Kapitel 21

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𝐌𝐄𝐑𝐋𝐈𝐀𝐇

Seit zehn Minuten beobachte ich die Uhr, die über der Tafel hängt und versuche die komplizierten Zeichen auf der Tafel so gut wie möglich zu ignorieren.
Elijah ist eben immer noch der kleine Junge, der mir jede Ferien streiche gespielt hat.
Ich hatte gehofft er ist erwachsen geworden, aber er schafft es immer noch mich auf die Palme zu bringen, mit den unnötigsten Kleinigkeiten.
Zwischen durch hat er mir zwar gute Dinge beigebracht, aber seine kleinen Späße sehen einfach die eines Kindes ähnlich.
Und ich dachte, dass er sich eventuell dem Ernst der Lage bewusst wäre oder er denkt einfach, dass ich es nicht schaffen könne und nimmt es deswegen auf die leichte Schulter, mich vorzubereiten.

„Glubschauge, du musst die Augen auch schon auf mich richten und nicht auf die Uhr." spricht mich Elijah mit diesem dämlichen Kosenamen an, den er mir gegeben hat, als ich fünf war und unterbricht seine Erzählung über eine Mafias im Untergrund.
„Nein, meine Augen müssen dich für heute nicht mehr ansehen. Und hör endlich auf mich so zu nennen Elijah, werd erwachsen", meine ich gepresst und sehe den Zeigern der Uhr zu, wie sie genau auf 9:30 Uhr zeigen.
Was mir den Schluss dieser zwei endlos langen Stunden verdeutlicht und ich verschwinde ohne zu zögern aus dem Raum.
Elijah steht bei meinem austreten mit verwirrter Miene da, als hätte er nicht mit meiner direkten Wortwahl gerechnet.

Zugegeben, dass habe ich auch nicht, aber jemand muss es ihm sagen und auch mir ist es wichtig, nach meinem Namen genannt zu werden.
Und nicht nach diesem dämlichen Kosenamen „Glubschauge" den er sich wegen meinen verschieden farbigen Augen einfallen lassen hat.
Jahrelang hatte ich komplexe und wollte nicht mehr zum Unterricht, es kam sogar soweit dass ich blaue Kontaktlinsen getragen habe, um
„normal" zu sein.
„Völliger Schwachsinn", murmle ich und entscheide spontan in den Keller zu gehen, da May bei der Führung etwas von einer Eishalle erzählt hat.
Ich habe mein Hobby schon viel zu lange nicht ausgeübt, es fühlt sich fast an wie ein Entzug.

Auf der Mädchenschule bin ich täglich für mehrere Stunden Eislaufen gewesen, es ist eine  Flucht aus der Realität.
Niemand außer mir beherrschte das Eislaufen und zusätzlich waren die meisten Mädchen nicht angetan davon, was mich immer sehr gewundert hat.
Nur Alya konnte ich dazu bewegen mich manchmal zu begleiten, mittlerweile bin ich mir aber sicher, dass sie das Ganze nur gemacht hat, um die unehrliche Freundschaft zwischen uns stabil zu halten.
Ich frage mich, ob mich der Verlust unserer Freundschaft nicht sehr geschmerzt hat, weil alles auf einer Lüge basiert hat oder sie vielleicht nie eine Freundin für mich war.
Dass mit Alya hat sich nämlich keinesfalls so angefühlt wie mit Lia.
Obwohl ich mir bei Lia trotzdem sicher bin, dass mir noch ein Teil der Wahrheit verschwiegen wird, aber dahinter werde ich mit Sicherheit auch noch kommen.

Mittlerweile bin ich die Treppe der rechten Seite des Gebäudes, die in einen anderen Kellerbereich führt, hinunter gegangen.
Hier gibt es zum Glück nur einen minimalen Treppenabstieg.
Jetzt befinde ich mich in einem langen Flur, der in regelmäßigen Abständen einige gelbe Türen aufweist.
Leider ist hier überhaupt nichts beschriftet, weswegen ich beschließe einfach jede Tür zu öffnen, bis ich die Halle gefunden habe.
„Na toll", sage ich und gehe enttäuscht zu der nächsten Tür weiter, weil die erste schon abgeschlossen ist.
Und als die zweite sich dann ebenfalls nicht öffnen lässt will ich schon beinahe aufgeben, weil mich das flimmern der alten Lampen nicht gerade einladend auffordert, weitere Zeit in diesem Flur zu verbringen.

Du lässt dich öffnen.
Du lässt dich öffnen.
Du lässt dich öffnen.
Wiederhole ich in meinem Kopf bei der dritten Tür und bin mir nicht ganz sicher, ob ich gerade etwas manifestieren möchte oder versuche die Tür auf zu hexen, wie Bibi Blocksberg.
Ohne eine Entscheidung zu treffen drücke ich die Klinke herunter und sie leistet keinen Widerstand, was mir beinahe einen kleinen Freudenschrei entlockt.
Das Licht in dem Raum ist an geschaltet, so wie es aussieht bin ich in einer großen Turnhalle gelandet, dabei fallen mir zuerst die vielen Sportmatten in die Augen, die auf dem Boden liegen.
Hier muss wohl vor kurzem Unterricht statt gefunden haben.

Durch einen lautes Stöhnen, wenden sich mein Blick ab von den Matten und ich suche nach der Ursache, vielleicht hat sich jemand verletzt.
Ich setze einen Fuß in die Halle, da von der Tür aus nicht viel zu erkennen ist und glaube im nächsten Moment nicht, was ich da vor meinen Augen sehe.
Direkt an der Wand vor mir, fickt Jaxon diese eingebildete Tusse mit den falschen Haaren.
Sie hat ihre Augen fest zusammengepresst, als würde es sie schmerzen, wie Jaxon sich im regelmäßigen Tempo ganz aus ihr heraus zieht, um dann wieder mit voller Kraft in sie zu stoßen.
Seine großen Hände pinnen ihren Körper dabei fest an die Wand.

In mir sammelt sich ein Gefühl, was ich nicht kenne, aber ich spüre das Bedürfnis diese Schlange von ihm zu reißen, weil ich diejenige sein sollte, die er da gerade nimmt.
Im nächsten Moment gruselt mich der Gedanken wie fasziniert ich von diesem dreckigen Sex bin. Es ist wahrscheinlich auch nur ein quickie, denn Jaxon hat sich nur seine Hose herunter gezogen.
Das Mädchen hingegen ist fast komplett nackt, nur ihren Bh trägt sie noch, aus diesem Fallen ihre Monster Brüste aber beinahe hinaus.
Ich will mich einfach nur noch von dem Anblick der beiden losreißen, bin aber zu sehr fasziniert von Jaxon und seinem Erscheinungsbild.

Es ist der pure Genuss, seine Rückenmuskulatur unter dem dünnen Shirt welches er trägt verfolgen zu können und seine Miene zu beobachten, zu zusehen wie diese immer mehr entgleist, weil er in wenigen Sekunden zu seinem Orgasmus kommen wird.
Scheiße, ich bin total krank!
Rufe ich mir selbst in den Kopf und realisiere erst richtig, wem ich da beim Sex beobachte, dass ich überhaupt Menschen beim Sex beobachte und auch noch an der Stelle des Mädchens sein möchte.
Dass ist definitiv Elijahs Unterricht zu zuschreiben, ich bin einfach nur völlig verwirrt.
Rede ich mir ein und gehe langsam rückwärts aus dem Raum, in der Hoffnung, dass sie mich nicht sehen.

Allerdings scheint es gerade soweit zu sein zu sein und das Mädchen reißt ihre Augen während ihres Höhepunktes auf und ihr erlösender Schrei, verwandelt sich in einen erschrockenen, als sie mir mitten ins Gesicht starrt.
Und dann dauert es nicht lange, bis auch Jaxon seine eisblauen Augen auf mich richtet, während er kommt. Ich habe das Gefühl, als würde er mir direkt in meine Seele starren. Jedoch will ich in diesem Moment, nur ganz ganz tief in den Boden der Turnhalle versinken, weil ich mich plötzlich so entblößt, wie auch ertappt fühle.

You're my overdoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt