Mia schlich erschöpft die Treppen zu ihrer Wohnung hoch. Die Morgensonne schien ihr unangenehm durch die großen Flurfenster in die müden Augen. Ihr Körper schmerzte nach der wilden Nacht mit Leonard und ihre Kräfte ließen mit jeder Treppe immer mehr nach. Die Müdigkeit übernahm sie mittlerweile komplett. Sie hatte die zweistündige Autofahrt überstanden, auch wenn sie durch den Restalkohol in ihrem Körper Angst vor einer Polizeikontrolle hatte.
Nach dem Sex geriet Mia erneut in völlige Panik, als Leonard eingeschlafen war. Für sie war an Schlaf dort absolut nicht zu denken, also schlich sie sich so leise wie möglich aus dem privaten Raum und kehrte mit einem Taxi in ihr Hotel zurück. Sie packte all ihre Sachen im Zimmer ein und checkte noch in derselben Nacht aus. Es blieb keine Zeit, sich darüber klar zu werden, warum sie eigentlich floh. Ehe sie es sich versah, saß sie in ihrem Auto auf dem Weg nach Hause. Auf halber Strecke verließ sie gedanklich endlich ihren panischen Tunnel und war im Kopf nur noch durcheinander. Stattdessen nahmen sie die kreisenden Gedanken und wechselnden Gefühle für Leonard völlig ein. Sie musste den Abend erst einmal in Ruhe verarbeiten.
Zu Hause in ihrer Wohnung angekommen, begab sich Mia zuallererst unter die Dusche, um den Rest von Leonard von sich zu waschen, obwohl sie sich eingestehen musste, dass sein Geruch sie überhaupt nicht störte. Sie erwischte sich sogar selbst dabei, wie sie nochmal an ihrem Kleid roch, bevor sie es in den Wäschekorb warf und dabei ein Lächeln ihre Lippen umgab.
Nach der wohltuenden Dusche legte sie sich sofort ins Bett. Obwohl sie so erschöpft und müde war, konnte sie dennoch nicht einschlafen. Quälend wälzte sie sich im Bett herum, bis ihr Blick auf ihrem Nachttisch verharrte. Halluzinierte sie vor Erschöpfung oder war das wirklich ein Polaroid-Bild auf dem Nachttisch, fragte sich Mia. Sie nahm es in die Hand, um es näher betrachten zu können. Völlig entsetzt starrte sie auf das Bild in ihren Händen. Erst nach gefühlter Ewigkeit begriff sie, was das zu bedeuten hatte.
„Was für ein Psycho!", entkam es Mia laut aus der Kehle. Sie war ganz und gar nicht erfreut darüber. Aus Reflex knüllte sie das Foto zusammen und schmiss es in die Ecke. Hauptsache, sie musste es nicht mehr sehen. Sie musste IHN nicht mehr sehen. <Was hat sie nur getan?>, überflutete der Gedanke sie. Auf der Stelle kam sie sich einfach nur dumm vor und bereute die letzte Nacht mit ihm. Sie fühlte sich angeekelt vor sich selbst und würde am liebsten erneut duschen gehen, in der Hoffnung diesen Ekel, den sie fühlte, von sich zu waschen. All die verwirrenden Schmetterlinge im Bauch wurden mit einem Ruck aus ihr herausgeschleudert. Er war sicherlich ein Psychopath und sie hatte diesen Mann eindeutig unterschätzt. Eigentlich kannte sie ihn doch so gut wie gar nicht, gestand sie sich ein.
Ihr Herzschlag beschleunigte sich und sie hatte das Gefühl keine Luft mehr einatmen zu können. Angst durchströmte ihren eigenen vier Wänden und sie begann quer durch die Wohnung auf und ab zu laufen, auf der Suche nach einem sicheren Platz. Dabei war sie doch wie eine Verrückte nach Hause geflohen, weil sie sich hier am sichersten fühlte. Es war ihr Rückzugsort vor der Welt da draußen. Was sollte sie jetzt nur machen? Was war, wenn Leonard schon auf dem Weg hierher war, nachdem er gemerkt hatte, dass sie sich weggeschlichen und auch aus dem Hotel ausgecheckt hatte?
Was wollte er von ihr? Sie war nicht bereit dazu, mit ihm zu reden und ihm all diese Fragen zu stellen. Am liebsten würde sie gar nichts mehr von ihm hören, so wie die letzten Wochen. Hatte er sie vielleicht die ganze Zeit über gestalkt? War ihm bereits bewusst, dass sie auf die Darkroom Party gehen würde? Tausende Fragen schossen in Mias Kopf herum und trieben ihre Panik weiter an.
Nach einigen Minuten versuchte sie sich zu beruhigen. Sie musste ihre Wut sowie gleichzeitig ihre Angst unter Kontrolle bekommen. Jetzt brauchte sie einen klaren Kopf, bevor sie den nächsten Fehler beging. Wie zur Hölle war er hier hereingekommen, interessierte sie brennend. Sie rannte zur Eingangstür und inspizierte diese gründlich. An der Tür fand sie keine auffälligen Einbruchspuren, was ihre Panik kurzzeitig verschlimmerte. Das war bestimmt nicht sein erstes Mal. Aber die wichtigste Frage, die ihren Kopf umkreiste, war: <Was wollte er hier? Das hier ist doch kein Spiel mehr ...>
Mia fing panisch an, die Wohnung nach versteckten Kameras abzusuchen, fand aber erleichternd keine auf den ersten Blick. Sie musste hier weg. Zumindest für einige Tage. Sie lief runter zum Auto. Zum Glück lag noch der Koffer im Kofferraum verstaut, da sie vorhin einfach keine Kraft mehr hatte diesen mit hoch zu schleppen.
Im Auto brach Mia aber letztendlich zusammen. Sie war mit ihren Kräften komplett am Ende. Ihr Kopf war kurz vorm platzen. So war sie nicht in der Lage, Auto zu fahren. Aus der Wut heraus schrieb sie Leonard entschlossen eine kurze Nachricht: <<HALTE DICH FERN VON MIR DU PSYCHO!>>.
<Jup, das müsste eindeutig genug sein>, dachte sie sich und schickte es kurzerhand ab. Danach blockierte sie seine Nummer. Sie raffte sich zusammen und ging wieder fest entschlossen zurück in die Wohnung. Die Tür verschloss sie und ließ den Schlüssel von innen stecken. Danach stellte sie ein recht hohes Dekoglas mit Perlen aus dem Wohnzimmer vor die Eingangstür. Ihr Plan war somit hören zu können, wenn die Tür aufging. Denn im besten Fall würde die Vase umkippen und die Perlen sich über den gesamten Flur verteilen, sodass sie dadurch geweckt wird. Sie nahm sich zusätzlich eine Metallstange aus dem Ankleidezimmer mit, denn ein Messer schien ihr da etwas zu rabiat. Sie glaubte nicht daran, dass Leonard sie umbringen oder ernsthaft verletzen würde, aber sie brauchte etwas zur Selbstverteidigung, falls die Situation zu eskalieren drohte. Zuallerletzt verschloss sie von innen zusätzlich die Schlafzimmertür und versuchte endlich einzuschlafen.
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Wandernde Lust
Adventure[ 𝑺𝒑𝒊𝒄𝒚🌶️𝟏𝟖+ | 𝑫𝒐𝒏'𝒕 𝒑𝒍𝒂𝒚 𝒘𝒊𝒕𝒉 𝒚𝒐𝒖𝒓 𝑩𝒐𝒔𝒔 | 𝑻𝒆𝒊𝒍 𝑰 + 𝑰𝑰 (𝐿𝑎𝑢𝑓𝑒𝑛𝑑) ] Mia muss für einen ganzen Monat auf eine Dienstreise ins Ausland. Doch was als berufliche Mission beginnt, nimmt unerwartete Wendungen. Das...