Kapitel 21 - Versteinert

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Mit diesen Worten stand Parvel auf und lief zähneknirschend zur Tür.

" Wenn er dir etwas tut oder dich aufregt, brech' ich ihm das Genick, wie ich es schon lange hätte tun sollen. ", knurrte er bitter ernst und Jessie sah ihn geschockt an.

" Parvel!?!", rief sie empört.

Dieser aber trat leise aus der Tür und machte den Blick auf einen leeren Flurausschnitt frei.

Jessie grinste, als wüsste sie genau, wer jetzt kam.

Als dann aber die schmale Gestalt von Colin in der Tür erschien, wechselte ihr Gesichtsausdruck blitzschnell.

Verwirrt und nervös sah sie ihn an und versuchte, sich im Bett aufzusetzen.

" Du!", keuchte sie.

" Ich. " Der normalerweise so lustige und wortgewandte Colin flüsterte dieses Wort als wäre es sein Letztes.

" Was machst du hier? ", fragte Jessie, verzweifelt um eine normale Tonlage bemüht.

" Bradley hat mich mitgenommen. Wir kommen direkt vom Filmen. ", erklärte er.

" Du weißt, dass du therapeutisch gesehen noch lange Hausverbot hast? ", bemerkte Jessie bitter und der fantastische Schauspieler saß an ihrem Bett und sah aus, als könnte er kaum die Tränen zurückzuhalten.

" Wenn ich damals gewusst hätte, was ich mit dem Allen anrichten würde, ich hätte dich doch nie berührt. "

"Du hättest mich vor allem niemals küssen sollen!", knurrte Jessie in fast der selben Tonlage wie vorher Parvel.

Ihre Worte schienen ihn zu treffen. " Jetzt sag nicht, dass du es nicht genossen hast! ", rief er aus.

"Natürlich habe ich es genossen! Das ist ja der Mist! Wenn du mir nie begegnet wärst, hätte ich nie gewusst, wie Lippen außer seinen schmecken und ich hätte nie gelernt, wie wunderbar anders als er man eine Frau lieben kann! Ich hätte nie einen Vergleich zu ihm gehabt und nie etwas anderes gewollt! "

Colin schwieg schuldig, aber Jessie war noch nicht fertig.

" Ich habe ihn geliebt, verdammt nochmal! Und er hat mich glücklich gemacht! So glücklich wie niemand vor ihm! Und dann bist du gekommen und hast alles kaputt gemacht! Ich lag in seinen verdammten Armen und habe an dich gedacht! "

Von meinem Beobachtungsposten aus hörte ich die ganze Unterhaltung und mein Magen zog sich zusammen. Ich wollte das doch alles gar nicht wissen!

" Es tut mir leid. ", flüsterte er leise und senkte den Kopf.

" Colin, es ist okay. Es ist passiert wie es passiert ist und wir können nichts mehr daran ändern. "

Die nächsten Worte waren nur ein tonloses Flüstern, aber ich verstand sie trotzdem.

" Aber ich habe dich hier rein gebracht! "

Jessie nahm seinen Kopf in ihre Hände und zwang ihn, auf zusehen.

" Du hast unsere Liebe zerstört, ja, aber du kannst nichts für diesen Unfall. Ich habe in der Manege falsch entschieden und den Preis dafür bezahlt. Das ihr dazu geführt habt, dass ich den Fehler gemacht habe, kann ich nicht sagen. "

Colin schluckte. " Es tut mir leid. "

Jessie nickte. " Ich weiß doch. Aber vielleicht war es ja auch gut, dass du uns auseinander gebracht hast. Ich liebe einen Anderen."

Die Worte trafen mich ins Herz und ließen mich zu Stein gefrieren.

Sie liebte jemand anderes!

Schluckend rieb ich über mein Gesicht.

Wieso brach mir das jetzt das Herz?

Wieso musste ich auf meine Lippen beißen um die Tränen zurückzuhalten?

Wieso fühlte ich mich plötzlich wieder so wie vor meinem verdammten Versuch mich umzubringen?

Wieso zitterten meine Beine so stark, dass ich mich an der Wand abstützen musste, um nicht umzufallen?

Die Unterhaltung der beiden ging weiter, aber ich hörte nicht mehr hin.

Jessie liebte jemand anderes.

Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter mir ins Schloß und bevor Bradley seinen Mund aufgemacht hatte, war ich an ihren vorbei und den Flur herunter.

Ich musste raus.

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