Kapitel 9

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Seine Sicht

Ich sollte an Position zwei in der Staffel laufen. Vor mir Johannes, danach Ole Einar und zum Schluss Emil. Ich glaube, dass Emil kurzzeitig den Verdacht gehabt hat, dass zwischen mir und Liva irgendwas lief. Er hatte es aber nicht angesprochen. Die Staffel war das letzte Rennen der Weltmeisterschaft und ich wartete mittlerweile zusammen mit Ole und Johannes darauf, dass Emil ins Ziel kommen würde. Mein eigenes Rennen war gut verlaufen. Ich hatte die Führungsposition gehalten, die Johannes erarbeitet hatte und hatte trotz zweier Fehler im Liegendschießen mit 10 Sekunden Vorsprung an Ole Einar übergeben können. Jetzt war es an Emil, dass Rennen nachhause zu laufen. Und wie wir vermutet hatten, schaffte er es auch. Zwar nur knapp vor Frankreich und Deutschland, aber wir waren immerhin Weltmeister. Ich war mit meiner Ausbeute von drei Medaillen sehr zufrieden. Gold hatte ich noch einmal mit Sanna, Tiril und Emil in der Mixed Staffel geholt und eben meine Silbermedaille im Einzel. Eine rundum gelungene WM also. Dieser Gedanke kam mir auf dem Rückweg von der Medaillenvergabe. Jetzt lag meine Freude aber erstmal auf der Abschlussparty. Ich war gespannt, was passieren würde. Ich war im Hotelzimmer noch dabei mich fertig zu machen, als Emil mir mitteilte, dass er mit den anderen vorgehen würde. Ich lief gut zehn Minuten später auch in Richtung der Party Skihütte, als ich schnelle Schritte hinter mir vernahm.

„Hey, warte." Es war Liva, die etwas abgehetzt hinter mir auftauchte.

Sie trug ein schwarzes, enganliegendes Kleid mit schwarzer Strumpfhose und darüber einen grauen Mantel. Zum ersten Mal, seit ich sie persönlich kannte, hatte sie auch ihre Haare offen, die sich an ihr Gesicht schmiegte.

„Oh hey. Geht es dir wieder besser? Emil hat vorhin Andeutungen gemacht." Ich sehe sie an.

„Mir geht's gut. Ich brauche nur eine Pause. Aber sonst alles super." Sie lächelte mich schüchtern an.

„Sollen wir was essen gehen? Ich kenne einen guten Italiener in der Nähe." Ich bin selbst etwas überrascht über meinen Vorschlag.

„Klingt gut." Liva sieht mich erwartend an und ich lenke sie in Richtung Straße, um in die Innenstadt zu kommen.

Wir laufen eine Viertelstunde, bis wir das Restaurant erreichen und Liva ist schon vom Ambiente sehr begeistert. Der Kellner leitet uns in eine abgelegene Ecke des Restaurants und nimmt uns die Jacken ab. Wenige Minuten später bestellen wir unsere Getränke und reden erstmal nicht, bis Liva mich ansieht.

„Okay Tarjei, ich will dich besser kennenlernen. Nenn mir drei Fakten über dich." Sie sieht mich erwartungsvoll an.

„Das ist schwer. Aber gut. Wenn ich nicht Biathlet wäre, dann vermutlich Fußballer. Ich bin Fußballultra, egal wie schlecht Norwegen im internationalen Vergleich abschneidet. Wenn ich für den Rest meines Lebens nur noch eine Band hören dürfte, wäre es ABBA, auch wenn sie Schweden sind. Und man sollte mich niemals alleine mit Johannes und Emil lassen, dabei kommt nichts raus, schon gar nicht, wenn wir in der Küche sind. Und jetzt du." Ich sehe sie auffordernd an, nach dem ich meine Ausführungen zu Ende gebracht habe.

„Gut, du hast es so gewollt. Bei mir ist es nicht das Genie beherrscht das Chaos, sondern das Chaos beherrscht das Genie. Wenn du irgendwann meine Hütte von innen sehen solltest, wirst du merken, was ich damit meine. Zweitens, wirst du in jeder meiner Taschen, egal ob Handtasche, Rucksack oder Jackentasche, ein Buch finden. Und wenn nicht hat das Chaos übernommen und ich werde im nächsten Buchladen ein Buch kaufen. Emil meint es würde einer Sucht gleichen. Und ohne ABBA wäre ich vermutlich nur eine halb so gute Langläuferin, wie ich bin." Sie grinst und ich will gerade etwas erwidern, als der Kellner kommt.

Der Kellner stellt und das Essen auf den Tisch und wünscht uns einen guten Appetit.

„ABBA also. Lieblingssong." Ich sehe sie herausfordernd an.

„Ganz klar Mamma Mia. Zwar einer den viele lieben, aber der verbreitet einfach die beste Laune." Sie grinst.

„Argumentation angenommen." Gebe ich schmunzelnd zurück, bevor wir uns beide dem Essen widmen.

Zwei Stunden später, nach einem langen Essen mit viel Gespräch sind wir auf dem Weg zurück ins Hotel. Es ist gerade mal 20 Uhr, was es wahrscheinlich macht, dass Emil noch auf der Party ist.

„Willst du noch mit zu mir kommen?" Ich sehe sie an.

Ein Lächeln schleicht sich auf ihre Lippen und sie greift sofort nach meiner Hand. Wir beeilen uns in mein Zimmer zu kommen. Ich vergewissere mich jedoch zuerst, dass Emil nicht da ist, bevor ich Liva in das Zimmer ziehe und die Tür absperre.

Meine Lippen finden sofort die ihren und ich beginne sie zu küssen. Ihre Hände landen an meinem Hals und rückwärtslaufend erreichen wir sogar mein Bett, auf das ich sie sanft fallen lasse. Ihre Hände erreichen die Knöpfe meines Hemdes und ich verliere es sehr viel schneller, als sie ihr Kleid, weil ich ewig den Reisverschluss nicht finden kann. Langsam streife ich ihr anschließend die Strumpfhose ab, während ihre Hände zu meinem Gürtel gelangt sind und sie schließlich auch mir die Hose auszieht. Nur in Unterwäsche liegen wir in meinem Bett. Ich betrachte Livas Körper im sanften Licht der kleinen Nachttischlampe. Sie ist dünn und hat Ansätze eines Sicks Packs. Ihre Brüste sind zwar eher klein, heben sich aber trotzdem wunder voll von ihrem Körper ab. Ich spüre ihre Lippen auf meinem Hals. Langsam ziehe ich ihr die Unterwäsche aus und nur wenige Minuten später ist das Gefühl, von vor ein paar Tagen wieder da. Dieses Gefühl von unfassbarem Glück. Es fühlt sich unfassbar gut an, der Mensch zu sein, der sie ausfüllte. Minuten später lag ich auf dem Rücken neben ihr und hatte sie im Arm. Sie sah mich an.

„Gib mir dein Handy. Ich glaube du solltest meine Nummer bekommen." Sie grinst.

Ich reiche ihr das Handy und sehe, wie sie ihre Telefonnummer unter Ingrid Liva in mein Handy einspeichert. Ich weiß schon jetzt, dass ich das nachher ändern werde, damit niemand etwas mitbekommt. Danach bleibt sie noch lange neben mir liegen. Erst gegen 22 Uhr ist sie der Meinung, dass es sicherer wäre, wenn sie ginge. Einfach, damit wir nicht von Emil erwischt würden. Als sie wieder völlig angezogen war, beugte sie sich wieder zu mir und gab mir noch einen Kuss, bevor sie aus meinem Zimmer verschwand.

Ufullkommenhet er en Form av FrihetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt