Kapitel 40 - Nationalhymnen und Bier

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Irgendwann um halb zwölf dieses Tages schlich ich mich in unserer Haus und fiel in mein Bett.

Totmüde vom 48-Stunden wachsein und den Aufregungen, schlief ich wie ein Stein und wachte erst gegen Abend wieder auf. Das ganze Haus roch nach Bacon und Eiern und für einen Moment dachte ich, ich läge in meinem Zimmer in Doncaster im Bett.

Aber die Decke war zu neutral und das Zimmer war zu leer. Also stand ich langsam auf.

Fast erwartete ich, Jessie in der Küche stehen zu sehen, aber als die Köchin sich umdrehte, erkannte ich Parvel,  der Jessie's Schürze anhatte und an einem Omelett herumoperierte.

" Bist du jetzt langsam mal fertig,  Mister Superkoch? Wir haben Hunger! ", rief eine Stimme, die nur zu Bradley gehören konnte,  aus dem Wohnzimmer.

" Wusste gar nicht, dass du kochen kannst. ", lachte ich und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter.

" Ich auch nicht. ", antwortete er und wir beide brachen in Gelächter aus. " Aber pssst! Das müssen die beiden anderen nicht wissen. ", erklärte er.

" Was muss wer nicht wissen?", fragte Colin, der in Jogginghose und Hoodie in die Küche kam.

" Dass ich den Bacon im Handstand mit den Füßen gebraten habe, weißt du?", antwortete Parvel und wir beide mussten noch mehr lachen, als wir Colins geschockten Blick sahen.

" Können wir jetzt essen? ", fragte Bradley, der auch in die Küche kam. Mit uns vier Jungs war der kleine Raum so voll, dass man sich kaum noch umdrehen konnte.

" Los! Bewegt eure faulen Hintern und tragt das Essen wenigstens auf den Tisch, wenn ihr schon zu sonst nichts zu gebrauchen seid.", orderte Parvel an und wie kleine Kinder taten wir, wie uns geheißen.

Keine Minute später saßen wir an dem kleinen Tisch und schlangen wortlos alles, was auf unsere Teller kam, in uns hinein.

" Und du hast heute wirklich trainiert? ", wollte Bradley von Parvel wissen.

" Klar. ", antwortete dieser und wurde promt von drei sehr verblüfften Augenpaaren betrachtet.

" Wo wir gerade beim Thema sind: wir müssen Text lernen, mein alter Freund. ", bemerkte Colin und Bradley verdrehte die Augen.

" Nicht heute,  Morgan,  nicht heute. "

"Wieso nennt ihr euch eigentlich James und Morgan? ", fragte ich interessiert.

" Naja, das sind unsere Nachnamen und am Anfang, während der ersten Staffel, hat irgendjemand am Set damit angefangen und wir fanden es cool.", erklärte Bradley.

" Du fandest es cool, weil dein Nachname wie ein zweiter Vorname ist. " ,wiedersprach Colin.

"Klappe, Morgan! ", erwiderte Bradley und wir alle lachten.

" Heute kommt Fußball. ", merkte ich an. " England gegen Irland. " ( wird wahrscheinlich nicht passieren, ist mir auch egal. In meiner Welt schon :) )

Ihr glaubt nicht wie schnell vier Jungs zwei Pfannen und pro Person einen Teller, Besteck und Glas gespült hatten.

Parvel bot an, Bier zu holen, 'da seine Mannschaft ja eh nicht spielte' und er ' von unseren Rivalitäten gelangweilt' sei.

Wir anderen saßen schneller auf der Couch als ich "Fernseher" sagen konnte und warteten ungeduldig auf den Anstoß.

Parvel kam gerade in dem Moment rein, in dem Colin die irische Nationalhymne anstimmte und mit stolz gwschwellter Brust und geschlossenen Augen vor dem Fernseher stand und das gesamte Bild verdeckte.

Kurzerhand begann der Athlet seine Hymne und natürlich stiegen wir sofort mit unserer ein.

Ukrainisch, irisch und britisch war das grausligste  Mashup, das ich je gehört hatte, aber wir hatten unseren Spaß.

" Welche Hymne würde wohl Jessie singen? ", fragte ich lachend.

" Die Englische natürlich. ", antwortete Bradley.

" Die Ukrainische! ", widersprach Parvel und bevor das Spiel überhaupt angefangen hatte, waren die beiden in eine Kissenschlacht verwickelt. Natürlich stieg Colin mit ein und nachdem mich ein Kissen provokant am Kopf getroffen hatte, schleuderte auch ich zurück und zeigte Bradley, dass man sich nicht mit einem Tomlinson anlegt ohne es zurückgezahlt zu bekommen.

Irgendwann lagen wir lachend auf und neben der Couch und hielten uns die Bäuche.

" Aber ehrlich", sagte Parvel,  " Wenn man einmal auf einem internationalen Wettbewerb zu der Hymne seiner Nation aufgetreten ist, um das Heimatland zu vertreten, dann weiß man, dass man es wirklich weit bringen kann. "

Wir alle mussten über der Vorstellung lächeln.

" Du bist ziemlich gut, oder? ", fragte ich.

Er zuckte mit den Schultern. " Mir kommt es nicht darauf an. Aber ich denke, in meiner Kategorie bin ich ganz gut. "

"Diese Schweine! ", schrie plötzlich Colin und sprang auf.

Wir alle sahen ihn geschockt an. Dann fiel mein Blick auf den Fernseher.

" Ahahaha. Bradley, wir führen 1:0!"

Dies war der Moment,  in dem Parvel das Bier hervorzauberte und Colin einen auf den Frust und wir Briten einen auf die Führung tranken.

Der Artist ließ sich nur schwer überzeugen, aber am Ende zuckte er mit den Schultern, nahm das Bier und feuerte die Iren an ' um die Minderheiten,  also Colin zu stärken '.

Der Abend endete mit zwei Bier für jeden, sehr viel Gelächter und einem zu Tode beleidigten Colin,  der schon in Halbzeit einsehen musste, dass seine Mannschaft haushoch verlieren würde.

Wir lachten immer noch, als wir uns zu viert in das Zweierbad quetschen und ich beschloss kurzerhand, auf der Couch bei den anderen zu schlafen.

" Gute Nacht! ", flüsterte Parvel.

" Träumt süß. ", erwiderte ich.

" Und träumt vom Raupen-Paradies.", ergänzte Colin und wir alle lachten.

Ja, dachte ich bei mir. Egal, wie diese Sache ausging, wir vier könnten gute Freunde werden.

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