Ihre Sicht
Nach dem Biathlon Weltcup war meine Saison nun wirklich vorbei. Und ich war unfassbar froh darüber. Ich liebte es in Wettkämpfen anzutreten, aber es raubte einem auch viel Kraft über ein halbes Jahr immer zu reisen und aus dem Koffer zu leben. Trotzdem trauerte ich immer etwas, wenn ich meine Leidenschaft wieder etwas hintenanstellen musste und mich auf die Grundlagen konzentrieren musste.
Jetzt freute ich mich erstmal auf ein bisschen Pause vom Sport. Ich würde nicht vollständig mit dem Training aufhören, aber ich würde es ein bisschen herunterfahren. Meinen Urlaub hatte ich dieses Jahr in den August geschoben, kurz vor der harten Phase des Trainings. Ich würde nach Berlin, zu den Leichtathletik Europameisterschaften fahren und ein bisschen Sightseeing machen. Ich war von den Veranstaltern nach Berlin eingeladen wurden und hatte sofort zu gesagt. Ich war ein unfassbarer Leichtathletik Fan und war begeistert, nach Berlin fahren zu können.
Im Moment war ich zu Hause. Ich hatte mir vorgenommen meine kleine Hütte endlich so einzurichten, wie ich es gerne hätte, nachdem ich sie Jahrelang einfach so gelassen hatte, wie ich sie von meinen Eltern übernommen hatte. Ich wollte die dunklen Farben an den Wänden durch hellere ersetzen und auch einige der Möbel upcyceln. Ich freute mich sehr auf das Renovieren, aber nicht nur, weil ich endlich mich selbst in diesem Haus verwirklichen würde, sondern auch weil Tarjei mir helfen würde. Ich war mir sicher, dass diese Zeit, die wir zusammen verbringen würden, uns in unserer Beziehung weiterbringen würde.
Wir hatten unsere Beziehung nach der Trennung einfach wieder aufgenommen. Es war fast, als wären wir nie getrennt gewesen. Wir verbrachten einiges an Zeit miteinander und ich war sehr froh, dass ich in Tarjei einen Partner gefunden hatte, der genau verstand, warum ich so hart trainierte und wie sehr ich den Sport liebte.
Mein erster und neben Tarjei einziger Freund hatte es nie verstanden, warum mein Fokus so auf dem Sport lag. Ich hatte ihn mit 16 kennengelernt. Kurz nachdem ich vom Biathlon zum Langlauf gewechselt war. Ich hatte damals wegen meiner Verletzung eine schwere Zeit hinter mir und auch noch vor mir. Anfangs hatte ich gedacht, dass er mir helfen würde, aber es war nicht eingetreten. Er hatte mich eher zurückgeworfen und mir einiges an mentaler Kraft geraubt. Wir hatten uns kurz nach meinem Einschluss in die Juniorennationalmannschaft getrennt und ich war froh, dass es vorbei war. Danach war es für mich bergauf gegangen. Ich hatte mich konstant verbessert und hatte schließlich mit 20 am Ende der Saison 2014/15 meinen ersten Einsatz im Weltcup gehabt. Ich war in Oslo im Sprint und auch über die 30km an den Start gegangen und hatte aus nächster Nähe die norwegische Dominanz kennengelernt. Beide rennen waren damals von komplett norwegisch besetzten Podesten beendet wurden und ich hatte gelernt, dass ich mich um einiges verbessern müsste, wenn ich einen Platz im Weltcup Team haben wollte. Ich war im Sprint bis zum Halbfinale gekommen und hatte dann mit Platz 30 die 30km beendet. Danach hatte ich Marit kennengelernt. Sie hatte die 30km gewonnen und auch den Gesamtweltcup. Sie hatten den Gesamtweltcup vor fünf anderen Norwegerinnen gewonnen. Ich war völlig überfordert gewesen, als sie nach den 30 Kilometern zu mir gekommen war und mir gratulierte. Als ich dann in den A-Kader kam, nahm mich Marit ins Visier und half mir dabei mich zurecht zu finden. Und auch ihre ganze Erfahrung und Hinweise halfen mir weiter. Sie half mir in der Vorbereitung und das, obwohl sie schwanger war und sich eigentlich auf andere Dinge konzentrieren müsste. Aber egal wie oft ich ihr sagte, dass sie mir nicht helfen müsste, sie blieb und half mir. Dadurch wurden wir schnell gute Freundinnen und sie war bald meine wichtigste Bezugsperson im Team.
Und dann kam meine erste gesamte Weltcupsaison. Ich steigerte mich von rennen zu Rennen und schaffte es bei der Tour de Ski in der letzten Etappe zum ersten Mal auf das Podest. Ich wurde dritte und freute mich unfassbar. Doch es sollte noch besser werden. Wenig später gewann ich in Oslo im 30km Massenstart meinen ersten Weltcup und von diesem Moment an hatte ich Blut geleckt. Ich wollte häufiger gewinnen und schaffte es auch. Diese Tatsache trug am Ende vermutlich auch dazu bei, dass es zwischen mir und Therese Johaug nicht passen wollte. Aber wir hatten es nie genau definieren können, woher die Probleme kamen, die wir miteinander hatten. Meine erste Weltcupsaison beendete ich mit drei Siegen und sieben weiteren Plätzen auf dem Podium knapp hinter Stina Nilsson auf dem 12 Platz des Gesamtweltcups, wodurch ich zweite in der Wertung der unter 23-Jährigen wurde. Ich hatte mich im Weltcup etabliert und konnte schon im nächsten Winter alle Schocken und in meiner zweiten gesamten Weltcup Saison den Gesamt Weltcup, sowie den Distanzweltcup und die U23 Wertung gewinnen. Ich schaffte es in allen Weltmeisterschaftsrennen Gold zu gewinnen und 10 Einzelsiege zu erkämpfen. Und ich hatte eine Serie begonnen, die bisher hielt. Ich hatte ab dem zweiten Weltcuport alle 10km Rennen gewonnen.
Ich war angekommen. Mittlerweile vollständig. Ich hatte in Marit meine beste Freundin gefunden und war immer eine, die man für das Team einsetzen konnte.
Und das es jetzt auch privat wirklich gut lief, war für mich ein unfassbarer Bonus. Ich war unfassbar glücklich. Zumindest war es das, was mein Körper mir gerade signalisierte. Es konnte nicht besser laufen.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als es an meiner Tür klingelte. Es waren Tarjei und Emil, die es mittlerweile geschafft hatten sich damit zu arrangieren, dass Tarjei mein Partner war. Ich ließ die Beiden in meine kleine Hütte und war sehr begeistert davon, dass die beiden Limonade und einiges an Werkzeug für mein Renovierungsprojekt mitgebracht hatten. Ich begrüßte zuerst Tarjei, für Emils Geschmack wohl etwas zu lang, weil er sich irgendwann mit einem genervten Schnauben meldete, was mir signalisierte, dass ich ihn auch begrüßen sollte.
Nachdem die „Formalitäten" geklärt waren, begannen wir damit mein Schlafzimmer auszuräumen. Und Emil kam dabei an seine Grenzen. In meinem Schlafzimmer waren auch all meine Bücher untergebracht und Emil beendete nach sieben oder acht Kisten resigniert das Ausräumen beendete und es mir überlies, mit dem Kommentar, dass ich mich selbst mit meiner Sucht auseinandersetzen solle, was von Tarjei mit einem schallenden Lachen kommentiert wurde.
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Ufullkommenhet er en Form av Frihet
FanfictionSie ist die kleine Schwester seines besten Freundes. Die Sache ist klar. Sie ist Tabu. Doch schon das erste Treffen ändert alles.