Kapitel 8

1.8K 55 24
                                    


𝐌𝐄𝐑𝐋𝐈𝐀𝐇

„Das glaubst du mir nicht!" kreischt eine schrille Stimme durch das Zimmer und mein Körper schreckt automatisch auf.
Aber als ich sehe, dass der ungebetene Gast Lia ist, lasse ich mich stöhnend zurück ins Bett fallen und versuche ihre quickenden Töne einfach auszublenden.
„Sei nicht so und hör mir gefälligst zu", werde ich von Lia aufgefordert, während sie sich noch im gehen die Schuhe auszieht, um sich kurz danach auf mein Bett zu werfen.

„Man Lia, was willst du denn?" grummle ich und drehe mich eingemummelt in die bedecke so um, dass ich ihr ins Gesicht schauen kann.
„Also erstmal, sollst du mir zuhören", meckert sie mich an und fuchtelt mich ihrem Finger vor meinem Gesicht rum, wie eine alte Dame, wenn Kinder etwas falsch gemacht haben.
„Leg los", sage ich zwischen meinem Gähnen und sehe sie mit so viel Aufmerksamkeit kann, die ich kurz nachdem aufwachen halt so aufbringen kann.
Also, mit gar keiner.

„Also erstmal, ist da ja dieser tolle Typ, mit diesem süßen Grinsen, du weißt doch wen ich meine, den vom Hof?" schwärmt sie theatralisch und lässt die Augenlider flattern.
„Klar", antworte ich nickend und entferne nun doch die Bettdecke von meinem Körper, um aufstehen zu können.
„Zumindest ist er super duper nett und hat mich durch die ganze linke Hälfte des Gebäudes geführt, danach hatte er aber leider keine Zeit mehr, weil der Unterricht gerufen hat. Aber naja, dass ist kein Problem, in ein paar Stunden sitzen wir sowieso auch im Unterricht!
Was glaubst du, wie glücklich ich war, als ich seinen Namen auf ein paar der Kurse lesen konnte, in die wir zufällig eingeteilt wurden." erzählt Lia in einem Tempo, dass ich eigentlich nicht in der Lage bin aufzunehmen, deswegen hoffe ich, alles richtig verstanden zu haben.

Meine Antwort ist ein lautes „Mhm", aus dem Badezimmer, in das ich gerade gegangen bin.
„Deinen Stundenplan habe ich vorhin übrigens auch gleich mitgenommen, dann musst du nicht nochmal runter.
Und die Pläne wann die Essenszeiten sind, sind dort auch gleich dabei." setzt Lia ihre Information fort.

„Dankeschön! Ich werde jetzt kurz baden gehen und dann sollten wir schlafen, wann startet der Unterricht morgenfrüh noch gleich?" frage ich Lia und ziehe gleichzeitig meine Klamotten aus, die ich achtlos auf den Boden fallen lasse, sie aber mit dem nackten Fuß noch ein wenig von der Badewanne wegschiebe, sodass sie nicht klitschnass werden.
„7:30 Uhr und lass dir nicht zu viel Zeit, ich will noch duschen." brüllt Lia so laut, als würden uns in diesem Moment Stockwerke trennen.
„Soll ich dir ein Megaphon besorgen? Dann könntest du sicher das ganze Internat an unserer Unterhaltung teilhaben lassen", antworte ich ihr in einer gespielt ernsten Tonlage und versuche mein Lachen zu unterdrücken.

„Mensch wow, du bist heute ja so ein Spaßvogel!" kommt es trällernd von Lia zurück, was mich dann doch zum kichern bringt.
Ich antworte nicht weiter auf die Andeutung, sondern widme mich gerade lieber der Badewanne.
In Büchern haben die Menschen schon oft erklärt wie man diese betätigt, deswegen drehe ich wie in der Dusche zuerst das Wasser auf und stelle es dann auf ungefähr 38 grad warm ein.
Auf dem Waschbecken steht sogar eine Tube Badezusatz, die mit der rosanen Farbe und dem blumigen Design ziemlich verlockend aussieht.
Deswegen greife ich danach und schütte einfach nach Gefühl etwas davon in die Badewanne, weil ich mich nicht mehr erinnern kann, wie man das genau dosiert.

„Es ist wirklich peinlich, mit 21 nicht zu wissen, wie man baden geht", spreche ich leise zu mir selbst.
Der enttäuschte Gedanke daran, all dies gehabt haben zu können, wenn meine Eltern mich behalten hätten, verfliegt aber wieder sobald ich den Schaum entdecke, der sich durch den Badezusatz gebildet hat.
Ich „Spiele" ein wenig damit, kann es aber nicht verhindern währenddessen die gesagten Worte von Edmund wieder in den Kopf gerufen zu bekommen.
Die Art wie er mit mir gesprochen hat war einfach so anders als sonst.
Es war nicht als würde ich Ärger bekommen oder gelobt werden, es hat sich wirklich so angefühlt wie er es gesagt hat.
Wie eine klare Erklärung, wie eine schwere Entscheidung, die ich sobald wie möglich fällen muss.

Und ich habe niemanden mit dem ich sprechen kann.
Wenn man den Worten von Edmund glauben schenkt, wird es ein Kampf zwischen gut und böse, bei dem ich nicht einmal weiß, ob ich nicht sogar die Böse bin.
Ich kenne keinen Hintergrund, keine Geschichte und bin mir sicher, dass ich sie entweder gar nicht kennen soll oder dass es einfach niemanden gibt, der mir etwas erzählen könnte.
Zu Edmund werde ich aber nicht selbstständig gehen, er kommt mir suspekt vor, wenn er wirklich ein guter Freund von meinem Vater war und nicht lügt, dann wird mir hier noch einiges verschwiegen.

Dieser Nachname ist ein Fluch.
Genau wie die Lügen, die mich schon mein ganzes Leben lang verfolgen, die Frage ist nur, was ich tun sollte um diesen Flüchen zu entkommen.

Einem Mann, den ich kaum kenne glauben schenken, und mich für die Mafia entscheiden.
Oder mich gegen die Mafia entscheiden und ohne ein Wort, von diesem Ort verschwinden, aber dann niemals meine wahre Identität kennenlernen.

 Oder mich gegen die Mafia entscheiden und ohne ein Wort, von diesem Ort verschwinden, aber dann niemals meine wahre Identität kennenlernen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
You're my overdoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt