Kapitel 3

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𝐌𝐄𝐑𝐋𝐈𝐀𝐇

„So gleich werden Sie die letze Station erreichen, wir bitten dann alle Fahrgäste den Zug zu verlassen." ertönt die maschinelle Frauen Stimme, die mich nun schon seitdem Einstieg in Zürich verfolgt.
Seit vier Stunden starre ich mit meinem Koffer in den Händen und dem wenigen Handgepäck auf dem Schoß, aus dem Fenster des Zuges.

Ab und zu ist mir dabei schlecht geworden und ich musste es unterbrechen die vorbeiziehenden Orte zu beobachten, aber da ich keine andere Beschäftigung habe bin ich immer wieder darauf zurück gekommen.

Mittlerweile ist aber schon lange nichts spannendes mehr zu beobachten.
Nur noch Wälder ziehen seit der letzten Stunde an mir vorbei, dass hat mir allmählich die Lust geraubt weiter aus dem Fenster zu sehen.
Jedoch spielt sich im inneren des Zuges auch nichts spannendes mehr ab.
Vor ein paar Stunden konnte ich noch die Leute beobachten, aber jetzt ist der Zug in meiner Etage vollständig geleert und ich frage mich ob überhaupt noch jemand mit mir in diesem Zug ist.

Zur Sicherheit hole ich den Brief aus meiner Schultasche, die ich benutze um mein Handgepäck zu verstauen und lese mir die Zeilen mit der Adresse zum 15mal durch.
Wie erwartet habe ich die letzten 14male keine Leseschwäche gehabt, weswegen ich den Brief beruhigt wieder zusammenfalte und mit beiden Händen festhalte.
Beim Ausstieg werde ich die Adresse sowieso benötigen, deswegen bringt es nichts den Brief jetzt wieder in die Tasche zu stecken.

„Wir haben nun unsere Endstation erreicht.
Der Ausstieg befindet sich auf der linken Seite, bitte beachten Sie den Abstand zwischen Zug und Bahnsteig." ertönt die Frauenstimme ein letztes Mal.
Ich stehe sofort auf und trage meinen Koffer die drei Treppen hinunter, die mich von der Tür ins Freie trennen. Schnell schultere ich noch meinen Rucksack und steige mit bedacht aus dem Zug, da der Höhen Unterschied wirklich ziemlich krass ist.

Jetzt befinde ich mich laut Plan an dem „alten Bahnhof" der seinem Namen auch wirklich gerecht wird. Alles sieht total heruntergekommen aus und ein Bahnhof ist selbst mit großer Vorstellungskraft nicht mehr zu entziffern.
Unschlüssig trete ich einige Meter nach vorne, um nicht direkt mit dem Rücken zu dem Zug zu stehen, der gerade wieder abfahren möchte.

Dem Zug schaue ich kurz hinterher, konzentriere mich aber eher auf meine Umgebung.
Wie erwartet befinde ich mich irgendwo im nirgendwo. Keine Menschenseele ist zu sehen, nicht mal ein Haus oder so, nur Bäume, Büsche und Wiesen. Natur eben.
Ich falte den Brief ein weiteres Mal auf und lese mir die Adresse dieses „Freundes" von meinem angeblichen Vater durch.
„Dawling Straße. 13, Nähe alter Bahnhof" steht dort. Verwirrt schaue ich vom Brief auf und gucke direkt in die Augen eines Mädchens, dass plötzlich hier aufgetaucht ist.
Sie sieht genauso verwirrt aus wie ich mich fühle, hält aber im Gegensatz zu mir ein Handy, anstatt einem Brief in der Hand, zumindest glaube ich, dass es eines ist. Das von den Mädchen in der Schule hat immer genauso ausgesehen.

Jedenfalls verspüre ich gerade nicht die nötige Motivation mich mit ihr zu unterhalten, weswegen ich dem Plan nachgehen will einfach an ihr vorbei zu gehen und nach Beschilderungen Ausschau zu halten.
Aber ich bin nicht mal fünf Schritte an ihr vorbei, da eilt sie mir schon hinterher und fängt an zu quatschen.
„Hey! Ich suche hier so einen Ort von dem ich noch nie was gehört habe. Und ich dachte du könntest mir vielleicht helfen? Oder wir können uns auch gegenseitig helfen, wenn du möchtest.
Ich habe übrigens mal gelesen, dass man sich laut Statistiken besser anfreunden kann, wenn man währenddessen etwas zusammen erlebt oder sich hilft. Wusstest du dass schon?
Wenn nicht ist auch nicht schlimm, ich...,"
„Kannst du mal aufhören zu reden?" unterbreche ich die blondhaarige.
Ihr Mund fällt sofort zu und sie sieht mich mit ihren braunen Augen betroffen an.

„Hör zu, ich bin gerade vor lügen und falschen Freundschaften abgehauen, weswegen ich gerade nicht sehr motiviert bin neue Freundschaften oder etwas der gleichen zu schließen." sage ich barsch und verschränke die Arme.
Das Mädchen sieht mich erst geschockt, und dann wütend an.
„Vielleicht solltest du aber nicht alle Personen in einen Topf stecken, du kennst mich nicht und hast auch keine Ahnung was ich hinter mir habe.
Ich wollte nur freundlich sein." sagt sie geknickt, aber dennoch mit einem wütenden Unterton.

Sie macht kehrt und steuert die entgegengesetzte Richtung an, in die ich gehen wollte.
Sofort packt mich das schlechte Gewissen und ich gebe ein paar jammernde Worte von mir, drehe mich dann aber ergeben um und rufe ihr hinterher : „Wie heißt du eigentlich?"
Meine Nachfrage nach ihrem Namen, scheint die Wirkung einer Entschuldigung erreicht zu haben, denn das Mädchen kommt zurück und stellt sich neben mich.
„Lia. Lia Groose." antwortet sie auf meine Frage.
„Merliah." stelle ich mich vorerst nur mit Vornamen vor, da es mir komisch vorkommt aufeinmal einen neuen Nachnamen zu tragen, aber der alte fühlt sich in meinem Mund auch nicht mehr richtig an. Verdammt.

Lia schüttelt mir die Hand und fängt daraufhin wieder an zu reden, scheint wohl ihr Ding zu sein.
„Ich würde gerne noch weiter über zerstörte Freundschaften, lügen und den ganzen Krams reden. Aber zuerst sollten wir heraus finden wo wir hinmüssen, ich denke nämlich dass wir uns so ziemlich am Arsch der Welt befinden." schlussfolgert Lia logisch.

„Meine Adresse ist die Dawling Straße. 13.
Keine Ahnung wo dass sein soll!" sage ich verzweifelt und sehe mich weiterhin nach Beschilderungen um.
„Da muss ich auch hin." sagt Lia erstaunt.
Mich scheint gerade gar nichts mehr zu überraschen, weshalb ich diesen Fakt positiv entgegen nehme.
„Na dann können wir zusammen diesem mysteriösen Ort suchen. Geht vielleicht schneller."


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