Kapitel 32

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Ihre Sicht

Ich hatte Tarjei zum Mittagessen eingeladen und freute mich schon ungemein auf das gemeinsame Essen. Ich hatte gestern und heute meine Wäsche gewaschen und war schon einkaufen gewesen um etwas zum Essen für den Mittag dazu haben. Ich hatte Lachs, Salat und noch einiges anderes besorgt und war jetzt, gut eine halbe Stunde, bevor Tarjei kommen sollte dabei den Fisch noch kurz einzulegen. Ich schnippelte Ingwer und Zitronen und rührte in einer Schüssel Salz, Pfeffer und Olivenöl zusammen, bevor ich den Fisch in eine meiner Ikea Glasdosen packte und mit den Zutaten einlegte. Danach packte ich den ganzen Klatsch in meinen Kühlschrank und stellte schon mal das Geschirr auf meinen Esstisch. Wenige Minuten später klingelte es an meiner und Tarjei war da.

Ich holte ihn schnell rein, da es in Oslo och ziemlich kalt geworden war. Er folgte mir in die Küche, wo ich ihm erstmal einen Kuss gab. Danach machten wir uns zusammen daran das Essen vorzubereiten. Ich machte den Fisch, während Tarjei den Salat wusch und das Baguette in den Ofen schob. Wir hatten bei Kochen ziemlich viel Spaß, aber ich war auch froh, als das Essen dann auf dem Tisch stand. Wir saßen am Tisch und sprachen während des Essens gerade darüber, was wir in den kommenden tagen bis zum Wiederbeginn des Weltcups, machen wollten, als mein Handy, dass auf dem Tisch lag zu klingeln begann. Ich sah auf das Display um zu überprüfen, wer mich anrief, da ich eigentlich nicht rangehen wollte.

Doch dann sah ich überraschenderweise den Namen meines Bruders auf dem Display. Eigentlich rief Emil mich nie an.

„es ist Emil. Ist es in Ordnung, wenn ich kurz rangehe?" Ich sah Tarjei entschuldigend an.

„Klar. Mach nur." Gab er zurück.

Ich ging also an mein Telefon.

„Na Super Svendsen, was gibst?" gab ich lachend ins Telefon, als er abnahm.

„Ich habe eine ziemlich krasse Entscheidung getroffen. Ich will sie dir und nachher auch noch Tarjei gerne vor einigen anderen sagen." Beginnt Emil, bevor ich ihn erstmal unterbreche.

„Ähm, wenn du Tarjei das gleiche erzählen willst, dann kann ich den Lautsprecher anstellen. Er ist gerade bei mir." Gebe ich zu.

„Wieso ist Tarjei denn bei dir?" fragt mich mein Bruder etwas überfordert.

„Das tut nichts zur Sache. Also soll ich den Lautsprecher nun anstellen oder nicht?" gebe ich etwas angesäuert zurück.

„Ja gut, dann mach." Antwortet Emil schließlich.

Ich lege also mein Handy auf den Tisch und sage Tarjei, dass Emil uns beiden was zu sagen hätte, bevor ich den Lautsprecher anstelle.

„hei Emil, was gibt es denn?" begrüßt Tarjei seinen guten Freund sofort.

„Nun also, ich weiß gar nicht, wie ich es sagen soll." Emil schien es wirklich auf der Seele zu brennen, was er uns sagen wollte, doch dann brach es einfach aus ihm heraus.

„Ich werde meine Karriere beenden."

Tarjei und ich sahen uns völlig überrascht an.

„Okay, Bruderherz, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet." Gebe ich zu und Tarjei fügt an, dass er es ebenfalls nicht hat kommen sehen.

„Wie kommt es denn?" frage ich schließlich. Immerhin war seine Saison gar nicht so schlecht gewesen und bei den Spielen hatte er auch noch einmal Medaillen geholt.

„Ich glaube einfach, dass es nur schlechter werden würde, wenn ich weitermachen würde." Gibt er zu.

„Und wo willst du aufhören?" Tarjei stellt eine entscheidende Frage.

„In Tjumen. Ich werde Finnland und auch Oslo auslassen. Und dann würde ich gerne mit der Single Mixed Staffel enden." Erklärt er uns.

„Wieso den mit der Single Mixed Staffel." Frage ich, während ich Tarjei völlig überfordert ansehe.

„Weil ich gerne einmal mit meiner Schwester ein Rennen laufen würde und ich weiß, dass eure Weltcup Saison dann vorbei ist." Erklärt er seine Idee weiter.

Und ich bin völlig überfordert.

„Emil ernsthaft, geht es dir gut? Oder hast du getrunken? Ich kann doch keine Staffel mit dir laufen. Erstens würde Norwegen dann verlieren und zweitens geht das doch gar nicht. Und drittens, wieso willst du unbedingt mit mir laufen?" ich bin überfordert, während Tarjei aussieht als wüste er was los ist.

„Liva, ich will mit dir laufen, weil ich es mir immer gewünscht hatte und wir beiden immer davon geträumt haben mal zusammen auf einem Podest zu stehen. Und es würde gehen. Siegfried meinte, dass er das hinkriegt. Und selbst wenn wir verlieren würden, dass wäre mir egal." Endet er seine Ausführungen.

„Ach und ich habe nicht getrunken." Fügt er noch an.

Ich bleibe stumm und weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll.

„Ich finde das ist eine gute Idee. Für mich sind die Podiums mit Johannes auch immer unfassbar emotional." Gibt Tarjei zu bedenken.

„Emil, darf ich mir die Sache überlegen?" frage ich Emil, als ich meine Sprache wiedergefunden habe.

„Ja, aber Siegfried will es bis heute Abend wissen, damit er es möglich machen kann." Sagt Emil.

„In Ordnung, bis heute Abend hast du meine Antwort." Stimme ich zu.

Danach verabschieden wir uns von Emil und gratulieren ihm schon einmal zu seiner Karriere.

Nach dem Anruf saß ich einfach nur da, bevor Tarjei mir einen guten Vorschlag unterbreitete.

„Was hältst du davon, wenn wir aufessen und dann an den Holmenkollen fahren? Du könntest dort ein bisschen Schießen und dich dann entscheiden. Siegfried hat bestimmt auch ein Glas in einem der Schuppen."

Eigentlich eine gute Idee. Wahrscheinlich braucht meine Entscheidung etwas Unterstützung.

Wir essen also auf und holen dann mein Gewehr, bevor wir zum Holmenkollen fahren. Ich bin gerade froh, dass Emil uns so früh bei Essen unterbrochen hat, weshalb wir den Wein nicht angerührt haben.

Eine gute halbe Stunde später kommen wir nach einer sehr angeregten Autofahrt am Holmenkollen an, wo Tarjei zunächst nach einem Fernglas sucht, damit er sich meine Schüsse ansehen kann. Dann begeben wir uns an den Schießstand und Tarjei bespricht zunächst kurz nochmal einige Basics zum Wind mit mir, bevor wir mit meinem katastrophalen Liegendanschlag beginnen, der heute aus irgendeinem Grund gar nicht so katastrophal war. Ich verfehlte zwar sechs der zwanzig schüsse, war aber mit einer Trefferquote von 70% relativ zufrieden. Ich wollte es aber nicht zu hoch werten, da es nur zwanzig Schuss gewesen waren. Tarjei gab mir einige Korrekturen und ich war froh ihn zu haben, dass er mich unterstützte.

Danach schoss ich noch einige Schuss stehend und verfehlte nur drei der zwanzig Scheiben, womit ich wieder zufrieden war. Nach der Besprechung mit Tarjei war es klar, ich würde Emils Vorschlag zustimmen. Und ich war froh, dass ich den Sommer über etwas häufiger geschossen hatte.

Ufullkommenhet er en Form av FrihetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt