Wandernde Lust

Kapitel 7

Mia riss ihre Augen auf. Es war dunkel und müsste noch mitten in der Nacht sein. Ihr überkam ein unwohles Gefühl in der Brust und sie war sich unsicher ob es vom Alkohol stammte oder von ihrem überforderten Kopf. Sie verspürte das Gefühl, dass ihr alles zu viel wurde. Sie steckte viel zu tief in dem Spiel mit Leonard drin. Es übernahm ihren Alltag und ihr Leben hier. Würde sich alles normalisieren sobald sie wieder nach Hause kam? Sie stand auf und ging auf die Toilette. Sie musste sich kurz an das grelle Licht im Badezimmer gewöhnen, nachdem sie es eingeschaltet hatte. Es löste sogar einen kurzen stechenden Schmerz bis zu ihren Schläfen aus. Mit leicht zugekniffenen Augen streifte sie sich ihr Höschen runter und setzte sich auf die Kloschüssel. <Moment mal...Was zur Hölle war das da an ihrem Oberschenkel?>, fragte sie sich. Eine Bisswunde? Sie erinnerte sich noch wie Leonard sie ins Hotelzimmer brachte aber was geschah danach? Sie hatte noch ihre Kleidung an also war es nicht zu Sex gekommen. Hat er sie gebissen? Aber wozu? Nein, Nein und nochmals Nein! Sie musste einen Gang zurückschrauben. Einen riesengroßen Gang. Sie fing vor Stress an sich sämtliche Szenen im Kopf auszumalen, von positiven bis zu negativen Ende. Wie sie mit ihm doch schließlich Sex hat, dann ihren Job deshalb verliert, sich in ihn verliebt und die beiden glücklich heiraten und so weiter. Mittlerweile lag sie schon wieder im Bett. Starrte mit ihren Augen an die Decke bis ihre Fantasien endlich zu Träumen wurden und sie einschlief.

Er leckte das Alphabet und war überrascht, dass sie es so lange aushalten konnte, die meisten Frauen bei ihm waren schon bei F kurz vor einem Orgasmus, äußerte sich Leonard laut. Mia war einfach zu nervös und hatte plötzlich keinen freien Kopf mehr. Sämtliche Gedanken schossen durch ihren Kopf. Ihre Augen wanderten im Raum herum. Sie musste es abbrechen, so konnte das nichts werden. Die Lust verließ immer mehr ihren Körper. Was war nur mit ihr los? War es nur das komplette Spiel davor das sie so sehr erregte? Sie wollte doch so sehr diesen Mann. Sie zog ihr Becken von seinem Gesicht weg nach oben um sich von ihm zu lösen. Dann griff er ihr mit einer Hand an die Kehle und sagte mürrisch: „Du bleibst da wo du bist!". Er zog sie wieder unter sich, nahm ihre beiden Handgelenke und führte sie über ihren Kopf nach oben. Sie schrie auf, schaffte es sich doch von ihm zu lösen und sprang aus dem Bett. Er fing ganz laut an zu lachen, schon fast wie ein Wahnsinniger hörte man „MUHAHAHAHA". Mia öffnete die Zimmertür und lief aus dem Zimmer heraus. Völlig entblößt lief sie durch das Hotel, den Gang herunter. Drückte sich gegen die Notausgangtür und ... fiel. Sie fiel tief ins Nichts. Sie drehte sich dabei nach Oben und sah zum Himmel herauf. Es brachte nichts zu schreien, sie war dabei vollkommen still und sah einfach nur in den blauen Himmel. Weiße flauschige Wolken zogen von links nach rechts über ihr vorbei. Dann sah sie die aufgehende Sonne. Sie strahlte sie an und wuchs immer größer. Ihr war plötzlich so heiß, dass sie dachte sie würde in die Hölle runterfallen.

Der Wecker klingelte und Mia setzte sich erschrocken auf. Der Schweiß lief zwischen ihren Brüsten und tropfte auch von ihrer Stirn auf die Nase. Es war nur ein Albtraum, bemerkte sie sofort. Mia stand auf und ging in das Badezimmer. Sie brauchte eine kühle Dusche, am liebsten noch eine mit der Sonderfunktion sich den ganzen Mist von der Seele zu waschen. Oder eine Dusche, die wie eine Zeitreisemaschine funktionierte. Sie schmunzelte bei den verträumten Gedanken und war froh das Ganze mit Humor betrachten zu können. Sie musste sich auf Grund der Bisswunde eine lange Hose zur Arbeit anziehen, keiner sollte dieses Fauxpas bemerken.