich gegen die Dämonen in meinem Kopf ankämpfen und sie besiegen! Bitte, Jessie, komm mit mir nach London!"

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