Kapitel 6

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Ihre Sicht

Seine Lippen landeten auf meinen und die Tür des Hotelzimmers war schneller verschlossen, als ich kucken konnte. Noch schneller landeten wir, wild knutschend, auf Tarjeis Bett. Es fühlte sich so unglaublich gut an, seine Lippen auf meinen zu spüren. Es war, als würde jeglicher Ballast der letzten Wochen von mir abfallen und mein Leben um einiges leichter werden. Tarjeis Lippen glitten mittlerweile über meinen Hals und jagten mir einen wohligen Schauer über den Körper. Meine Hände waren unter seinem Pullover gelandet und ich konnte die leicht definierten Muskeln unter meinen Fingern spüren. Ich zog ihm den Pullover über den Kopf und oberkörperfrei beugte er sich wieder über mich. Wenige Augenblicke später hatte auch ich mein Oberteil verloren und seine Lippen und Finger erkundeten meine Brüste. Ich spürte, wie sich meine Brustwarzen unter meinem Sport BH aufstellten und immer empfindlicher wurden. Es fühlte sich an, als würden Unmengen an Stromschlägen durch meinen Körper peitschen. Mittlerweile hatten wir beide auch unsere Hosen nicht mehr an und ich fühlte mich so gut wie seit Wochen nicht mehr. Es war auch ein wunderbares Gefühl endlich einmal nicht nur auf einer freundschaftlichen Ebene berührt zu werden. Ich hatte lange auf dieses Gefühl verzichtet. Meine Küsse bedeckten nun auch Tarjei Körper und ich staunte erneut darüber, dass er nicht vergeben war. Ein Stöhnen entglitt meinen Lippen, als sich seine Hand in meinen Slip bewegte. Verdammt. Ich hatte ganz vergessen, wie entspannend sexuelle Interaktionen sein konnten. Wenige Minuten später fühlte ich mich vollends ausgefüllt. Ich passte mich Tarjei in meinen Bewegungen an und erlangte eine völlige Befriedigung und Tarjei schien es ganz ähnlich ergangen zu sein. Das vermittelte mir zumindest sein Gesichtsausdruck als er wieder neben mir lag.

„Oh mein Gott, warum haben wir das nicht früher getan?" er sieht mich an.

„Vermutlich, weil Emil uns umgebracht hätte." Grinse ich.

„Vermutlich hast du recht." Er lächelt. Sein Lächeln ist unfassbar schön. Und seine Augen erst. Es war als könnte ich mich in ihnen Spiegeln. Als würde ich die vollkommene Version meiner Selbst sehen.

Das Piepen von Tarjeis Handy und sein darauffolgendes Fluchen riss mich aus den Gedanken.

„Was ist los?" ich sah ihn verständnislos an.

„Emil und die anderen sind auf dem Rückweg. Ich will dich zwar nicht rauswerfen, aber ich glaube Emil sollte uns lieber nicht erwischen."

„Oh klar, ich zieh mich nur schnell an." Ich sah ihn an und er fokussierte mich.

„Wir sollten das Wiederholen."

„Was? Wirklich?" ich komme wahrscheinlich wie ein dummes Schulmädchen rüber.

„Das hier. Aber natürlich nur wenn du willst und du dich auch wohlgefühlt hast." Er kümmert sich wirklich sehr.

„Ich, klar. Ich habe mich wahnsinnig wohl gefühlt. Also gerne. Sehr gerne. Aber wir erzählen niemandem davon." Ich sehe ihn ernst an.

„Niemandem?" er schaut zu mir zurück.

„Jeder eine Person. Du darfst nicht Emil nehmen." Lockere ich die Regeln.

„Ich bin doch nicht lebensmüde und erzähle es Emil. Gibt Tarjei lachend zurück.

Ich lächele noch einmal, drücke ihm einen Kuss auf den Mund und verschwinde dann gerade noch rechtzeitig aus Tarjeis Zimmer.

In meinem Inneren spielen die Gefühle verrückt. Wie kann sich etwas, dass so falsch war so gut anfühlen. Ich bin wirklich aufgewühlt. In meinem Zimmer angekommen stelle ich mich erstmal unter eine kalte Dusche um die Gedanken wieder klar zu bekommen. Doch das Ergebnis ist nicht so wie gewünscht. Ich friere zwar wie verrückt, aber meine Gedanken kreisen noch immer wie ein Karussell. Das tun sie auch immer noch, als ich am Abend mit Marit spazieren gehe. Wir wollen uns mental für den morgigen Team Sprint einstellen, doch bei mir will es nicht ganz klappen. Eine Tatsache, die auch der erfahrenen Marit nicht entgeht.

„Also Bambi, was ist los?" sie nennt mich immer Bambi. Schon seit wir uns kennen, weil ich so viel jünger bin als sie.

„Nichts, was sollte denn sein?" versuche ich mein inneres Chaos zu überspielen.

„Lüg mich nicht an Ingrid. Ich weiß genau, dass in dir etwas vorgeht, was dich beschäftigt.

Oh ha, sie nennt mich Ingrid. Dann ist es ihr wirklich ernst. Wir bleiben stehen und ihr Blick taxiert mich. Meine Füße spielen unsicher im Schnee herum, doch Marits Blick verschwindet nicht.

„Okay, verdammt. Ich habe mit Tarjei geschlafen." Eröffne ich ihr schließlich doch mein inneres Chaos.

„Du hast was?" Marit sieht mich unsicher an. Sie hofft anscheinend sich verhört zu haben.

„Ich habe mit ihm geschlafen und du musst mir versprechen es niemandem zu erzählen." Ich sehe sie flehend an.

„Oh mein Gott. Du hast mit Tarjei geschlafen. Ich glaube es ja nicht." Sie lacht mich beinahe aus.

„Und lass mich raten. Du fühlst dich schlecht, weil es sich gut angefühlt hat. Oder?" sie sieht mich noch immer lachend an.

„Ja, woher weißt du das?"

„Das ist nach einmaligen Sachen immer so. Es fühlt sich verboten gut an." Sie grinst wissend.

Nach einmaligen Dingen? Ich würde ihr auf keinen Fall erzählen, dass wir es wiederholen wollten.

„Du klingst, als hättest du Erfahrung damit." Gebe ich zurück.

„Oh Bambi, du denkst doch nicht wirklich, dass ich immer nur mit einem Typen zusammen war. In meinen jüngeren Jahren habe ich so etwas gern gemacht. Es beflügelt."

„okay, okay. So genau muss ich das nicht wissen Marit."

„Himmel bist du prüde. Aber es war nicht dein erstes Mal oder?" die Fragezeichen spielen in ihrem Gesicht fange.

„Um Gottes willen nein." Sage ich. „Aber ich wünschte es wäre mein erstes Mal gewesen." Schiebe ich sehr leise hinterher. Marit hat es nicht verstanden. Sie nimmt mich nur in den Arm und erklärt mir seelenruhig, dass es völlig in Ordnung ist auch mal was mit Leuten aus der Delegation zu haben. Nach unserem Gespräch fühle ich mich wirklich besser. Marit war noch immer die Lösung für die großen Probleme. Keine kalte Dusche könnte das was sie kann.

Völlig befreit und ready für den morgigen Team Sprint machen wir uns auf den Weg zum Hotel und ich bin mal wieder unfassbar froh Marit kennengelernt zu haben. Und seit heut bin ich auch froh, dass sich Tarjei trotz Emil nicht von mir ferngehalten hat.

Ufullkommenhet er en Form av FrihetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt