Baki Baki [Tendou Satori, Haikyuu!]

Kapitel 23: Alarm

Neben dem Feueralarm klingelte ein zweites, beinahe genauso lautes Alarmsignal hinter Kasasagis Stirn. Neben dem Jaulen, das schmerzhaft auf ihre Ohren drückte, waren die Kopfschmerzen kaum auszuhalten. Sie unterdrückte einen Fluch. Ob es nun wirklich brannte oder nicht, konnte sie nicht sagen. Es war jedenfalls weder Feuer zu sehen noch zu riechen, aber das musste nichts heißen. Vielleicht stand einfach der Wind günstig. Vielleicht war das Gebäude längst eine Todesfalle, aus der es kein Entkommen mehr gab. Verdammt, verdammt, verdammt.

Sie hatte Tendou oben zurückgelassen. Nicht weil sie gewollt hatte, sondern weil er sie buchstäblich vor die Tür gesetzt hatte, sobald sie in ihre Schuhe geschlüpft war. Am liebsten hätte sie so lange einen Aufstand gemacht, bis er nicht anders konnte, als mit ihr nach unten zu gehen. Stattdessen hatte sie ihm die Schimpftriade wesentlich unauffälliger per Textnachricht zukommen lassen. Und wenn sie ihn in die Finger bekäme, würde sie ihm den verdammten Kopf waschen.

Obwohl sie wusste, dass sie Tendou nicht finden würde, sah Kasasagi sich um. Wenn er da war, war es ein Leichtes, ihn zu finden. Nicht nur, weil er groß und rothaarig war, sondern weil ihr Blick magisch von ihm angezogen wurde. Doch dieses Mal fand sie nur vage bekannte Gesichter – kein Herbstlaubhaar, kein Laternenlächeln.

Die Schüler standen dicht beieinander an dem ausgeschriebenen Sammelplatz. Alle hatten den Kopf Richtung Wohnhaus gewandt, wo noch immer der Alarm tönte. Kasasagi fing Gesprächsfetzen auf; Manche ärgerten sich darüber, so früh aus dem Schlaf gerissen worden zu sein, andere spekulierten bereits, was den Alarm ausgelöst hatte.

»Da hat eh jemand gedacht, er könnte im Bad eine quarzen«, sagte jemand neben ihr und verdrehte genervt die Augen.

»Um die Zeit?«

»Ach, was weiß ich. Du hast doch auch kein Feuer gesehen, oder?«

Unauffällig schielte sie in Richtung Feuertreppe. Von ihrem Standpunkt aus war sie gerade so außer Sichtweite. Sie hatte keine Ahnung, wie Tendou es ungesehen aus dem Gebäude schaffen wollte – aber er hatte versprochen, dass er nicht in ihrem Zimmer bleiben würde. Ihr Kopf drehte sich bei der Vorstellung, dass er immer noch auf ihrem Bett hockte. Wenn es wirklich brannte, dann... Sie zwang sich, den Gedanken nicht zu Ende zu denken.

Tendou ging es gut. Es musste ihm einfach gut gehen.

Sie atmete tief durch, bevor sie sich erneut umsah. Niemand schien die Feuertreppe zu beobachten, aber es waren alle Augen auf das Wohnheim gerichtet. Kein Mensch würde da rauskommen, ohne gesehen zu werden. Kasasagi wurde heiß und kalt gleichzeitig. Obwohl sie unter ihrer Jacke nur ihren Schlafanzug trug und die Sonne noch keine Zeit gehabt hatte, die kalte Luft zu erwärmen, waren ihre Hände und ihr Nacken schweißgebadet.

Wenn sie als Kind den Artisten zugesehen hatte – ihren Eltern und später Hattori – war es leicht gewesen, zu glauben, nichts wäre unmöglich. Schwerkraft war ein Hindernis, aber kein unüberwindliches und manchmal hatte sie geglaubt, dass Menschen vielleicht fliegen könnten, wenn sie es nur oft genug versuchten. Der Traum war mit ihrem ersten Fall vom Trapez gestorben.

Danach hatte sie sich nicht mehr gestattet, von Dingen außerhalb ihrer Reichweite zu träumen. Zumindest nicht, bis Tendou direkt vor ihr gestanden hatte.

Als ihr Handy in ihrer Hand vibrierte, entsperrte sie es hastig. Aber es war nicht Tendou, der ihr sagte, dass er sich aus der Schule gezaubert hatte. Stattdessen war es eine Nachricht von Kamiya, die sich bei ihr erkundigte, ob sie in Ordnung war oder gerade ums Feuer tanzte. Kasasagi verdrehte zwar die Augen, schrieb ihr aber trotzdem zurück. Wahrscheinlich hätte Kamiya sonst versucht, ihr Schicksal in einem Teesatz zu lesen und der Tee hatte wahrscheinlich nicht viel Gutes über sie zu sagen.