Der Eine

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Mit Tränen in den Augen beschleunigte ich meinen Schritt um so viel Entfernung wie irgendwie möglich zwischen Loki und mich zu bringen - wenn ich bisher auch nur den geringsten Zweifel daran hatte, dass er ernsthafte Gefühle für mich hatte, so hatte er die innerhalb der letzten zehn Minuten eindeutig beseitigt.

Ich zweifelte nicht mehr, nein ich WUSSTE, dass er nichts für mich fühlen konnte - nicht so wie er gerade mit mir gesprochen hatte!

Und dies wiederum bedeutete für mich, dass ich mich mal wieder vollkommen zum Vollidioten gemacht hatte.

Energisch schluckte ich meine Tränen hinunter und packte mir eine der Wachen, die mir über den Weg lief "Bitte teilen Sie Thor und meiner Schwester mit, dass ich vorzeitig abgereist bin - ich muss zurück nach Midgard" wies ich ihn an und eilte weiter, noch ehe er nicken konnte.

Ich wusste nicht was geschehen würde, würde ich weiter in Lokis Gegenwart verbleiben - entweder würde ich ihn töten oder ich würde weinend zusammenbrechen...

Im schlimmsten Fall sogar Beides gleichzeitig.

Hinter mir ertönten Rufe, doch ich rannte blindlings weiter dorthin, wo ich vorhin noch den Jet gelandet hatte und stürmte hinein. Dieses arrogante Lächeln, als er mir mitgeteilt hatte, dass er jederzeit eine Geliebte haben könnte...

Schniefend wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und ließ mich auf den Sitz sinken, ehe ich konzentriert den Jet startete und mit Heimdals Unterstützung innerhalb weniger Minuten wieder am Hauptquartier ankam.

Ich parkte den Quinjet ein, öffnete die Rampe und verließ ihn eilig, bevor mich Jemand aus dem Team sehen und ansprechen konnte.

Ich wollte jetzt nicht reden, nichts erklären und schon gar nicht mit mitleidigem Blick getröstet werden, weil ich mal wieder auf den Falschen reingefallen war!

Nur noch ein paar Minuten, nur wenige Meter bis ich in meinem Zimmer war und dann konnte ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen, nur noch...

Ein fester Griff um mein Handgelenk hinderte mich daran, das Gebäude zu betreten und noch ehe ich darüber nachdachte, hatte er sich vor mir aufgebaut. "Meja... Ich.." Loki blickte mich ernst an und noch ehe ich den Schock seines plötzlichen Auftauchens verarbeiten konnte, reagierte ich instinktiv.

"Geh mir aus dem Weg oder ich schwöre dir, ich garantiere für Nichts" fauchte ich leise und ignorierte dabei, dass mein Körper zitterte.

"Meja..." begann er erneut doch ich holte aus um ihm eine schallende Ohrfeige zu verpassen, die er geschickt abwehrte. "Sprich meinen Namen nicht aus, sprich mich nicht an und vor Allem - FASS.MICH.NICHT.AN!" keifte ich weiter und verpasste ihm einen Tritt gegen die Beine.

Loki geriet ins Taumeln, lockerte jedoch seinen Griff um mein Handgelenk keine Sekunde und riss mich so mit sich.

Wütend schlug ich um mich und drehte mich um mich Selbst, bis seine Finger sich lösten und wir Beide uns erneut gegenüberstanden.

Schwer atmend fixierte ich ihn "Du sagtest ich soll dir vertrauen und das habe ich! Dann hast du mich behandelt als würde dir all das Nichts bedeuten und bist einfach verschwunden!" warf ich ihm lautstark vor und schlug erneut nach ihm - diesmal saß der Treffer gegen seine Brust.

Stöhnend griff er nach meinen Armen, doch ich wich ihm aus und ballte meine Hände zu Fäusten.

"Wenn du damit aufhörst mich umbringen zu wollen, kann ich es dir erklären." warf er ein und wich erneut meinen wütenden Schlägen aus, was meinen Frust ins schier Unermessliche steigerte.

"Was gibt es da denn zu erklären?" zischte ich und holte wieder aus "Du hast dich einfach verpisst als es schwierig wurde und hast dir ne schöne Zeit gemacht - ich denke das ist ziemlich eindeutig." fuhr ich fort und knirschte mit den Zähnen, als er mein Handgelenk festhielt und mich wütend anstarrte.

"Hör auf mich umbringen zu wollen und hör mir endlich zu!" knurrte er und fixierte beide Arme so, dass ich ihn nicht erneut schlagen konnte.

Ich schluckte und dachte für einen Moment darüber nach ihn dorthin zu treten, wo er für immer ein Andenken von mir haben würde. "Damit du mir wieder und wieder erzählen kannst, dass ich dir doch vertrauen soll?" erneut stiegen mir die Tränen in die Augen und das Gefühl gleich vor Loki zu weinen, gab mir den Rest "Damit du mich bei der nächstbesten Kleinigkeit wieder im Stich lässt oder mich behandelst als wäre ich die Böse in diesem Spiel?".

Der Schmerz übermannte mich erneut, als er mich ansah und ich konnte meine Tränen nicht länger zurückhalten. Wütend darüber mich ihm gegenüber schwach zu zeigen, riss ich mich von ihm los und Loki ließ es perplex geschehen.

Weinend stürmte ich zum Fahrstuhl und hoffte inständig, dass er mir nicht folgte - als sich die Türen endlich hinter mir schlossen, atmete ich erleichtert auf und wischte mir mit den Ärmeln meines Wollpullovers über das Gesicht.

Noch immer verstand ich nicht wann und vor allem warum all das so schnell bergab gelaufen war...

Wenige Minuten später stieg ich aus dem Fahrstuhl - froh darüber Niemanden zu sehen - und lief auf leisen Sohlen über den Gang zu meinem Zimmer, als Loki erneut vor mir auftauchte.

Dieser verdammte Zauberer!

"Meja, bitte... Ich muss... Lass es mich erklären" bat er mich - machte jedoch nicht erneut Anstalten mich zu berühren.

Für einen Moment lang blieb ich stehen und blickte ihm direkt in die Augen "Du hast alles zerstört... Alles was wir hatten..." erklärte ich ihm mit ruhiger Stimme.

"Es tut mir leid, dass du wütend bist..." erwiderte er ebenso ruhig und hob seine Hand um mir die Strähne, die an meiner feuchten Wange klebte, aus dem Gesicht zu streichen - wie er es schon so oft getan hatte.

Doch dieses Mal wich ich zurück und hob abwehrend die Arme "Ich bin NICHT wütend!" meine Stimme wurde laut - so laut, dass ich hörte wie einige Mitglieder des Teams die Türen öffneten um nachzusehen was hier wohl los war. "Ich bin verletzt, ich bin so sehr verletzt, dass ich mir wünsche niemals wieder etwas zu fühlen und das ist deine Schuld - du solltest der Eine sein, der mich bis an mein Lebensende liebt..." fuhr ich lautstark fort und drängelte mich an ihm vorbei um mich in meinem Zimmer einzuschließen. 

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