Ihre Sicht
Ich kam anscheinend wirklich dämlich grinsend in mein Hotelzimmer, denn Therese sah mich an, als wäre ich ein hyperglückliches Monster.
„Was ist denn bei dir los Svendsen? Hast du einen sexy Franzosen abgeschleppt?" fragte sie mich etwas abwertend.
„Nein. Ich habe nur meine Zweifel über Bord werfen können." Gab ich schnippig zurück und ging dann ins Bad zum Duschen.
Meine Gedanken schweiften unter der Dusche ab und irgendwann landete ich wieder bei Tarjei. Er hatte mir schon ziemlich mit meinen Zweifeln helfen können. Ich fragte mich nur, warum er es getan hatte. Ich hatte eigentlich erwartet gehabt, dass Emil ihm jeden Kontakt zu mir verbieten würde, so wie er es bei vielen anderen Typen gemacht hatte. Oder hatte Tarjei es einfach ignoriert? Ich wusste es nicht. Nach vielen Minuten im Badezimmer kam ich wieder in das Hotelzimmer und legte mich ohne auf Therese zu achten in mein Bett und las noch etwas in meinem Buch, bevor ich einschlief.
Am nächsten Tag machten wir als Team einige Trainingseinheiten um uns für den klassischen 10km lauf vorzubereiten und am Nachmittag gab es eine Teamsitzung uns Zeit bei unseren Physiotherapeuten. Für mich sehr hilfreich, da ich nach dem Training heute wirklich etwas Entspannung gebrauchen konnte. Zum Abendessen ging ich heute etwas früher und musste feststellen, dass Tarjei anscheinend den gleichen Gedanken wie ich gehabt hatte. Ich setzte mich also mit meinem Teller zu ihm und wir aßen still nebeneinander, ohne ein Wort miteinander zu sprechen. Nachdem wir aufgegessen hatten liefen wir zusammen wieder in Richtung Innenstadt von Oberhof. Wir unterhielten uns während des ganzen Spaziergangs über Gott und die Welt und ich hatte irgendwie das Gefühl, bei ihm wie zu Hause zu sein. Heute begaben wir uns schon früher auf den Weg zurück zum Hotel und vor der Tür sah er mich an.
„Viel Glück für morgen. Ich weiß, dass du das schaffen wirst. Mach dir nicht zu viel Stress. Wir feuern dich an der Strecke an. Emil hat uns schon alle abkommandiert." Er lachte mich an.
„Dankeschön Tarjei. Bis morgen." Ich lächelte ihn noch einmal an und lief dann ins Hotel zurück.
Ich hatte mir vorgenommen heute früh schlafen zu gehen um morgen perfekt ausgeruht zu sein. Ich lag also schon 21:00 Uhr im Bett und schlief tatsächlich relativ schnell ein. Am nächsten Morgen aßen wir als ganzes Team zusammen und fuhren dann zur Strecke. Inga lies und Aufwärmen und dann besorgten wir und bei den Technikern unsere Ski um auch diese noch etwas einzulaufen. Ich würde erst relativ spät ins Rennen gehen, hatte deshalb noch Zeit und sah zu, wie die ersten 10 Läufer starteten. Ich lief mich weiter warm um nicht zu unterkühlen, als plötzlich Emil hinter mir stand.
„Na kleine Schwester, bereit für dein Rennen?" er sah mich an.
„Aber natürlich. Ich trainiere doch nicht um nicht um nicht bereit zu sein." Gab ich zurück und auf Emils Gesicht fand sich ein breites Lächeln wieder.
„Ich habe gehört du hast deine Kollegen abkommandiert mich anzufeuern."
„Aber natürlich. Ich will doch, dass du von den Zuschauern getragen wirst." Er sah mich an. Wir lächelten uns an und er nahm mich in den Arm. Dann kam unser Teamarzt und sagte mir, dass ich langsam in die Mixed Zone gehen sollte, da wir uns langsam aber sicher auf die 60er Starts zugingen. Ich würde an Position 65 starten. Ich verabschiedete mich von Emil und machte mich auf den Weg in die Mixed Zone. Ich schnallte meine Skier an und begab mich nach einigen Minuten zum Starthäuschen. Vor mir stand eine Amerikanerin, als sie losgelaufen war, starteten meine letzten dreißig Sekunden, bevor ich auf die zwei 5km Runden gehen würde. Ich hörte das piepen. Jetzt würde es losgehen. Mit dem letzten Piep startete ich auf meine Runden. Ich stieß mich mit meinen Stöcken ab und hatte einen guten Start erwischt. Ich lief die erste Runde sehr konstant und bekam von einem unserer Betreuer zugerufen, dass ich gerade auf Position 2 hinter Therese lag. Zehn Sekunden musste ich auf der zweiten Runde gut machen. Es war nicht unmöglich. Ich zog also mein Tempo an. An der Seite hörte ich gerade meinen Bruder schreien.
„Heia, Liva, Heia. Lauf Liva lauf." Emil brüllte sich die Seele aus dem Leib und ich zog das Tempo noch einmal an.
Wenige Minuten später lief ich an Inga vorbei.
„Liva, du liegst auf eins. 5 Sekunden auf Therese. Mach nochmal tempo."
Perfekt. Alles lief nach Plan. Ich konnte heute Weltmeisterin werden. Ich lief weiter. Bei 14 ½ km rannte auf einmal Tarjei neben mir her und auch Emil war wieder da. Doch ich hörte nur Tarjeis Stimme.
„Liva lauf. Du bist bei zehn Sekunden auf Therese. Du schaffst das komm schon."
Und er hatte recht. Ich konnte es schaffen. Ich bog auf die zielgerade ein und gab noch einmal alles. Meine Stockschübe wurden stärker und ich hatte das Gefühl zu fliegen. Als ich über die Ziellinie fuhr, viel eine Riesen Last von mir ab. Ich sah sofort zur Anzeigetafel. 28:05 Minuten stand dort als meine Zeit. Bei Therese stand dort 28:20 Minuten. Ich hatte meinen Rückstand von 10 Sekunden in einen Vorsprung von 15 Sekunden verwandelt. Ich war wirklich stolz auf mich. Aber ich musste noch warten. Noch waren nicht alle durch.
Ich fuhr in die Mixed Zone und viel dem dort wartenden Emil in die Arme. Er nahm mir die Skier ab und umarmte mich dann nochmal. Auch die anderen Beglückwünschten mich. Marit nahm mich in den Arm und wartete zusammen mit mir auf die letzte Läuferin. Und nachdem die 95. Läuferin in ziel angekommen war, war es klar. Ich war Weltmeisterin. Mir liefen die Tränen aus den Augen und Marit nahm mich in den Arm um mich wieder etwas runter zu bringen. Ich hatte es tatsächlich geschafft. Ich hatte Therese und Krista Pärmäkoski geschlagen. Es fühlte sich surreal an. Und auch bei der Flower Ceremony konnte ich es immer noch nicht glauben. Wir waren mit einem Doppelsieg für Norwegen in die Weltmeisterschaften gestartet und ich hatte gewonnen.
Am Abend, als ich dann meine Medaille um den Hals hatte, fühlte ich mich wirklich gut. Und morgen würde ich sehen, ob mein Bruder auch etwas gewinnen konnte. Und natürlich würde ich auch auf Tarjei schauen.
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Ufullkommenhet er en Form av Frihet
Fiksi PenggemarSie ist die kleine Schwester seines besten Freundes. Die Sache ist klar. Sie ist Tabu. Doch schon das erste Treffen ändert alles.