Ihre Sicht
Tarjei war in mein Sichtfeld getreten. Sofort bahnte sich ein Lächeln den Weg auf mein Gesicht. Ich lief auf ihn zu.
„Hey." Ich sah ihn an und lächelte.
„Oh hi. Was machst du denn hier?" auch auf seinem Gesicht entstand ein Lächeln.
„Ich hatte Lust auf Biathlon." Grinste ich frech.
„Ach ja? Hast du gesehen, was du sehen wolltest?" jetzt war er provozierend.
„Jap. Herzlichen Glückwunsch übrigens. Dein Rennen war wirklich gut." Gebe ich entwaffnend zurück.
„Was ich eigentlich fragen wollte. Hast du Emil gesehen?" ich sehe ihn immer noch an.
„Oh, wirklich? Und ich dachte fast du wolltest zu mir, um mir zu gratulieren." Gab er frech zurück.
„Habe ich doch." Gab ich entrüstet zurück. „Also wo ist Emil?"
„Ich glaube der ist schon auf dem Weg zurück ins Hotel." Gibt Tarjei an.
„na dann. Ich sollte vermutlich auch wieder los." Ich sehe ihn an.
„Du musst nicht. Wir könnten auch noch spazieren gehen, wenn du lust hast." Er sieht mich bittend an.
„Klar, gerne. Aber musst du dich nicht ausruhen?" ich rede herum.
„Eigentlich schon, aber wenn wir nur bis zum Hotel laufen ist es ja nicht s weit." Entkräftet er mein Argument.
Und ich stimme zu, mit ihm zurück zum Hotel zu laufen. Wir sprachen aber kein wort miteinander. Und ich fand es auch in Ordnung. Ich war nie eine von denen gewesen, die gerne viel redete und ich war auch immer eher introvertiert gewesen. Ich war froh, wenn man nicht versuchte auf Krampf mit mir zu sprechen. Und Tarjei schaffte es einfach, mich nicht in eine Situation zu bringen in der ich mich unwohl fühlte. Doch Emil schaffte es, nur wenige Minuten später. Er musste nämlich ausgerechnet dann aus der Hoteltür kommen, als Tarjei und ich am Hotel ankamen. Verdammter Mist.
„Oh, was macht ihr zwei denn hier?" Emil sah uns an.
Mein Gehirn hörte auf zu arbeiten und ich fühlte mich ertapt. Och tarjei schaffte es uns geschickt aus der Situation zu holen.
„Ingrid hat dich an der Strecke gesucht. Aber du warst schon zurück zum Hotel gegangen. Also habe ich sie begleitet, damit sie nicht alleine gehen muss." Tarjei sah ihn an und hoffte, dass die Ausrede ziehen würde.
„Ach so. Na dann Danke." Emil sah uns misstrauisch an.
Tarjei ließ sich aber nichts anmerken, sondern verabschiedete sich nur schnell und ging ins Hotel. Ich sah Emil noch einmal an und bemerkte, dass er unsere Lüge nicht ganz geschluckt hatte. Ich ging trotzdem an ihm vorbei und ging in mein Zimmer.
Die nächsten Tage sah ich Tarjei nur bei den Essen im Hotelrestaurant. Diese Tatsache war vor allem den vielen Rennen geschuldet war, die wir beide zu laufen hatten. Bei mir lief es besser als ich erwartet hatte. Ich hatte bisher alle Rennen gewonnen und war auf dem besten Weg, den Rekord für die meisten Medaillen bei einer Weltmeisterschaft zu knacken. Dafür musste ich nur noch heute zusammen mit den anderen die Staffel gewinnen. Ich würde auf Position eins starteten, während Therese auf zwei laufen würde. Wir waren im Moment einfach die besten klassischen Läuferinnen in unserem Team. Danach würden Heidi Wenig und Marit folgen. Wir galten als absolute Topfavoriten.
Ich war etwas aufgeregt, als ich am Start stand, aber ich war mir eigentlich sicher, dass ich es heute wieder schaffen konnte ein wirklich gutes Rennen abzuliefern. Als der Startschuss ertönt, stieß ich mich sofort mit meinen Stöcken ab und begab mich in die Loipe. Ich liebte das Gefühl von Schnee unter meinen Skiern einfach unfassbar. Ich war auf dem Weg zwei kurze 2,5km Runden zu laufen, in der Hoffnung, Therese einiges an Vorsprung mitgeben zu können. Meine erste Runde lief ziemlich gut. Ich konnte mich nach gut 2km schon etwas absetzen und fühlte mich wirklich gut. Inga gab mir von der Seite durch, dass ich gut 5 Sekunden auf die mir folgende Schwedin hatte. Das war tatsächlich mehr, als ich erwartet hatte. Ich war also der Meinung, dass es ganz gut wäre noch etwas anzuziehen. Ich erhöhte mein tempo, zwar nur leicht, aber merkbar. Diese Taktik ging auch die nächsten 2,5km gut. Allerdings merkte ich kurz vor den letzten 500m, dass mein Körper langsam nachgab. Verdammt. Ich hatte mittlerweile 15 Sekunden rausgelaufen, aber ich wollte trotzdem nichts riskieren. Ich schaffte es gerade noch an Therese zu übergeben, bevor ich am Rand der Wechselzone völlig ausgelaucht in den Schnee sank. Ich war völlig fertig. Ich bekam nichts mehr mit. Nur, dass irgendwer mir die Skier abnahm und mir auch meine Stöcke aus der Hand nahm. Mein Körper war am Ende. Ich hatte aber auch ein ziemlich hartes Programm hinter mir. Die letzten Tage hatte ich drei rennen, vier mit diesem Hintereinander gehabt und ich brauchte einfach nur eine Pause.
Als ich wieder halbwegs bei Sinnen war, stürmte gerade Marit in den Wachstruck, in den man mich gebracht hatte, damit ich meine Ruhe haben konnte.
„Bambi, du bist wieder wach. Geht's dir besser?" sie sah mich mütterlich an.
„Ja, ist schon besser. Ich werde vermutlich über Weihnachten eine Pause brauchen." Ich versuchte leicht zu lächeln.
„Na dann. Ich habe übrigens dein Weihnachtsgeschenk dabei, Bambi." Jetzt grinst sie einfach nur breit.
„Herzlichen Glückwunsch zum sechsten Weltmeistertitel und zum Rekord für die meisten Medaillen bei einer Weltmeisterschaft." Marit grinst mich stolz an.
„Oh." Mehr sagte ich nicht.
„was ist denn los Bambi? Du solltest dich freuen." Marit sah mich fast etwas sauer an.
„Naja, nach diesem rennen habe ich es nicht wirklich verdient." Gab ich zurück.
„Oh Himmel Bambi. Das Rennen heute war doch nicht schlecht. Dein Körper hat dir einfach nur gezeigt, dass du eine Pause brauchst. Aber das Rennen war doch nicht schlecht. Mach dich nicht so schlecht." Marit gab sich alle Mühe mich aufzuheitern.
„Du hast recht. Also gut. Ich freue mich." Gab ich etwas unmotivierter zurück, als ich es geplant hatte.
„Kommst du mit ins Stadion? Das Staffelrennen der Herren beim Biathlon läuft und ich dachte, du würdest vielleicht gerne das letzte Rennen der Weltmeisterschaften sehen." Marit grinst.
Ich weiß, dass sie eher auf Tarjei anspielt, als auf etwas anders.
„Klar. Natürlich komme ich mit. Warum auch nicht." Gebe ich vielleicht etwas zu euphorisch zurück.
„Oh ha, was ein Sinneswandel. Woran das nur liegt." Gibt sie grinsend zurück und ich verdrehe die Augen.
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Ufullkommenhet er en Form av Frihet
FanfictionSie ist die kleine Schwester seines besten Freundes. Die Sache ist klar. Sie ist Tabu. Doch schon das erste Treffen ändert alles.