Ufullkommenhet er en Form av Frihet

Prolog

Ich stehe am Schießstand. Stehend Schießen. Ich liebe stehend Schießen. Ich bin wirklich gut. Liegend läuft noch nicht ganz so gut, aber daran kann ich arbeiten. Neben mir steht mein großer Bruder. Er ist fast 10 Jahre älter als ich. Für uns war das nie ein Problem. Er war immer für mich da und ich im Umkehrschluss auch für ihn. Er war bereits ziemlich erfolgreich im Biathlon und ich war rauf und dran ihm zu folgen. Ich war im Leistungskader des norwegischen Skiverbands und gehörte zu den stärksten Läuferinnen in der Gruppe. Und auch im stehenden Anschlag war ich eine Bank. Einzig und allein der liegende Anschlag war eine Katastrophe.

Heute trainierte ich stehend und liegend. Ich hatte schon mehrere Runden hinter mir, die sehr durchwachsen gelaufen waren. Ich wollte gerade erneut in den stehenden Anschlag gehen, als mir auffiel, dass meine Patronen aufgebraucht waren und ich auch keine mehr in der Packung hatte. Ich lief also zu meinem Bruder und fragte ihn ob er mir aushelfen könnte. Nett wie er war gab er mir einige seiner Patronen. Ich packte diese, unter seiner Aufsicht in meine Magazine und begab mich wieder auf meine Matte.

Ich stecke das Magazin ins Gewehr. Ich bringe mein Gewehr in die richtige Position. Ich atme. Ich begebe mich hinter meinen Sichtschutz. Ich fokussiere die Scheiben durch meinen Diopter. Ich schieße. Schuss eins traf die Scheibe ohne Umwege. Ich atme einmal. Schuss zwei landet im schwarzen. Die Scheibe fällt. Ich atme wieder. Ich drücke ab. Etwas ist anders. Es scheint als wäre der Schuss nicht losgegangen. Ich drücke erneut ab. Es erklingt ein komisches Geräusch. Etwas stimmt nicht. Ich bekomme etwas in mein Auge. Ich spüre nur Schmerzen. Das Auge ist empfindlich, das habe ich in Biologie gelernt. Mein Gewehr fällt. Ich höre Schritte. Ich weiß nicht was passiert. Ich habe Schmerzen.

Die Schmerzen bleiben. Etwas war zerstört.