Seufzend blickte ich aus dem Fenster und verschränkte die Arme vor der Brust - er hatte es wirklich getan...
Seit unserem ... nun Gespräch... vor zwei Tagen war Loki mir aus dem Weg gegangen und wie es schien, hatte er das Hauptquartier verlassen.
Ohne ein Wort.
Ohne sich von mir zu verabschieden.
Ohne ein klärendes Gespräch.
Einzig Thor wusste Bescheid und er war es auch gewesen, der mich gestern darüber in Kenntniss gesetzt hatte.
Ich hatte gefasst genickt, mich entschuldigt und unter all den Blicken der Anderen aus dem Raum entfernt um mich in mein Zimmer zurück zu ziehen und in jenes Kissen zu weinen, das noch immer Loki's Duft ansich hatte.
Heute konnte ich nicht mehr weinen...
Ich fühlte mich leer und müde und hatte das Gefühl, als wäre in dem Moment, als ich auf diese beschissene Landmine getreten war, ein Albtraum aktiviert worden der immer schlimmer und schlimmer wurde.
Ich verstand diesen Mann, diesen Gott nicht und scheinbar tat dies auch sonst Niemand.
Thor trat an meine Seite, als ich gedankenverloren aus dem Küchenfester blickte und leise seufzte.
Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte ich, wie er mich ansah und fast war mir klar, was er sagen würde.
Der Gott des Donners hasste zwischenmenschliche Probleme, er hasste es, wenn die Menschen, die er liebte sich entzweiten - so war er schon als Kind gewesen.
Wann immer Sif und ich uns gestritten hatten, hatte er vermittelt und wann immer er und Loki sich gestritten hatten, war er Derjenige gewesen, der den ersten Schritt auf ihn zugemacht hatte.
"Schau, ich weiß Loki hat dich verletzt, aber..." begann er leise und ich klopfte mir innerlich auf die Schulter, weil ich ihn mal wieder richtig eingeschätzt hatte.
"Es gibt kein Aber..." erwiderte ich leise ohne ihn anzusehen und sah den Blättern dabei zu, wie sie im Herbstwind umherflogen.
"Du hast recht..." stimmte er mir zu und folgte meinem Blick nach draußen "Aber er ist mein Bruder, ich kenne ihn und manchmal denke ich, ich weiß wie er tickt..." fuhr er mit ruhiger Stimme fort und ich konnte es ihm nichtmal übel nehmen.
Er lachte leise und blickte mich erneut an "Es ist quasi meine Pflicht mit dir zu reden" erklärte er, woraufhin ich mich seufzend zu ihm drehte und ihn ansah.
"Vielleicht ist es das, aber es ändert nichts..." mit verschränkten Armen lehnte ich mich gegen die Küchenzeile und lauschte dem, was mein alter Freund mir zu sagen hatte.
"Gib ihm Zeit... Loki ist...." er stockte einen Moment und dachte über seine Worte nach "...er ist anders, weißt du?". Wäre die Situation nicht derart erschreckend für mich, ich würde mich darüber freuen, wie sehr Loki und sein Bruder zusammengewachsen waren. Noch vor einem Jahr wäre ein Gespräch wie Dieses niemals zustande gekommen, weil Loki niemals zugelassen hätte, dass sein Bruder über seine Gefühle bescheid wüsste.
"Ach..." erwiderte ich mit sarkastischem Unterton und hob spöttisch eine Augenbraue, woraufhin Thor erneut leise lachte und die Hände hob "Ja wem sage ich das..."
Der Donnergott wurde ernst "Er liebt dich wirklich weißt du? Ich glaube er hat Angst vor sich und den Gefühlen die du in ihm geweckt hast..." teilte er seine Vermutung mit mir und die Art wie sehr er sich bemühte, rührte mich zutiefst.
Dennoch wollte ich all das gerade nicht hören und öffnete den Mund, doch Thor sprach schnell weiter "Ich sage nicht, dass seine Taten klug sind und ich nehme sein Verschwinden auch nicht in Schutz... Aber er liebt dich wirklich - er weiß nur nicht, wie er mit alldem umgehen soll und sieht seinen einzigen Weg in Angriff oder Flucht.."
"So war es immer und so wird es immer sein..." murmelte ich und schüttelte traurig den Kopf.
"Gib ihm eine Chance..." bat Loki's Bruder mich um das schier Unmögliche und ich hob erneut den Blick um ihn anzusehen.
Seufzend zuckte ich mit der Schulter und schüttelte den Kopf "Ich... denke nicht, dass ich das kann" antwortete ich ehrlich und erschrak für einen Moment über den traurigen Klang meiner eigenen Stimme.
"Jeder verdient eine zweite Chance - ein äußerst kluger, warmherziger und humorvoller Mensch hat mir das mal gesagt." lächelte Thor und legte mir eine seiner großen Hände auf die Schulter um sie sanft zu drücken.
"Das war ich du Idiot." erwiderte ich sein Lächeln und verdrehte die Augen.
"Nun... Du solltest dich an deine eigenen Ratschläge halten" erinnerte er mich - wie er es immer tat, wenn er recht hatte und dies auch wusste.
Doch dieses Mal konnte und wollte ich nicht kleinbei geben - dafür saß die Wunde zu tief.
"Du hast recht... Ich nehme Alles zurück..." nickte ich langsam und holte tief Luft "Manchmal ist eine zweite Chance wie eine zweite Kugel, die man Jemandem in die Hand drückt, weil er dich beim ersten Mal verfehlt hat."
Meine Stimme drohte erneut zu brechen und Thor schien dies zu bemerken, denn statt einer weiteren Antwort nickte er lediglich stumm.
"Du weißt ich bin da, wenn du mich brauchst ja? Ich liebe meinen Bruder, aber ich liebe auch dich." erwähnte er mit sanftem Lächeln und suchte meinen Blick, bis ich dies erwiderte und er sicher war, dass ich okay wäre.
"Ja..." seufze ich leise "Ich weiß... Danke, Thor".
Er und Natascha wussten als Einzige um die Wunden, die meine letzte Beziehung bei mir hinterlassen hatte und deshalb verstanden sie auch, warum mir genau dies gerade so zu schaffen machte.
Jordan war einer dieser typischen New Yorker, er hatte mich umgarnt.. So lange, bis ich mit ihm ausging und seinem Charme vollends erlegen war - was nicht schwierig war, denn ich fühlte mich einsam und war äußerst anfällig für diese Art von Aufmerksamkeit.
Er hatte mich behandelt wie ein Objekt - mich vorgeführt und mit mir angegeben, mich angebetet wenn wir unter Menschen waren... In unseren eigenen vier Wänden jedoch tat er so, als würde er mich nicht kennen und es kam durchaus vor, dass ich einige Tage nichts von ihm hörte - bis er mich eben wieder brauchte.
Es war Natascha gewesen, die mich dazu überredet hatte als neues Teammitglied in das Hauptquartier zu ziehen und sie war es auch gewesen, die dafür gesorgt hatte, dass ich mich Jordan nicht mehr näherte.
Im Nachhinein vermutete ich, dass auch Thor seine Finger im Spiel hatte, denn ich hatte meinen Ex seit dem Tag meines Auszuges nie wieder gesehen - jedoch meine beiden Freunde des Öfteren leise tuscheln hören.
Nun, es schien ganz so, als würden sich manche Dinge immer und immer wiederholen - bis man eben daraus lernte...
Dennoch fiel es mir noch immer schwer auch Loki als einen Fehler anzusehen aus dem ich lernen musste.
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The Book of Love
Fanfiction*Abgeschlossen * Meja ist die Halbschwester von Lady Sif und hat den größten Teil ihrer Kindheit auf Asgard verbracht, später dann hat sie ihr Leben nach Midgard verlagert, wo sie seit einiger Zeit die Avengers unterstützt. Thor und Loki sind seit f...