Die Gefahr Trägt Deinen Namen | Liebe Mich Nicht

Kapitel 31

Die Besprechung ist im vollem Gange. Da wir als Neuankömmlinge noch völlig im Dunkeln stehen, erklären uns die anderen erstmal die gegenwärtige Situation.

Auf den Tisch sind verschiedene Zettel ausgebreitet, auf allen steht ein am Computer geschriebener Text, aber keine Unterschrift oder Merkmal die darauf schließen könnten das es sich hier um nur einen Erpresser handelt.

"Wir haben ein paar Experten drüber schauen lassen, die keine auffällige Ähnlichkeit festgestellt haben. Der Schreibstil ist nicht auffällig, keine besonderen Wörter oder Satzstellungen. Entweder ist der Erpresser einfallslos und es ist seine erste Erpressung, oder er weiß ganz genau wie man seine Spuren verwischt" erleutert Brody und wirft ein Haufen der Briefe zurück auf den Tisch.

Ich nehme einen von ihnen in die Hand und nehme ihn mir selber genauer vor.

Keine besondere Schrift, kein besonderer Schreibstil, nicht mal auffälliges Druckpapier.

Enttäuscht lege ich das Papier wieder zurück.

"Und dich hat er angekriefen" erhebt Nico seine Stimme und spricht zu Blake. Er sieht nicht gerade begeistert aus, einen unbekannten hier zu sehen, und steht mit verschränkten Armen da. Seine Arme und seine ganze Statur, muss  in der Zeit noch breiter geworden sein.

Der Stoff seines T-Shirt drückt sich an die dicke Brust, und wird durch die Arme gedehnt. Ich frage mich, ob er nicht aufpassen muss das es nicht bei der kleinsten Bewegung reißt, so eng wie es liegt.

"Er hat mich angreifen lassen" korrigiert Blake Nico und reißt mich aus der Inspektion, was aus Blake geworden ist "Er war feige genug, sich nicht selbst zu zeigen und ein paar einfache Schläger zu schicken" brummt er aus tiefer Kehle.

"Verstehe" nickt Nico und zieht sich ein wenig zurück.

"Was ist mit den Typen passiert?" frage ich, direkt an Blake gewandt. Ich will hier meine Arbeit machen und dazu gehört auch das wir miteinander reden müssen, darum kommen wir beide nicht drumherum.

"Sie haben eine Abreibung bekommen, nachdem die ersten auf den Boden lagen, sind die anderen abgehauen" beschreibt er das mindeste. Was aber auch reicht, um meine Vermutung zu bestätigen.

"Das heißt der Erpresser war wirklich nicht dabei, hat aber auch niemanden geschickt der wissen könnte wer er wirklich ist. Sonst hätten sie dich mit Waffen oder ähnliches angekriffen"

Fasse ich zusammen und versuche die Ungereimtheiten zu lösen.

"Mit was erpresst er dich?" frage ich. Über den Gesicht von Blake und einigen anderen, huscht ein kurzer Schatten, ihre Blicke drehen sich zu ihm und warten auf die Antwort. Die Antwort kommt nicht wie aus der Pistole geschossen, stattdessen hält er sich zurück und beäugt mich mit emotionslosen Blick.

"Er weiß von ein paar Geschäften, die uns viel Geld einbringen und droht damit sie lahmzulegen. Das fehlende Geld würde mit der Zeit zu großen Schwierigkeiten führen, erst Jahre später könnten wir wieder so ein Gewinn machen. Die Mafia wurde großflächig geschwächt werden" lautet schließlich die Antwort.

"Gibt es ein System wie die Briefe kommen? Ein gewisser Abstand oder ein Kurier?" fragt Nico nach, der nun auch die Arme vor der Brust verschränkt hält.

"Aller 2-3Wochen, je nachdem wie der Bastard gerade Geld braucht" brummt Blake  "Sie werden in unser Briefssystem geworfen, nur mit meinen Namen und landen auf den Tisch. Wen er gerade Langeweile hat oder Spaß will, schickt er sie direkt in mein privaten Briefkasten"

Der Typ liebt das Gefühl von Macht, ihn gefällt es wie Blake darauf reagiert, er hat keine Wahl und Tanz nach seiner Pfeife.

Man müsste ihn die Macht nehmen, oder umlenken, sodass wir mehr Spielraum hätten.

Mein Blick ist staar auf die Blätter gerichtet, während in meinen Kopf die Rädchen drehen und ich auf meiner Unterlippe rumkaue bis sie Blutig ist.

"Und was schwebt dir vor?" fragt mich Nico und lächelt süffisant. Verneindent schüttel ich den Kopf "Noch nicht stichhaltiges" gebe ich zu bedauern.

Die Besprechung dauert noch eine Weile, doch weil es uns zu nichts führt beenden wir sie schließlich und verlassen den Raum.

Loke, Sklya und Liv kommen zu mir und Nico, und gemeinsam verlassen wir die Halle. Wir steigen in die Autos und fahren zu der Wohnung.

Ich werde wieder kurzzeitig in meinen alten Zimmer ziehen, bis wir den Erpresser gestellt haben. Loke hat Nico vorgeschlagen, bei ihn zu schlafen, die beiden verstehen sich ganz gut, da war das für beide kein Problem.

Auch in der Wohnung hat sich nicht viel verändert, der Tisch wurde ausgetauscht aber sonst ist alles noch so wie es war.

Als erstes bringe ich meine Tasche nach oben und werfe mich nach langem mal wieder auf die wolkenweiche Matratze. Ich könnte sofort einschlafen, dann ruft Skyla von unten nach mir.

Kurz lasse ich mein Blick nochmal über die Wände schweifen, meine alten Graffitizeichnungen sind immer noch da. Vielleicht werde ich sie nochmal überarbeiten.

Dann gehe ich runter zu den anderen, sie sitzen auf der Couch und Sofa mit Snacks und Getränken auf dem Tisch.

Ich setze mich neben Liv und wir erzählen uns gegenseitig alles, was in den letzten Monaten passiert ist. Es entsteht eine schöne Runde. Sie erzählen was sonst so passiert ist, außer das wir jetzt ein Erpresser loswerden müssen, und ich erzähle was bei mir so los war.

Natürlich haben Liv und ich Kontakt gehalten, doch ist es was ganz anderes neben der Person zu sitzen und ihr in die Augen zu schauen, statt ihre Stimme nur am anderen Ende zu hören.

Trotz der langen Zeit, die wir nicht zusammen waren, ist das Gespräch offen und ich kann endlich wieder behaupten, daß ich bei meiner Familie war.