Kapitel 16

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𝐌𝐄𝐑𝐋𝐈𝐀𝐇

„Ich habe dir gestern nicht mehr erzählt, weil du sehr geschafft aussahst und ich dich nicht überlasten wollte." antwortet Edmund mir.
„Wann ich überlastet bin, entscheide ich immer noch selbst, und meinst du mich in einen unbekannten Unterricht, über waffen zu schicken, überlastet mich nicht?" meine ich sauer und versuche meine Stimme nicht schrill werden zu lassen, was den Umständen entsprechend wirklich hart ist.

„Du hast nicht nur Waffenkunde, sondern auch normalen Unterricht, bis du dich entschieden hast." stellt Edmund lächelnd klar und sieht mich an, als wäre ich schwer von Begriff.
„Ach wie schön, dass du das einfach so beschlossen hast, ohne mich zu informieren", sage ich und klatsche dabei verzweifelt meine Hände zusammen.
„Das ist doch nichts schlimmes." sagt er und tätschelt mir meinen Oberschenkel, ich fühle mich wie ein unartiges Kind.
„Nichts schlimmes?" Frage ich mit der schrillen Stimmlage, die ich eigentlich vermeiden wollte. Wenigstens scheinen jetzt aber beide hellwach zu sein und die Aufmerksamkeit liegt auf mir.
Gut so.

„Ich bin kein Kind mehr, versteh es doch.
Mit 21 Jahren will ich meine eigenen Entscheidungen treffen und nicht mit einem Mann darüber diskutieren müssen, ob er mir die Information erzählt, die mir zu stehen!" meckere ich Edmund mit voller Absicht an und fertig damit, bin ich noch lange nicht.
„Warte nur ab, wenn ihr mir nichts sagt, werde ich dieses Gebäude schneller verlassen als ihr gucken könnt. Ganz egal, welche Opfer ich dafür bringen muss, ist das klar?" füge ich hinzu, während ich Edmund und Jaxon abwechselnd mit blicken ansehe, die meine Worte unterstützen sollen.

„Nun gut, dann sollst du alles erfahren." sagt Edmund gleichgültig und erhebt sich von seinem Stuhl, um sich daraufhin mitten in den Raum zu stellen.
Hoffentlich fängt der nicht an wie ein verrückter im Raum hin und her zu gehen, beim Erzählen.
Das hat ein Mädchen in der Schule immer gemacht, unheimlich nervig.
Er macht es natürlich, vielen Dank für nichts.
Aber wenigstens fängt er auch an zu erzählen, weswegen ich alles weitere ausblende, auch Jaxon, der neben mir nur Augen für sein Handy hat.
Wahrscheinlich sucht er sich eine Gelegenheit, zum schnackseln heute Abend.

„... es fing alles im März 1990 an, dein Vater ging auf diese Akademie, die damals ausschließlich  zur Ausbildung von Mafiosen genutzt wurde.
Ich ging mit deinem Vater seit drei Jahren auf die Schule und wir waren gute Freunde.
Doch dann kam der Tag, an dem dein Opa verstarb. Michael Stone.
Bis zu diesem Zeitpunkt, leitete er die Mafia, die er sich selber aufgebaut hatte.
Dein Vater wusste, dass er der Nachfolger sein würde, aber so früh hat er nicht mit dem Tod seines Vaters gerechnet.
Mike war es eine Lehre und es zeigte ihm, wie gefährlich das Leben als Mafiaboss war, jedoch nahm er dieses Leben trotzdem in Kauf, um seinen Vater zu rächen." Edmund macht eine kurze Pause und sieht mich forschend an, wahrscheinlich um zu sehen, wie viel ich noch verkrafte.

Und ich bin mir sicher, dass ich alles verkraften werde.
Die Wahrheit in diesem Moment zu erfahren, ist das erlösende Gefühl, nachdem ich mich immer gesehnt habe.
Genau deswegen, werde ich alle Informationen aufsaugen, egal wie schrecklich die Geschichte auch sein mag.
Das scheint auch Edmund zu erkennen, denn er fährt fort.

„Mike musste die Akademie mit sechzehn Jahren verlassen, um sich seiner Aufgabe zu stellen.
Ich selber blieb zurück und wartete für zehn Jahre, jeden Monat auf ein Lebenszeichen von meinem treuen Freund, es machte mich fertig, wenn er ein halbes Jahr nichts schrieb.
Ich dachte oft, er sei tot.
Aber es kam immer was, bis er zurück an die Akademie kehrte, um mir seine Frau vorzustellen und mich wiederzusehen.
Deine Mutter war wahrlich wunderschön, du siehst aus wie sie.
Nur die Augen, die hast du von deinem Vater....,"

„Was ist mit meiner Mutter? Er hat sie im Brief erwähnt, ist sie etwa auch..?" unterbreche ich Edmund hitzig.

Er verzieht entschuldigend das Gesicht und antwortet : „Seit 15 Jahren hat niemand mehr etwas von ihr gehört, nach dem dein Vater getötet wurde, war sie ebenfalls spurlos verschwunden.
Es wird vermutet, dass beide zum gleichen Zeitpunkt getötet wurden."
„Wer war es?" Frage ich mit einer Wut, die mir völlig unbekannt ist.

„Namen sind keine bekannt, du hörst nur Spekulationen, aber sie wurden aus dem gleichen Grund getötet, wie jeder, der zu viel macht besitzt.
Durch den Neid, er lässt Menschen schlimme Dinge tun.
Und Menschen tun diese ohne Rücksicht, wenn sie merken, dass eine starke Mafia von einem noch stärkeren Anführer geführt wird.
Es sind nämlich durchaus die Befehle des Oberhauptes, die die Macht verstärken oder verringern können.
Deswegen haben die derzeitigen Mafias auch solch eine Motivation dazu, dich tot zu sehen.
Weil sie denken, du wirst noch stärker sein, als er es war." beendet er seine Erzählung langsam und wartet auf eine Reaktion von mir.

„Hast du mal eine Tüte? Ich glaube ich kriege schnapp Atmung", hechele ich und versuche eine Panikattacke vorzubeugen, anscheinend nehme ich alles nicht so taff auf, wie gedacht.

Edmund nickt sofort, als wäre er schon länger auf diesen Fall vorbereitet und holt sofort eine Papiertüte aus seinem Schreibtisch, die er mir gleich darauf überreicht.
Ich presse sie mit der Öffnung zu mir, direkt an meinen Mund und atme einige Male tief ein und aus, bis sich mein Herzschlag, sowie der Rest meines Körpers wieder beruhigen.
„Ich brauche kurz einen Moment für mich, bitte", fordere ich.

Edmund bietet mir ohne zu zögern das Nebenzimmer an, worein ich ich auch sofort verschwinde und die Tür fest schließe.
Um mich dann an ihr herunter, langsam auf den Boden sinken zu lassen.

 Um mich dann an ihr herunter, langsam auf den Boden sinken zu lassen

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