Kapitel 30

94 7 1
                                    

Es gibt viele Gefühle, die einen unglücklich machen. Trauer, Wut, Angst, Unbehagen, Ekel und noch vieles mehr. Trauer und Wut machten mir aktuell am meisten zu schaffen.

Seit 3 Wochen war ich ein Einzelkind. Seit 3 Wochen hatte ich Streit mit meinem Onkel.
Seit 3 Wochen war ich mit Max zusammen.

Ich saß auf der Veranda und starrte meine zerstörte Wohnung an. Ich vermisste es so sehr, wie die Dinge früher waren.

Ich liebte Max zwar über alles, aber es ging mir trotzdem jeden Tag schlechter. Ich vermisste Eddie, ich hatte Angst weil Vecna noch am Leben war, ich hatte keine Lust mehr auf die Diskussionen mit Onkel Wayne.

Seufzend stand ich auf und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Es war ein wunderschöner Tag, wodurch es mir aber auch nicht besser ging. Ich wollte von dieser Welt verschwinden.

Sekunde

Das wäre sogar möglich

Ich stürmte in mein und Max' Zimmer. Meine Freundin saß dort auf dem Bett und erschrak, als ich so schnell rein gerannt kam.

"Ich ruf jetzt Steve an. Ich hab Lust an der Klippe entlang zu spazieren und frag ihn ob er mich fährt." informierte ich sie. "Uh das klingt toll, ich komme mit." beschlosse Max.

Nein!

Ich zögerte kurz. "Äh... Max? Ich liebe dich, aber ich brauche ein bisschen Zeit für mich. Du kannst ja auf die Fahrt mitkommen." schlug ich vor.

Max zögerte ein paar Sekunden, bevor sie nickte. Schell rief ich Steve an, welcher auch wenige Minuten später mit seinem Auto ankam. Ohne uns zu verabschieden, gingen Max und ich raus zu Steve und stiegen hinten in sein Auto rein.

"Warum willst du unbedingt zur Klippe Munson? Du kannst doch auch hier durch den Wald spazieren gehen." wollte Steve wissen.

Weil ich von der Klippe springen will

"Ich finde den Wald um die Klippe herum schöner als den Wald hier." log ich schnell. Steve stellte zum Glück keine weiteren Fragen und fuhr los. Ich starrte aus dem Fenster und musste ein Lächeln unterdrücken. Bald war ich wieder bei Eddie.

Ich konnte Max' Blick auf mir spüren, drehte mich jedoch nicht zu ihr.

Nach ein paar Minuten Fahrt kamen wir an einem Wanderweg an.
Ich stieg schnell aus dem Auto. "In einer halben Stunde bist du wieder hier." befahl Steve mir. Ich nickte und ging los. Ich würde zwar nicht wieder kommen, aber das wusste Steve natürlich nicht. Sonst würde er mich noch davon abhalten wollen. Ich freute mich schon darauf, bald wieder bei meinem Bruder und sogar meiner Mutter zu sein.

Doch zur Klippe musste ich noch ein paar Minuten laufen. Ich ließ meine Gedanken umherschweifen. Der schlimmste Tag meines Lebens war nun schon 3 ganze Wochen her.

Ich hatte wenigstens versucht, glücklich zu sein. Ich konnte bei Max wohnen, da unsere Wohnung zerstört worden war. Doch die ständigen Diskussionen mit Onkel Wayne waren so schrecklich gewesen. Max hatte so sehr versucht, mich daran zu hindern, ins selbe Loch zu fallen wie sie. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie mir genau das geben wollte, was sie nach Billys Tod selbst nicht bekam.

Allerdings waren unsere Situationen genauso gleich, wie vollkommen unterschiedlich gewesen. Wir hatten beide Schuldgefühle wegen dem Tod unserer Brüder, und konnten beide niemanden sagen was wirklich passiert war. Beide konnten wir niemanden sagen, dass unsere Brüder als Helden gestorben waren.

Doch Max und Billy hatten sich gehasst. Eddie und ich nicht. Das war der entscheidende Unterschied. Ich fühlte mich wahnsinnig schlecht, Max zurückzulassen, doch ich konnte es auf dieser Welt einfach nicht mehr aushalten.

Mittlerweile war ich bei der Klippe angekommen. Die Sonne glitzerte auf dem See, der von hier oben immer noch wahnsinnig groß aussah. Doch ich würde gar nicht beim See ankommen. Weiter unten war noch ein Felsvorsprung, auf welchem ich plante zu landen.

Ich setzte langsam einen Fuß vor den anderen und beförderte damit einige Kieselsteine auf den Weg nach unten. Ich schaute hinunter. Gleich war ich erlöst. Doch ich konnte mich nicht überwinden zu springen.

Steve würde sich nachher fragen wo ich bin, und am Ende auf dem Felsvorsprung meine Leiche finden. Er würde schreckliche Schuldgefühle haben. Max' Welt würde aufs Neue komplett zusammenbrechen. Onkel Wayne würde sich selbst die Schuld geben. Dustin, Mike, Lucas, Will und Elfi wären ebenfalls wahnsinnig traurig. Sogar mein Vater würde sich irgendwann fragen, warum seine Kinder ihn nicht mehr besuchen. Dann würde er erfahren dass seine Kinder beide tot sind. Selbst er wäre  traurig. Irgendwie. So eine Art davon.

Ich schüttelte entschlossen den Kopf. "ES TUT MIR LEID, ABER ICH KANN NICHT MEHR!" brüllte ich. Ich wusste zwar, dass mich niemand hören konnte, aber ich kümmerte mich nicht darum, sondern sah noch einmal auf den Felsvorsprung.

Ich holte ein letztes Mal tief Luft, setzte ein Lächeln auf und sprang.

The freak and the lonerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt