𝐌𝐄𝐑𝐋𝐈𝐀𝐇Jede halbe Stunde gesellen sich ein paar Menschen aus der Zentrale zu uns, wohingegen andere den Tisch verlassen. Die meisten waren auf dem aktuellen Stand und wussten wie der Plan aussah. Ich war somit die Einzige, die einiges aufzuholen hatte und das nicht nur beim Thema mangelnde Informationen.
Kaum näherte sich der Vormittag dem Ende, taucht Liam wieder auf, welcher vorhin als erster wortlos die Gruppe verlassen hat.
Mit rauchendem Kopf sehe ich zu ihm auf, darauf hoffend, dass er mir sagt ich kann Mittagessen gehen und danach direkt ins Bett. Doch seine wachsamen Augen sprechen leider in Bänden.
„Um 14:00 Uhr gibt es Mittagessen, also in zehn Minuten. Danach wirst du gemeinsam mit Jack in den Keller fahren, wir müssen trainieren", führt Liam mir ohne eine Spur von Herzlichkeit seinen Plan aus.
Am liebsten will ich protestierend Stöhnen, traue es mich aber nicht.
Stattdessen kommt über meine Lippen : „Warum trainieren wir nicht hier oben in diesen Kampfringen?"
Liam schnaubt.
„Ich will mit dir in den Keller, damit du dich nicht sofort blamierst, wenn du das nicht schon getan hast, دست و پا چلفتی ."Erzürnt sprang ich auf, was leider nichts bedeutendes an unserem Größenunterschied änderte, richtete aber dennoch drohend meinen Finger auf den Mann vor mir.
„Ich weiß zwar nicht was du da schon wieder vor dich hin redest, aber wenn ich es herausfinde, dann..., dann..", scheiße, mir fällt verdammt nochmal nichts ein, was ich ihm an den Kopf werfen kann.
„Dann?", hakt Liam spöttisch mit gehobener Braue nach und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Dann wird etwas passieren!", dränge ich hervor und es klingt noch armseliger, als ich gedacht habe.
„Pass auf was du sagst, sonst kriege ich noch Angst vor dir kleiner Teufel", lallt er ironisch und ist kurz davor mich schamlos auszulachen.
Ohne mich von Katharina zu verabschieden fixiere ich Liam mit zusammen gekniffenen Augen und schlängle mich so schnell es geht an ihm vorbei, auf direktem Wege in mein Zimmer.
Liams lachen hängt mir in den Ohren, als ich meine Tür zuknalle und mich dagegen lehne. Ich sollte mich nicht jetzt schon von ihm beeinflussen lassen, von Jaxon emotional abhängig zu werden, hat sich auch schon als großer Fehler erwiesen.
„Die ganze Sache wird sich jetzt garantiert nicht mit seinem Bruder wiederholen", spreche ich zu mir selbst, obwohl ich nicht einmal weiß, ob die beiden überhaupt Brüder sind. Allerdings ist diese Ähnlichkeit gruselig.
Mit schnellen Schritten gehe ich ins Badezimmer und binde meine Haare in einen strengen Zopf. Ich streiche an den weißen Strähnen entlang, die tag für Tag immer mehr herauswachsen.
Vielleicht sollte ich Sienna fragen, ob mir jemand hier Haarfärbemittel besorgen kann. Eine Veränderung wird mir eventuell helfen, mich ein Stückchen mehr von meinem alten Leben zu lösen.
Ich nehme ein klingeln wahr und realisieren nach kurzer Zeit, dass es mein Handy sein muss. Es liegt immer noch genau da, wo ich es gestern Abend abgelegt habe.
Auf dem Bildschirm sind genau die gleichen Symbole wie an dem Tag, als Liam mich aus dem Internat geholt hat. Ich schüttle den Kopf, um die Gedanken zu verbannen und drücke den grünen Button auf dem Handy.
Ein Name stand nicht oben drüber, aber diese Stimme werde ich ab jetzt wohl immer erkennen.
„Merliah ich will ja echt nicht Stressen, aber wenn du nicht jetzt isst, kotzt du nachher beim Training alles voll. Das würde Liam mit Sicherheit amüsieren, aber dich bestimmt nicht", erläutert Jack mir, dass ich voll die Zeit vergessen habe.
„Du bist ein Schatz Jack, bin gleich da!", antworte ich eilig und lege auf.
Hektisch reiße ich meine Tür auf und war wahrscheinlich noch nie glücklicher darüber Sienna zu sehen.
„Ich dachte du bräuchtest vielleicht Hilfe dabei den Speisesaal zu finden", meint sie lachend, „und du nimmst mittlerweile schon dein Handy mit, sehr gut."
Mein Blick gleitet auf die Metallbüchse in meiner Hand.
„Eigentlich hat mir Jack gerade Feuer unterm Hintern gemacht, weswegen ich vergessen habe es wegzulegen. Aber du kannst mich ruhig loben, kein Ding."Ein verliebtes Lächeln schleicht sich auf das Gesicht meiner Freundin und ich weiß sofort was Sache ist.
„Du bist ja hin und weg von ihm", flüstere ich ihr kichernd ins Ohr, während wir warten, dass der Fahrstuhl zu uns hochfährt.
„Pscht", zischt Sienna und stupst mich von der Seite an.
Die Fahrstuhltüren öffnen sich und wir haben das Glück, alleine nach unten zu fahren. So habe ich die Möglichkeit, die Tomate neben mir noch weiter zu durchlöchern.
„Sag schon, wie lange hast du mittlerweile Gefühle für ihn?", hake ich mit leuchtenden Augen nach.
Ihre Antwort dauert eine Weile, vielleicht ein wenig zu lange. Es ist als würde sie sich schämen mir die Wahrheit anzuvertrauen. Zumindest wirkt das Kauen auf ihrer Lippe, nicht wirklich entspannt.
„Drei Jahre", nuschelt Sienna schließlich.
„Was? Drei Jahre? Oha!", schreie ich empört und merke leider zu spät, dass sich in diesem Moment die Türen des Fahrstuhls öffneten.
„Shit", murmle ich und richte meinen Blick vorsichtig auf die drei Tischreihen, die jeweils mit mindestens hundert Menschen gefüllt sind, deren Aufmerksamkeit nun nicht mehr auf dem Essen liegt, sondern auf mir.
Wie erstarrt stehe ich da, bin aber kein Vergleich zu Sienna, dessen Gesicht schon fast einen leicht lilafarbenen Ton angenommen hat.
Du musst jetzt für deine Freundin da sein, sage ich zu mir selbst.
„Hey Leute!", brülle ich wie eine verrückte in den stillen Saal hinein, „ihr könnt schön weiter essen, hier gibt es nichts zu sehen."
Mit einem aufgesetzten Lächeln schenke ich allen eine beruhigenden Blick und ziehe Sienna zur Ausgabe direkt neben uns.
„Es wäre unauffälliger gewesen hätte ich nichts gesagt, oder?", flüstere ich ihr ins Ohr, während wir Kartoffelbrei mit Spinat auf unsere Teller geladen bekommen.
„Allerdings", flüstert sie zurück und nimmt dankend ihren gefüllten Teller an.
Ratlos stehen wir vor den Reihen, bis eine rettende Hand uns zuwinkt. Die von Jack.
Unsicher werfe ich einen Blick hinter mich. Sienna sieht Schweißgebadet aus, ich glaube schon einen Schweißtropfen von ihrer Stirn rinnen zu sehen.
„Meinst du das geht?"
Ihr aufgeregtes Nicken weckt zwar einige Zweifel in mir, dennoch trete ich mit Sienna an der Hand den Weg zur mittleren Tischreihe an.
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You're my overdose
Teen FictionBand I | Merliah lebt schon ihr gesamtes Leben nur mit Mädchen zusammen. Anders geht es auch gar nicht, da sie eine Mädchenschule ihr zu Hause nennt. Eltern waren ihr nie bekannt und irgendwann hat sie es aufgegeben darauf zu hoffen, dass ihre E...