Wandernde Lust

Kapitel 23

„Wann kann ich wieder zurück in meine Wohnung?", fragte Mia am Frühstückstisch als wäre gestern Abend nie etwas zwischen ihnen vorgefallen. Sie hatte ihren Protest beendet, zumindest vorerst und begab sich morgens wieder nur in einen Bademantel gehüllt an den großen Esstisch.

„Bald, Mia", antwortete Leonard trocken. Er war enttäuscht darüber, dass sie ihn gestern Nacht nicht mehr aufgesucht hatte. In der Hoffnung, schickte er sogar ihren persönlichen Türsteher weg. Doch offensichtlich hatte Mia das nicht mal bemerkt, da sie das Zimmer nicht verlassen hatte.

„Dann brauche ich frische Kleidung, Leonard", unterbrach Mia seine Gedanken und deutete mit einem Blick auf ihren Körper nach unten.

„Du gefällst mir so eigentlich ganz gut", grinste Leonard sie an und fuhr fort: „Du kannst für heute auch etwas von mir anziehen. Ich schicke gleich jemanden los dir neue Kleidung zu besorgen."

„Danke", erwiderte Mia kleinlaut und schaute schweigsam aus dem Fenster.

Leonard war froh, dass Mia sich anscheinend beruhigt hatte und ihrem Schicksal nicht mehr entgegenstellte. So einfach hatte er sich das mit ihr nicht vorgestellt. Vielleicht spielte sie auch nur ein Spiel mit ihm und würde dann wie eine Schlange zupacken, sobald sich ein passender Moment der Schwäche anbot. Er kam am Tisch auf die Idee ihr Vertrauen auszutesten und versprach ihr nach dem Frühstück das Handy zurück zu geben. Ihre Freunde und Familie sollten sich keine Sorgen machen, wohin sie so lange verschwunden war. Sie konnte diese endlich kontaktieren, bevor es zu weiteren Problemen führte.

Natürlich stieg große Freude in Mias Gesicht auf und sofort überlegte sie den Notruf zu wählen, sobald sie das Handy in ihren Händen halten würde. Aber da wusste sie noch nicht, dass er die ganze Zeit hinter ihr stehen würde und jeden ihrer Fingerbewegungen nicht aus den Augen lassen würde. Er hatte wieder mal die völlige Kontrolle. Sie wollte nicht alles noch schlimmer machen und Leonard wütend machen. Er war unberechenbar und ihr war bewusst wozu dieser Mann fähig war. 

In Leonards Büro erhielt sie endlich ihr Handy aus dem Safe in die Hand gedrückt. Nachdem sie ihre üblichen Kontakte angeschrieben hatte, als wäre nichts passiert, erkundigte sie sich bei Theodor nach dem Fortschritt seines Studiums und seiner sportlichen Aktivitäten. Anschließend legte sie das Handy gehorsam auf Leonards Bürotisch und blickte ihn erwartungsvoll an, als wartete sie auf eine Belohnung.

„Braves Kätzchen", erhielt sie als Antwort von ihm. Er verstaute ihr Handy wieder sicher in den Safe. 

„Du kannst es morgen wiederhaben, wenn du so brav bleibst".

„Darf ich heute das Haus etwas erkunden?", fragte Mia schließlich. 

Leonard nickte ihr zufrieden zu: „Ich kann dir gleich einen Rundgang geben".