Kapitel 13

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𝐌𝐄𝐑𝐋𝐈𝐀𝐇

„Wir sind da." drängt die Stimme von Jaxon sehr unaufgefordert in meinen Kopf ein.
Gerade wünsche ich mir einen Knopf zu haben, mit dem ich unerwünschte Dinge einfach ausblenden kann oder gewisse Menschen nicht hören.
Aber naja, das Leben ist nunmal kein ponyhof.
„Merliah." ertönt schon wieder Jaxons nervige Stimme und ich muss mich leider von der traumhaften Vorstellung, des Knopfes verabschieden.

„Was?" Frage ich also und sehe ihn abwartend an.
„Wir sind im Keller, Raum 23, passt ziemlich genau auf deine Beschreibung." diktiert er mir wie ein verdammter Nachrichtensprecher vor.
„Meine Rettung wie schön!" sage ich voller Elan und gehe schnellstens auf die Tür mit der Nummer 23 zu.
Zu blöd nur, dass ich mir durch das viele Kopfzerbrechen zwischen durch nicht den ganzen Weg gemerkt habe.
Egal, dann frage ich nächstes mal einfach einen freundlichen Jungen Mann, der mir den Weg zeigt.
Oder besser doch ein Mädchen?

„Einige würden töten um auch nur eine Sekunde mit mir zu reden, das ist dir bewusst oder?" fragt Jaxon mich und verschränkt seine trainierten Arme vor der Brust.
„Na sicher, auf nimmer Wiedersehen du Frauenheld!" antworte ich ihm, während ich zum Abschied wie die Queen höchstpersönlich mit meiner Hand winke.
„Ich hoffe, das nimmst du nicht beim Wort." keine Frage von ihm, sondern eine Feststellung, na toll.
„Doch natürlich, sonst hätte ich es doch nie gesagt."
„Das wirst du noch bereuen." bekomme ich schon wieder eine matschige Matcho Antwort, das sagt der doch bestimmt zu jedem Mädchen.

„Echt? Mein Gott, dann kann ich mir die märchenhafte Zukunft mit dir wohl abschminken!" sage ich belustigt und öffne die Tür vom Klassenzimmer, ohne mich nocheinmal nach Jaxon umzudrehen.

Der Unterricht hat auch hier schon stattgefunden.
„Entschuldigung, dass ich zu spät bin, ich war im falschen Raum", erkläre ich mich sofort, als alle Augenpaare sich nachdem eintreten interessiert auf mich richten.
Ein älterer Mann mit bereits grauem Bart und deutlichem Verlust an Haaren, guckt hinter der Tafel hervor und sagt : „Ist doch kein Problem, schließe bitte die Tür und setzt dich auf einen freien Platz."

Gesagt, getan, schließe ich die Tür und überfliege das Klassenzimmer mit einem schnellen Blick, damit ich einen noch leeren Platz finden kann.
So oder so sieht es aus, als müsste ich mich neben jemanden setzten den ich nicht kenne.
Die Auswahl steht zwischen einer weiteren Tusse, die perfekt zu den anderen passen würde, weil sie mich bereits mit ihren Augen aufspießt oder einem Mädchen, dass aussieht als wäre sie frisch ausm Ökoverein gekommen.

Na dann lieber Ökobraut als Tusse nh, entscheide ich mich spontan und gehe in die letzte Reihe durch zu dem Mädchen, die mich mit ihrer Zahnspangen die ihren ganzen Kopf einhüllt schon wie verrückt angrinst.
Wird bestimmt ein tolles Schuljahr.
Ich nehme meinen Rucksack von den Schultern und werde nachdem ich kaum eine Minute gesessen habe, schon von ihrer lispelnden Stimme gestört.
„Es hat sich noch nie jemand neben mich gesetzt." sagt sie zu mir und sieht mich mit ihren grünen Kulleraugen an, als wäre ich ein Weltstar.
„Gibt ja immer ein erstes Mal", antworte ich und bringe irgendwie ein sehr unpassendes Lachen zu Stande.

„Ich mag deine Haare, meine würde ich auch gerne mal färben." meint sie und streicht ihre schwarzen Haare hinters Ohr.
Bei dem Kompliment geht mir nach den ganzen vernichtenden Blicken heute irgendwie das Herz auf, weswegen ich beschließe ihr auch eines zu machen.
„Danke und ich mag deine..," stoppe ich, um ihr Gesicht genauer zu betrachten.
Shit, vielleicht hätte ich mir mal vorher Gedanken machen sollen was ich sage!

Hm, über die Zahnspange kann ich ihr wohl kaum ein Kompliment machen und Haare hatte sie ja schon..
Lippen!
Mal sehen..ouh, ne! Lieber was anderes.
Ah ja, ihre Augen, ein sehr gutes Kompliment, dass zieht immer.
„..Augen, sie sind so schön...Blau!" beende ich meinen Satz verunsichert und blicke ihr breit lächelnd entgegen.
Wahrscheinlich um mich unterbewusst zu stärken, eine Studie besagt ja, dass wenn wir lachen irgendwas von Gefühlen oder so ausbricht und man dann automatisch motivierter, sowie glücklicher ist.
Aber bei mir scheint dies nicht der Fall zu sein, deswegen lasse ich meine Mundwinkel wieder etwas herabfallen, wir wollen ja keinen Muskelkater in den Wangen.

„Och wirklich? Dankeschön! Aber ich find deine Augen viel toller, sie haben so zwei Farben.
Wie der Matsch und das Meer!" ihre Augen kleben bei der Aussage so gruselig auf meinem Gesicht, warum reißt sie die auch so auf?
Und ich habe definitiv das falsche Kompliment gewählt.
Notiz an mich selbst : nach Komplimenten Googlen, die jedem gefallen und bei denen keine Widersprüche kommen.
„Ja, echt richtig schön, aber dir trotzdem danke für den Matsch Vergleich...Ehm?" antworte ich und mir fällt auf, dass ich ihren Namen noch gar nicht kenne.

„May Moon und du?"
Verdammt, ich hätte mal früher nach ihrem Namen fragen sollen, dann hätte ich wenigstens schonmal ein Kompliment parat gehabt.
„Merliah", antworte ich wie immer nur mit meinem Vornamen.
„Und Nachname?" hackt sie interessiert nach und klappt dabei ihren Block auf, weil der Lehrer gerade irgendwas an die Tafel malt.
Ich tue es May nach und ziehe ebenfalls meinen Block aus dem Rucksack, um endlich mal dem Unterricht zu folgen.
Erst im falschen und jetzt Quatsche ich die ganze Zeit? Man Merliah!

You're my overdoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt