Kapitel 11

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𝐌𝐄𝐑𝐋𝐈𝐀𝐇

„Definitiv nicht das Büro des Hausmeisters", murmle ich, während ich „Trainingsraum" an der Tür lese.
Allerdings, scheint es hier für mich wenigstens einen Anhaltspunkt zu geben, denn unter der Tür sieht man helles Licht aus dem Raum strahlen.
Also muss hier doch garantiert gerade jemand trainieren, eher gesagt hoffe ich, dass hier gerade jemand ist und mir helfen kann.
Sonst bin ich nämlich am Arsch.

Voller Entschlossenheit klopfe ich energisch an die Tür und hoffe, das sie jemand öffnen wird.
Die Aufregung macht mich ganz hibbelig und ich fange an rumzutänzeln, liebend gerne würde ich mir jetzt selbst eine Standpauke halten, das ich mir meine Attacken für später aufheben soll.
Der Nachteil ist, dass das leider nicht funktionieren wird.
Ich bitte Lia einfach nachher das zu tun.

Die Tür wird von innen geöffnet und ich bin mit den Gedanken immer noch bei meiner innerlichen Ansage.
Jedoch muss ich mir ein genervtes schnauben verbieten, als ich beim hochgucken direkt in das Gesicht, des spöttischen Jungen aus dem Treppenhaus sehe.
Er sieht erst ziemlich überrascht aus, scheint mich dann aber zu erkennen, was ihn laut seinem schmunzeln wohl sehr zu amüsieren scheint.
„Du suchst dir immer die falschen Zeitpunkte aus kleines, ich trainiere und habe leider keine Zeit für dich." stellt der Poser klar und mustert mich genau.

„Wie gut, das ich nicht deinetwegen hier bin", gebe ich gereizt zurück, versuche dabei allerdings meine zickigkeit im Zaum zu halten.
„So, so?" fragt er gespielt überrascht und zieht die schwarzen Augenbrauen, passend zu seinem dunklen Haar, in die Höhe.
„Ich habe Hilfe gesucht, weil ich den Raum 23 suche, der soll im Keller sein", antworte ich und gehe ein paar Schritte zurück, um den Kopf nicht weiter in den Nacken legen zu müssen, dass macht das ganze Gespräch nur noch unaushaltsamer.
Seine Lippen kräuseln sich und es sieht aus, als müsste er sich ein Grinsen verkneifen, das allein reicht immoment aus um mich maßlos auf die Palme zu bringen.

„Also bist du ja doch wegen mir hier." reißt er einen Macho-Spruch, der mir gerade echt eine Nummer zu viel ist.
„Also gut", sage ich patzig und lege den Rückwärtsgang ein, „dann halt nicht."
„Ach komm warte, war doch nur ein kleiner Spaß." mit diesen Worten bringt der Kerl mich sofort wieder zum Stehen, innerlich klopfe ich mir auf die Schulter, da diese Nummer doch immer zieht.
Meine Augen verfolgen aus einigen Metern Abstand genaustens wie er den Raum flink abschließt, mit dem Schlüssel den er vorher aus der Tasche seiner schwarzen Shorts gefischt hat und sich durch die vollen Haare fährt, während er sich wieder zu mir dreht.

Er sieht mich ohne einen Ausdruck an und fängt an die Treppen hinauf zu laufen, das war definitiv meine schlimmste Befürchtung. Ich kann einfach nicht mehr!
Und zusätzlich bin ich mir nicht sicher ob ich ihm folgen soll, weswegen ich unschlüssig kurz vor den Treppen stehen bleibe, wie bestellt und nicht abgeholt.
„Komm endlich." gibt er mir endlich ein Signal, das ich ihm folgen soll, wenn auch ein sehr barsches Signal.
Wie kann er die ganze Zeit kurz vor einem Lachanfall stehen und mich jetzt behandeln als wäre ich eine wandelnde, ansteckende Krankheit? Schlau, werde ich aus ihm keinesfalls.

„Alta, beeil dich doch mal!" ruft er mit tiefer Stimme zu mir herunter, schätzungsweise haben wir mindestens einen Abstand um ein Stockwerk.
Ich lege einen Zahn zu und lege das aktuelle Stockwerk in Sekundenschnelle zurück, von einem Kerl mit schlechter Launen lasse ich mir garantiert keine scheiß Sprüche gefallen.
„Erstens ‚Alta' spricht man nicht so mit einer Frau, und zweitens bin ich diese ganzen beschissenen Stockwerke heute schon einmal herunter gegangen.
Also lass deine plötzliche schlechte Laune nicht an mir aus, verstanden?" meckere ich diesen Idioten an und ziehe direkt an ihm vorbei, hoch ins nächste Stockwerk.
Wenn ich mich nicht irre, müsste hier der Flur mit den Unterrichtsräumen sein, aus dem ich gestartet bin.

Nach den nächsten Treppenstufen stellt sich meine Vermutung als richtig heraus und ich werfe einen Blick nach hinten, um ihn still zu fragen ob wir hier richtig sind.
Mit einem kurzen Nicken nach rechts, signalisierte er mir das ich weitergehen kann.
Ohne zu zögern, drücke ich direkt die Glastür auf.
Diese angespannte Stimmung ist ja nicht auszuhalten, hier fühlt es sich wenigstens so an als könnte man wieder Atmen.

„Falsche Richtung." sagt der Junge, der mich gerade mit schnellen Schritten wieder einholt und neben mir den Flur entlang geht.
„Was?" frage ich verwirrt und sehe seitlich zu ihm auf, er sieht mich ebenfalls an, was zu einem Treffen unserer Blicke führt.
Es fühlt sich irgendwie komisch an.
Nicht gut, nicht falsch, irgendetwas dazwischen.

„Es gibt hier zwei Kellergewölbe, eines auf der rechten Seite des Gebäudes und eines auf der linken.
Du musst in das rechte Kellergewölbe." erklärt er mir ruhig.
„Und was ist da der Unterschied?" frage ich in einer normalen Tonlage, da meine Wut langsam abebbt.
Er richtet seinen silbernen Ring, den er an der rechten Hand trägt und antwortet mir : „Die linke Seite des Gebäudes gleicht einer normalen Schule, alles ist so wie man es normalerweise kennt."

Er macht eine kurze Pause und scheint mit sich zu ringen, ob er mir von der rechten Seite des Gebäudes erzählen sollte, oder vielleicht eher, was er mir nicht erzählen sollte?

„Sag lieber nichts, bevor du mit dem lügen beginnst, denn davon habe ich eine eindeutige Überdosis." warne ich ihn direkt vor und bleibe automatisch stehen.
Wir befinden uns gerade vor den Türen, die aus dem Flur führen.

„Ich kann dir nicht viel erzählen", beginnt er und blickt mir direkt in die Augen, „ nur, dass die rechte Seite nicht dem entspricht, was du normalerweise kennst.
Dort gibt es viele Sachen, die gelehrt werden, die dir eventuell Angst machen könnten.
Die Schüler, die dort unterrichtet werden, werden auf weitaus mehr als nur auf ein normales Leben vorbereitet."

You're my overdoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt