Kapitel 36

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Seit cirka einer Woche steckte ich nun bereits in diesem Gefängnis aus weißen Fliesen fest. Nach dem Experiment am ersten Tag war komischerweise nichts weiteres passiert, und ich hatte Brenner auch nicht mehr gesehen. Dafür wurde ich ständig von einigen Ärzten betreut. Einige waren nett zu mir, andere nicht.

Jeder Tag verging langsamer als der vorherige. Ich wollte weg. Ich konnte nicht mehr. Ich vermisste Max und ich vermisste Onkel Wayne. Außerdem vermisste ich Eddie.

Ich saß gerade im Regenbogenzimmer, als die Tür plötzlich aufging. Dr. Bailey kam hinein, meine Lieblings Ärztin. Sie war wirklich nett zu mir. "Kommst du mit mir Stella?" fragte sie mich lächelnd. Ich stand auf und ging zu ihr.

Dr. Bailey führte mich in ein Untersuchungszimmer. Es war nicht dasselbe Zimmer, in dem ich vor einigen Tagen Brenner verletzt hatte. Sie machte die Tür auf und wir gingen hinein.

Ich konnte Dr. Brenner sehen, und alle Ärzte die mich in den letzten Tagen betreut hatten. Sie alle hatten kleine Schnittwunden. Dr. Bailey setzte sich zu den anderen und schnitt sich ebenfalls ein wenig in die Hand.

"Guten Morgen Stella, wie geht es dir?" fragte Brenner mich lächelnd. "Ganz... gut." antwortete ich zögerlich.

"Wir wollen heute noch einmal versuchen, deine Kräfte zu beobachten. Ich möchte dass du versuchst, die Wunden der Ärzte vor dir zu heilen." erklärte Brenner mir dann.

Wortlos ging ich zum ersten Arzt. Dr. Wyer. Ich hasste ihn, da er alles andere als nett zu mir war. Ich streckte meine Hand über seiner Wunde aus, welche sofort größer wurde.

Brenner kommentierte das nicht, sondern ließ mich einfach weiter machen. Ich ging weiter zu Dr. Johnson. Auch sie mochte ich nicht. Ihre Wunde wurde ebenfalls größer, als ich meine Hand über ihr ausstreckte.

Dr. Bailey war als nächstes dran. Als ich meine Hand über ihren Schnitt legte, schloss dieser sich. Ich hatte ihre Wunde geheilt. Ein großes Fragezeichen bildete sich in meinem Kopf.

Der letzte Arzt war Dr. Hope, ihn mochte ich ebenfalls. Auch seine Verletzung konnte ich heilen.

Dr Brenner musterte mich anerkennend. "Das war gut Stella. Dr. Hope bringt dich jetzt ins Regenbogenzimmer. Ich komme gleich zu dir." erklärte er mir. Gesagt, getan. Ich machte mich mit Dr. Hope auf den Weg.

Mittlerweile hatte ich in meinem "Zimmer" auch ein paar Zeichnungen aufgehängt, damit der Raum nicht mehr ganz so kahl und leer wirkte. Doch die Bilder machten Raum nicht weniger angsteinflößend. Ich setzte mich mit angezogenen Knien in eine Ecke des Regenbogenzimmers und dachte nach.

Ich wollte so gerne nach Hause. Doch ich wusste genau, je besser ich mitspielte, desto größer wurde meine Chance, hier bald wieder raus zu kommen. Ich musste diesen Mist nun einfach eine Weile über mich ergehen lassen.

Immerhin konnte ich so auch meine Kräfte trainieren. Auch wenn ich immer noch nicht ganz verstand, wie sie funktionierten.

Die Tür wurde aufgemacht und ich setzte mich auf. Brenner setzte sich vor mir hin und lächelte mich an. Meine Miene zeigte keine Regung.

"Ich glaube, dass ich mittlerweile verstanden habe, wie deine Kräfte funktionieren." eröffnete er mir.

"Okay, und wie funktionieren sie?" wollte ich nun wissen.

"Deine Kräfte erlauben es dir, Menschen zu verletzen, oder ihre Verletzungen zu heilen. Es scheint als könntest du Menschen, die du nicht magst, nur verletzen. Anders herum kannst du Menschen die du magst, nur heilen. Wir wissen nicht, ob sich das ändern kann. Warum genau du diese Kräfte entwickelt hast, weiß ich leider auch immer noch nicht. Das werden wir in weiteren Forschungen versuchen herauszufinden." erklärte Doktor Brenner mir.

Der letzte Satz riss eine Wunde in mein Inneres. Ich hatte gehofft dass ich hier weg konnte, sobald Brenner herausgefunden hatte wie meine Kräfte funktionieren. Doch da hatte ich mich wohl geirrt. Er wollte noch mehr wissen. Ein starkes Gefühl von Hass sammelte sich in mir.

Sekunde

Hass

Das könnte die Lösung sein

Bevor ich selbst genau wusste was ich tat, stand ich ruckartig auf. Ich streckte meine Hand aus und versuchte, Brenner so gut es ging zu verletzen. Vielleicht konnte ich dann hier entkommen. Brandwunden, Schnitte und Bisse entstanden auf Brennes Haut. Er versuchte, mich zu beruhigen, doch ich ließ es nicht zu. Die Motivation, hier weg zu kommen, trieb mich an.

Ich hörte wie jemand die Tür öffnete, aber ich kümmerte mich nicht darum. Stattdessen legte ich meine ganze Konzentration auf Brenner. Schlechte Idee.

Ich spürte eine kalte Nadel in meinem Arm und drehte mich um. Dr. Johnson stand hinter mir, grinste diabolisch und hatte eine Beruhigungsspritze in der Hand. Ich versuchte, gegen die Wirkung anzukämpfen, jedoch viel ich kurz darauf hilflos zur Seite.

Ein letzter Versuch, die Ärzte zu verletzen. Ich hörte einen Aufschrei und im nächsten Moment nahm die Dunkelheit mich ein.

The freak and the lonerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt