Kapitel 15

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Leonard riss die Augen auf, als sein Handy kurz auf der Kommode vibrierte

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Leonard riss die Augen auf, als sein Handy kurz auf der Kommode vibrierte. Er dauerte einige Sekunden, bis er sich wieder erinnern konnte, wo er sich befand und was letzte Nacht geschehen war. Sein Kopf bewegte sich wie automatisch zur Seite. Ruckartig sprang er im nächsten Moment vom Bett auf, da Mia nicht neben ihm lag. Die rechte Seite vom Bett war verlassen und kalt. Panisch sah er sich um, doch auch im anliegenden Badezimmer war sie nicht. Keine Spur von ihr, nicht einmal das zerrissene Höschen konnte er finden. Mia war wirklich nirgends aufzufinden. Hatte er das alles doch nur geträumt? Endlich nahm er sein Handy in die Hand und entdeckte die Nachricht von ihr: <<HALTE DICH FERN VON MIR DU PSYCHO!>>

„FUCK!", entkam es ihm laut. Was war passiert? Hatte er etwas falsch gemacht in der Nacht? Er versuchte Mia mehrmals anzurufen, doch kam dabei nicht weit. Jedes Mal wurde der Anruf direkt abgebrochen. Offensichtlich hatte sie ihn blockiert. Seine verzweifelten Nachrichten kamen ebenfalls nicht mehr an. 

Er stürmte aus dem Zimmer raus, auf der Suche nach ihr. Vielleicht war sie noch irgendwo hier im Gebäude. Es war ziemlich früh am Morgen. Die Sonne müsste draußen aufgegangen sein, doch der Innenbereich des Darkrooms war immer noch von Dunkelheit umhüllt, was die Suche nach seiner Begierde nicht leichter machte. Stille stand in jedem Raum, denn einige der übriggebliebenen Gäste schliefen noch verteilt in den Ecken und einzelnen Räumen. Auch auf den Toiletten war keine Spur von Mia. Die Mitarbeiter räumten teilweise schon auf und putzten die freien Flächen. Nach einiger Zeit hatte Leonard die Suche schließlich aufgegeben. 

Er ging in Georges Büro, mit der Hoffnung dieser wäre noch wach. Tatsächlich fand er George konzentriert hinter seinem Schreibtisch, mit einer Tasse Kaffee in der Hand wieder. Er arbeitete eindeutig zu viel und Leonard fragte sich, ob dieser überhaupt schlafen würde. Jedenfalls bat er George, ihm die Überwachungsvideos zu zeigen. Seine letzte Hoffnung, Mia irgendwo somit entdecken zu können, da durch die Nachtsicht mehr erkennbar war. Die Überwachungskameras hingen aufgrund von Privatsphäre leider nicht in allen zugänglichen Räumen, sondern nur in den Ausgängen, Fluren und im großen Hauptraum. Doch Leonard nahm sich die Zeit und ging die gesamten Videos von den letzten Stunden, Minute für Minute durch, bis er fand, wonach er gesucht hatte. Sein Kätzchen schlich sich noch in der Nacht raus und verließ die Darkroom Party. Sie schien es ziemlich eilig zu haben.

Er fragte sich, ob es sinnvoll wäre auf der Stelle zu ihr in die Wohnung zu fahren, um sie dort zu erwarten. Denn er wusste nicht, in welchem Hotel sie sich einquartiert hatte. Er spürte Sorge und so etwas wie ein schlechtes Gewissen, gestand er sich. Dabei wusste er nicht einmal, was genau er verbrochen hatte. 

Sein Herz fühlte sich nach dem Höhenflug von gestern plötzlich so schwer in der Brust an. Solche tiefen Gefühle kannte er nicht und er wusste damit nicht umzugehen. Eher musste er die Frauen bisher selbst loswerden, weil diese ihm zu anhänglich nach dem Sex wurden. Warum verhielt sich Mia so anders? Warum floh sie immer vor ihm, fragte er sich. Sie genoss die Zeit und die Nähe genauso wie Leonard, das konnte er ihr eindeutig ansehen. 

Auf irgendeine Weise machte ihr Verhalten ihn jedenfalls verrückt und erweckte seinen starken Jagdtrieb. Am liebsten würde er sich sofort auf den Weg machen. Doch George brauchte Leonard hier an Ort und Stelle und erlaubte ihm nicht die Abreise. Er musste ihm zunächst bei seinen Geschäften helfen. Er konnte sich das nicht verspielen, denn seine Arbeit hatte bisher immer Vorrang. Er wird es später versuchen müssen oder gar morgen. Schließlich waren es nur zwei Stunden bis zu Mia mit dem Auto. Er musste sich vergewissern, dass er ihr gut ginge und herausfinden, warum er sie in Ruhe lassen sollte. 

Den ganzen Tag über fiel es Leonard schwer sich zu konzentrieren und trotz der Müdigkeit am Abend, entschloss er sich dennoch zu Mia in die Wohnung loszufahren.

~

Leonard stand auf der Straße vor Mias Wohngebäude und entdeckte ihr Auto in der Einfahrt. Licht strahlte aus ihrer Wohnung im oberen Stockwerk - sie war also bereits zu Hause. Plötzlich durchzuckte es ihn wie ein Geistesblitz. Sein unüberlegtes Geschenk vom letzten Besuch fiel ihm wieder ein: das Polaroid-Bild, welches er ihr auf ihrem Nachttisch hinterlassen hatte.

„Verdammter Idiot!", brüllte Leonard laut im Wagen. Warum hatte er das nur getan? Natürlich hatte er nicht sonderlich viel darüber nachgedacht. Er erkannte sich selbst nicht wieder. Jeder Schritt, den er normalerweise unternahm, wurde sorgfältig überdacht, aber leider nicht dieses Mal. Sie hielt ihn nun für einen Psychopathen und das war wohl nicht mehr rückgängig zu machen. 

Leonard entschied sich vorerst zurück nach München zu fahren. In diesem Zustand würde sie sowieso nicht mit ihm reden wollen. Er beschloss, Mia Zeit zu geben und hoffte, dass sie nach einer Weile genauso beginnen würde, ihn zu vermissen, wie er es tat. In dem Moment der stärksten Sehnsucht würde er dann zuschnappen. Er musste einen detaillierten Plan ausarbeiten, denn er brauchte Mia in seinem Leben. Er konnte es sich nicht erlauben, sie noch einmal zu verlieren.

Wandernde LustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt