Kapitel 42 - Womit wir unser Geld verdienen

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Als ich aus dem Krankenhaus kam, bot sich mir ein sehr amüsantes Bild in unserem Wohnzimmer.


Parvel lehnte ganz entspannt an der Wand und es hätte bequem ausgesehen, stünde er nicht kopfüber im Handstand.


" Alles klar bei dir?", fragte ich lachend und er nickte.


" Ich trainiere.", antwortete er trocken und mit so normaler Stimme, als mache ihm die Position überhaupt nichts aus.


" So steht er schon seit einer Stunde! ", rief Colin und ich wandte meine Aufmerksamkeit dem Schauspieler zu.


Der lag verdreht und mit dem Kopf auf dem Boden halb auf halb neben der Couch, während Bradley im Schneidersitz ihm gegenüber den Kopf schüttelte und ihn mit Flips bewarf.


" Was ist denn hier los? ", fragte ich lachend.


" Wir lernen. ", kam die Antwort von dem verdrehten Etwas auf der Couch.


" Ist die Position bequem? ",wollte Bradley wissen und Colin nickte so heftig, dass er abrutschte und mit einem lauten Knall auf das Parkett knallte.


" Sehr bequem, ich seh schon. ", lachte Parvel und schwang sich elegant wieder auf die Beine.


" Wofür machst du den Handstand, Parvel? ", wollte ich wissen.


"Immer noch. Ich trainiere. Meine Nummer basiert auf Verrenkungen im Handstand während ich auf Stangen balanciere.", erklärte er.


" Kannst du uns was zeigen? ", wollte Bradley wissen.


" Klar. Denkt euch einfach eineinhalb Meter hohe Stangen unter meine Hände. ", lachte der Athlet und sprang wieder in den Handstand.


Seine Vorstellung dauerte ungefähr zehn Minuten und danach waren wir alle still.


"Ich kann mir das wirklich nicht auf Stangen vorstellen! ", lachte Colin.


" Tja, dann müsst ihr wohl mal in den Zirkus kommen! ", antwortete Parvel.


" Aber es sieht klasse aus. " Bradley sah beeindruckt aus und auch ich nickte.


" Dann zeigt ihr doch mal, was ihr könnt! ", forderte Parvel uns auf.


" Genau, Colin; zeig uns doch mal, dass du in den letzten zwei Stunden was gelernt hast! ", scherzte Bradley.


" Vorsicht, James! Ich kann die Texte schon immer besser als du!", warnte Col und wir alle lachten, als Bradley so tat; als wäre er durch die Worte seines Freundes fürchterlich getroffen.


" Ich kriege das Skript! ", forderte ich und Parvel warf es mir in hohem Bogen zu.


" Dann mal los. "


Ws war faszinierend mit anzusehen, wie die beiden Berufsschauspieler sich sammelten und in ihre Rollen fanden.


Colin wurde zu dem schlauen Jungzauberer Merlin, der seine Magie vor der Welt verstecken musste und deshalb für viele wie ein Trottel erschien.


Bradley aber wurde zu dem stolzen, eingebildeten Prinzen, der aber eigentlich das gütigste und warmherzigste Herz am ganzen Hof hatte und unter der Knute seines Vaters, des Königs stand.


Beide standen auf, gingen aus dem Raum und kamen dann zurück, Bradley/Arthur schwankend, als wäre er angetrunken.


"Du willst mir also sagen, dass du kein bisschen ängstlich warst?", fragt Merlin spöttisch und schliesst die Tür, während der Prinz in den Raum taumelt.


Merlin folgt ihm.


"Nein, ich war kein bisschen ängstlich. Ich bin ein Krieger. Man lernt, seine Angst zu kontrollieren und...", beginnt Arthur, der Rest des Satzes ging unter, als er gegen ein Stuhlbein, was wohl eine Säule darstellen soll, läuft.


Merlin springt vor und fängt ihn auf, bevor der Prinz hinfallen kann.


Arthur reißt sich los und läuft in Richtung seines imaginären Bettes.


"Du sahst aber ängstlich aus!", beharrt Merlin mit schelmischem Grinsen und lehnt sich grinsend an die Säule.


"Es ist gut, meinen Vater sich selbst feiern zu sehen.", sagt Arthur und setzt sich auf sein Bett. "Es war ziemlich still gegen Ende, nicht wahr?"


Er reißt die Auge auf. "Wahrscheinlich sollte ich zu ihm gehen!", sagt er und springt auf.


"Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?", fragt Merlin trocken, immer noch an die Säule gelehnt. "Du kannst kaum stehen!"


"Willst du damit sagen, dass ich betrunken bin?", knurrt Arthur, immer noch auf seinem schwankenden Weg zur Tür.


Merlin kratzt sich nervös am Kinn und lächelt, Gesicht immer noch abgewandt.

"Nein, ich meine nur, dass du nicht im Palast herumgeistern solltest!"


"Ach ja, und warum nicht?", giftet Arthur ihn an.


Starr schaut Merlin geradeaus, während er sagt: "Du hast keine Hosen an!"


In seiner betrunkenen Tollpatschigkeit schaut Arthur an sich herunter. "Der Punkt geht an dich!", sagt er leise und bügt sich, als wolle er seine Hose anziehn.


Erst jetzt dreht Merlin sich mit einem amüsierten Lächeln wieder um und beobachtet seinen Herren, wie er unbeholfen seine Hose hochzieht und us der Tür stolpert.


Damit endete die kleine Vorstellung und Parvel und ich lagen lachend auf der Couch.


"Soso, das ist also euer Alltag?", kicherte ich, als die beiden Schauspieler sich neben mich fallen ließen.


"Naja, es geht nicht immer nur um Hosenlose Besuche beim König, aber doch, es ist ganz lustig."


Mit diesen Worten öffnete er ein Sixpack Bier und reichte jedem von uns eine Flasche.


Wir stießen zusammen an und bald war alles andere vergessen.


Ja, wer hätte gedacht, dass sich aus so einem ungleichen Quartett wie uns mal eine richtige Männerfreundschaft entwickeln konnte?

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