Langsam öffnete Mia ihre Augen, nachdem ihr Bewusstsein zurückerlangt war. Es fühlte sich wie ein langer, erholsamer Schlaf an. Sanftes Licht schien ihr seitliches Profil an. Sie drehte ihren Kopf in die Richtung und erkannte eine angeschaltete Nachttischlampe und ein Glas Wasser daneben. Gierig griff sie danach und setzte das Glas an ihre trockenen Lippen, um es in einem Zug auszutrinken.
So allmählich kamen ihre Erinnerungen an die letzten Augenblicke vor dem Blackout. Es war Leonards Gesicht, welches sie als Letztes sah, da war sie sich sicher. Erschrocken über diese Einsicht setzte sie sich Kerzen gerade im Bett auf. Ein leichter Schwindel durchzog ihren Körper. Sie rappelte sich dennoch auf und stieg aus dem gemütlichen Bett. Sie trug immer noch ihre Sportbekleidung von gestern Abend, was sie etwas erleichterte.
<Wo zur Hölle hat dieser Psycho mich hingebracht?>, sprach Mia in ihren Gedanken, während sie sich im Zimmer umschaute und Richtung Fenster ging. Sie riss die Vorhänge auf und grelles Sonnenlicht blendete ihre Augen. Nachdem sie sich kurz daran gewöhnt hatte, blickte sie erneut hinaus. Ein blauer Himmel, ein gepflegter Garten mit viel Rasenfläche, dahinter ein Wald und dazwischen eine mindestens drei Meter hohe Mauer, die in beide Richtungen gefühlt kein Ende nahm. Sie erkannte an einigen der Pfosten der Betonwand unzählige Überwachungskameras hängen. Sie schluckte hart und Panik breitete sich in ihrer Brust aus. War es vielleicht doch nicht Leonard, der sie entführte? War das vielleicht ein Wunschdenken in der letzten Sekunde und sie hatte sich sein Gesicht nur eingebildet? Wie neulich im Supermarkt beim Einkaufen? Ihr Herz schlug schwer gegen ihre Rippen. Plötzlich hörte sie Schritte hinter der Tür und im nächsten Moment ging diese auf.
Mia schaute panisch im Raum herum, nach einem Gegenstand oder etwas, womit sie sich gleich wehren könnte, aber der Nachttisch stand zu weit weg, als dass sie einfach nach der Lampe greifen könnte. Leonard spazierte mit langsamen Schritten und selbstbewusst in den Raum herein, die Hände dabei lässig in den Hosentaschen und blieb zunächst einige Schritte vor der Tür stehen. Er betrachtete Mia ausgiebig und runzelte seine Stirn.
„Wie ich sehe, ist mein Kätzchen wach", durchbrach er die Stille im Raum.
„Leonard...WO bin ich?", fragte Mia ihn mit zitternder Stimme.
„In meinem Haus", antwortete er knapp.
„Sag mir nicht, du hast mich wieder nach Italien verfrachtet!?", Tränen stiegen in Mias Augen bei dieser Erkenntnis. Hier war sie vollkommen allein und ein Fluchtversuch war somit fast unmöglich. Bis auf den einen Monat Aufenthalt war dieses Land für sie fremd.
Leonard erkannte Mias weit aufgerissenen Augen, er wollte ihr keine Angst machen, aber gleichzeitig durfte er sich nicht sofort um den Finger wickeln lassen von ihr. In ihrer Gegenwart kämpfte er mit seinen inneren Dämonen zwischen guter Leonard und böser Leonard. Er stand im ständigen Konflikt mit sich selbst. Er raffte sich innerlich zusammen und behielt seine eiserne Maske mit dem herben Gesichtsausdruck.
„Ich wohne jetzt in Deutschland, Mia ...und um deine nächste Frage zu beantworten. DU bist HIER, weil du mir gehörst und keinem ANDEREN. Mach dich bitte für das Frühstück fertig. Wir können dann unten weiterreden. Du findest alles, was du brauchst im Badezimmer", er wendete sich mit dem Rücken zu ihr, ohne eine Antwort abzuwarten. Er wollte keine Widerrede hören, nur so würde sie ihm gehorchen. Er griff nach der Türklinke, um die Tür zu öffnen. Dann drehte er nochmal seinen Kopf nach hinten zu Mia. Er hatte schon befürchtet, dass sie gleich alles Mögliche nach ihm schmeißen wird, aber sie stand immer noch perplex auf der gleichen Stelle am Fenster und starrte ihn nur stumm an. Mit einem teuflischen Lächeln auf den Lippen sagte er: „Ach und fast vergessen. Willkommen in deinem neuen Zuhause!"
Mia stand immer noch wie angewurzelt auf der gleichen Stelle am Fenster und versuchte die Worte von Leonard zu verstehen. Warmen Sonnenstrahlen schienen ihr durch das Fenster geradewegs in den Rücken und ließen sie die ausstrahlende Wärme spüren, welche sie zurück in die Realität holte. Die Tür ging hinter Leonard zu und ließ sie endlich ausatmen, als hätte sie die ganze Zeit die Luft angehalten, solange er sprach.
Sie war durcheinander, aber komischerweise nicht panisch. Seine vertraute Stimme zu hören, ließ sie nicht in Panik ausbrechen. Sie fühlte sich hier irgendwie sicher, konnte sich aber diese Erkenntnis nicht wirklich erklären. Er würde ihr nichts tun, redete sie sich ein. Ein Aufstand hätte sie sicherlich nicht weitergebracht. Sie reagierte wie automatisiert auf seine Befehle und ging zu der anderen Tür im Zimmer, die in das Badezimmer führte. Früher mochte sie es von ihm dominiert zu werden, doch jetzt war sie sich nicht mehr ganz sicher, was es in ihr auslöste. Seine Worte wiederholten sich in ihrem Kopf <...weil du mir gehörst>.
Nach einer erfrischenden, aber keiner neuen Kenntnis bringenden Dusche hatte sie sich in einen flauschigen weißen Bademantel eingehüllt. Sie hatte keine frische Kleidung hier und wollte nicht wieder in ihre verschwitzte Sportkleidung schlüpfen. Vor dem Spiegel atmete sie mehrmals tief ein und aus, und versuchte sich auf diese Weise ein wenig zu beruhigen, bevor sie wieder auf ihn traf. Sie durfte gleich keinesfalls die Kontrolle zu verlieren. Sie öffnete die Tür, die zum Flur führte und nach einem Schritt, stieß sie direkt auf einen breiten Männerrücken.
„Guten Morgen Frau Luna", hörte sie ihn sagen, während er sich zu ihr wendete, „Bitte begleiten Sie mich runter ins Esszimmer."
<Na super, an Flucht war nicht mehr zu denken und was soll dieses ganze Theater hier?>, durchquerte Mia der Gedanke. Ohne Widerrede schlich Mia dem Pitbull die Treppe hinterher. Die Atmosphäre erinnerte sie an Georges Villa mit den ganzen gruselig aussehenden Wachleuten, die hier im Haus herumliefen.
Zögerlich setzte sie sich im Esszimmer an den großen Esstisch. Leonard saß ihr am anderen Ende gegenüber. Es roch köstlich, denn der Tisch war bereits mit vielen Köstlichkeiten gedeckt. Leonard lächelte Mia freundlich zu und kurz daraufhin betrat eine nett aussehende alte Dame den Raum.
„Das ist Giovanna, die Haushälterin", stellte Leonard sie vor.
„Guten Morgen Frau Luna, möchten Sie gerne Tee oder Kaffee zum Frühstück?", fragte sie Mia freundlich.„Eh ja, gerne einen schwarzen Kaffee", antworte Mia verlegen. Giovanna nickte ihr zu und verschwand wieder aus dem Raum. Mias Augen wanderten wieder zu Leonard, der schon mit seinem Frühstück anfing und Rührei auf seinen Teller schaufelte.
Er erwiderte ihren Blick. „Du solltest etwas essen mein Kätzchen", bemerkte er.
„Du gibst wohl gerne Anweisungen", entfuhr es Mia und sie legte beschämt ihre Hand vor ihren Mund. Im selben Moment schoss ihr die Erinnerung an ihre Reise durch den Kopf, als sie in die falsche Toilette gestolpert war und er ihr befahl den Mund zu öffnen. Damals endete es mit einem genüsslichen Blowjob. Sie genoss es, sich ihm zu unterwerfen. Ihre Wangen färbten sich rosa, sie leckte sich verlegen über die Lippen und bekam daraufhin eine angehobene Augenbraue von Leonard, der ihren Mund aufmerksam fixierte. <Warum dachte sie jetzt nur an solche unpassenden Dinge?>, fragte sie sich verzweifelt.
Sie zwang sich aus diesen unnötigen Gedanken heraus und versuchte, etwas von dem köstlichen Essen hinunterzubekommen. In ihrem Kopf schwirrten noch so viele offene Fragen. In dieser Extremsituation erkannte sie sich selbst nicht wieder. Warum blieb sie so ruhig? Warum dachte sie jetzt lieber an erregende Erlebnisse mit Leonard, anstatt an Flucht? Sie sollte in Panik ausbrechen, davonlaufen und nach Auswegen suchen. Doch sie blieb einfach still auf ihrem Stuhl sitzen, aß ihr Frühstück und betrachtete Leonards anziehende Statur.
DU LIEST GERADE
Wandernde Lust
Aventura[ 𝑺𝒑𝒊𝒄𝒚🌶️𝟏𝟖+ | 𝑫𝒐𝒏'𝒕 𝒑𝒍𝒂𝒚 𝒘𝒊𝒕𝒉 𝒚𝒐𝒖𝒓 𝑩𝒐𝒔𝒔 | 𝑻𝒆𝒊𝒍 𝑰 + 𝑰𝑰 (𝐿𝑎𝑢𝑓𝑒𝑛𝑑) ] Mia muss für einen ganzen Monat auf eine Dienstreise ins Ausland. Doch was als berufliche Mission beginnt, nimmt unerwartete Wendungen. Das...