Kapitel 32

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Ich öffnete meine Augen und fiel aus der Luft. Geradewegs in Max' Arme hinein. Sofort schaltete Steve den Walkman aus und kniete sich neben uns.

Max übersäte mein Gesicht mit Küssen und alle möglichen Kosenamen für mich sprudelten über ihre Lippen. "Oh Stella, ich hatte solche Angst!" rief sie. Mir war egal dass Steve neben uns war, und Max genauso. Wir kümmerten uns nicht darum ob er uns als krank oder verrückt bezeichnen würde. Denn wir liebten uns genauso wie alle anderen Menschen auch.

Doch Steve sagte nichts dazu. Das einzige was er sagte war : "Ich dachte du wolltest nur spazieren gehen."

Ich antwortete nicht darauf. Ich wollte ja nicht mal spazieren gehen, eigentlich hatte ich geplant, jetzt tot zu sein. Vor gerade mal 10 Minuten hätte ich nicht gedacht, dass ich jetzt hier in Max' Armen liegen und wahnsinnig erleichtert sein würde, dass ich noch lebte.

Ich war außer Atem, ich fühlte mich wie nach einem Marathon. Meine Nerven lagen blank und ich klammerte mich so fest ich konnte an Max. Steve ergriff sein Funkgerät und stand auf.

"Dustin, hörst du mich?" brüllte er hinein. "Ja Steve, ich hör dich." antwortete Dustins Stimme nach wenigen Sekunden. "Wir sind an der Klippe, an der El damals Mike gerettet hat und wir haben einen Code Music. Verstehst du? CODE MUSIC!" meinte Steve.

"Alles klar, ich bringe El und Nancy mit." meinte Dustin. Ein klickendes Geräusch ertönte, was bedeutete dass keine Verbindung mehr bestand. Steve hockte sich wieder neben mich und Max.

"Wie - wie lange läuft das zwischen euch schon?" wollte er dann wissen. "3 Wochen. Hast du ein Problem damit?" fragte Max mit bedrohlicher Stimme.

"Nein nein, ich wollte es nur klarstellen." antwortete Steve. Langsam erholte ich mich vom Schock. Ich blieb ruhig in Max' Armen liegen und versuchte, mich zu entspannen.

Plötzlich schoss mir eine Frage durch den Kopf. "Wie habt ihr mich gefunden?" "fragte ich die beiden. Steve zögerte einige Sekunden, dann antwortete er.

"Wir sind dir mit etwas Abstand gefolgt. Du weißt schon, damit du keine Dummheiten machst. Max meinte nämlich zu mir, dass sie Angst hätte, du würdest dir etwas antun. Hier an der Klippe haben wir dich dann beobachtet. Als wir bemerkten dass Vecna dich hat, bin ich so schnell ich konnte zum Auto gerannt und habe meinen Walkman mit Master of Puppets geholt. Ich hatte schon Angst, ich würde zu lange brauchen, aber das habe ich ja zum Glück nicht." erzählte er.

Als Dustin, Nancy und Elfi ankamen, hatte ich die Kopfhörer schon wieder aufgesetzt und hörte Master of puppets nun in Dauerschleife. Elfi kam sofort zu mir gerannt und umarmte mich. "Wir werden ihn töten Stella. Wir werden Henry töten. Das verspreche ich dir."

Nancy beugte sich vor mich, als El die Umarmung löste. "Alles in Ordnung bei dir?" fragte sie mich. Ich nickte schwach.

Nach einer Weile standen wir auf und gingen langsam zurück zum Auto. Max hielt die ganze Zeit meine Hand fest so als hätte sie Angst, dass ich plötzlich noch mal in die Luft schweben würde. Wahrscheinlich fühlte sie sich genauso wie ich, nachdem Max selbst von Vecna angegriffen wurde. Der Unterschied war nur, dass sie ihre Liebe zeigen konnte.

Als wir beim Auto angekommen waren, hatte die Sonne schon angefangen unter zu gehen. Wir setzen uns hinein und Steve startete den Auto. Nie hätte ich gedacht, den Duft von Steves Auto noch einmal wahrzunehmen.

Während der Fahrt nach Hause war es ziemlich still. Steve fluchte ab und zu über rote Ampeln, aber das war nichts besonderes. Ich saß ganz hinten und lag halb auf der Sitzbank. Ich wollte mich entspannen, aber das war ziemlich schwer.

Ich dachte an Onkel Wayne. Bestimmt würden wir uns gleich wieder wegen irgendwas sinnlosem streiten. Dafür hatte ich gerade wirklich keine Energie. Immerhin konnte ich ihm Trauer über meinen Tod ersparen. Denn ich wusste genau, dass er ebenso wenig Lust auf Streit hatte wie ich. Aber so ging mein Onkel eben mit Trauer um.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir endlich Zuhause an. Steve ließ uns raus und fuhr sofort wieder los, um die anderen nach Hause zu bringen. Max öffnete die Tür mit ihrem Schlüssel und wir gingen rein. Onkel Wayne stand im Wohnzimmer und versuchte gerade, den Fernseher zu reparieren.

Als ich ihn sah, füllten sich meine Augen mit Tränen. Ich beschloss, dass 2 Wochen Streit endgültig genug waren. Ich rannte zu meinem Onkel und umarmte ihn. Er war etwas überrascht, erwiderte die Umarmung aber nach einigen Sekunden. Ich fing an zu schluchzen.

"Alles wird gut Stella Maus. Alles wird gut." murmelte Onkel Wayne. Ich schluchzte weiter.

The freak and the lonerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt