Mein erster Schultag beginnt mit einer Doppelstunde Wahrsagen. Gerade, als ich vom Frühstück aufstehe, kommen die Rumtreiber herüber. Die Mädchen haben mir schon einiges über sie erzählt. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie mich wirklich warnen wollten oder nicht viel eher für die Jungs schwärmen.
„Hey Evans, gehst du mit mir aus?", ruft da schon Potter. Genervt verdreht Lily die Augen, ignoriert ihn aber. Na gut, zumindest bei ihr bin ich mir sicher, dass sie definitiv nicht für einen von ihnen schwärmt, und schon gar nicht für Potter. Mittlerweile verstehe ich auch, warum sie Remus nicht so richtig mag. Es reicht ihr, dass er Teil der Rumtreiber ist. Allerdings erscheint er mir etwas besser als seine Freunde.
„Du hast jetzt auch Wahrsagen, nehm' ich an? Dann kannst du nämlich mit mir mitkommen", bietet Remus mir jetzt an. Dankbar lächle ich ihm zu und nehme das Angebot an. Wir verabschieden uns von unseren Freunden, die in einen anderen Kurs müssen, und machen uns auf den Weg. Schon nach wenigen Abzweigungen erkenne ich, dass ich ohne Remus nie im Turmzimmer ankommen und wahrscheinlich auch alle darauffolgenden Stunden verpassen würde, weil ich mich hoffnungslos verirrt hätte.
Im Klassenraum angekommen, setze ich mich neben Remus an einen der runden Tische. Er sagt nichts dagegen, und ich hoffe, dass ich niemand anders den Platz weggenommen habe. Es sieht allerdings nicht so aus. Die anderen Schüler werfen mir zwar neugierige Blicke zu, aber niemand wirkt, als hätte ich irgendetwas Peinliches gemacht. Glück gehabt.
In dem Moment, in dem ich mein Buch ausgepackt habe, kommt der Professor aus einem Hinterzimmer. Seinen Namen hat Remus mir zwar auf dem Weg hierher gesagt, aber ich habe ihn bereits wieder vergessen. Ist ja auch egal, es reicht, wenn ich Professor sage. Und sonst kann ich immer noch Remus fragen.
Nachdem der Professor die Anwesenheit kontrolliert hat, lehnt er sich an seinen Tisch und beginnt den Unterricht: „In den letzten Jahren habt ihr gelernt, aus Teeblättern, Händen, der Kristallkugel und den Sternen zu lesen. Jetzt werden wir uns der Traumdeutung widmen. Das wird den Großteil des Jahres in Anspruch nehmen, möglicherweise können wir gegen Ende des Schuljahres noch die Feueromen durchnehmen. Allerdings stehen in diesem Jahr Ihre ZAGs bevor, daher werden wir die verbliebene Zeit eher für Wiederholungen nützen. Aber wie dem auch sei, ich möchte, dass Sie heute mit einer Methode Ihrer Wahl die Zukunft Ihres Gegenübers vorhersagt. Wo die benötigten Utensilien sind, sollten Sie – mit Ausnahme von Miss Luna natürlich – wissen. Also, fangen Sie an".
Fragend sehe ich zu Remus, der wie viele andere aufsteht und etwas von einem Regal in der hinteren Ecke des Raumes holt. Als er wiederkommt, stellt er Teeblätter, Tassen und heißes Wasser auf den Tisch. Dann grinst er mich etwas verlegen an: „Ich hoffe, es ist okay, wenn wir die Teeblätter nehmen. Mit der Kristallkugel kann ich nämlich absolut nichts anfangen. Dafür habe ich nicht genug Fantasie. Und alles andere würde sehr lange dauern". „Verstehe ich. Kristallkugeln sind ... nicht ganz einfach", erwidere ich. Dabei verrate ich nicht, dass ich beinahe immer etwas sehe. Die Schatten haben zwar nicht unbedingt eine Form, die Sinn ergibt, aber solange es nicht einfach weißer Nebel bleibt, kann ich etwas daraus machen.
Als der Tee fertig ist, tauschen wir unsere Tassen aus und ich sehe mir Remus' Zukunft an. Ja, das Wahrsagen ist keine genaue Wissenschaft, aber das bedeutet nicht, dass es vollkommener Humbug ist. Man muss nur wissen, wie man eine Prophezeiung in einem alltäglichen Ereignis als erfüllt betrachten kann.
Während ich meinen Gedanken nachhänge, hat Remus schon sein Buch aufgeschlagen und fängt an, meine Tasse zu deuten.
„Das da könnte eine Sonne sein – die bedeutet großes Glück. Der Tropfen steht für Trauer und Enttäuschung, und da ist ein Herz ... das ist Liebe oder Leidenschaft", er dreht die Tasse weiter, „Da ist so ein Kreis ... ich weiß nicht, was der darstellen soll. Im Buch steht nichts davon. Hm. Na gut, sagen wir, das ist ... der Mond. Also, meine Prophezeiung für deine Zukunft lautet: An Vollmond wirst du Trauer und Enttäuschung erfahren, aber dann entdeckst du deine große Leidenschaft dafür ääh... mit dem Riesenkraken zu schwimmen. Ihr verliebt euch und du bist dadurch unglaublich glücklich. Hört sich doch nicht so schlecht an, oder?", erwartungsvoll sieht Remus zu mir, während ich ihn etwas skeptisch anblicke. „Hast du nicht gerade noch gesagt, dass du wenig Fantasie hast? Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich eine Beziehung mit dem Kraken will", bemerke ich. Überlegend wiegt Remus den Kopf hin und her: „Ja, verständlich. Egal, du bist dran".
Also sehe ich mir seine Tasse genauer an. Nachdem ich sie einmal gedreht habe, erkläre ich Remus ohne einen Blick ins Buch, was seine Zukunft bereithält: „Also, du hast ein Buch, ein Kreuz, einen Schädel und gleich drei Flaschen. Das steht für lehrreiche Erfahrungen, Prüfungen und Leiden, Gefahr und Freundschaft. Dir stehen einige Prüfungen bevor, wodurch du zwar in Gefahr kommst, aber immerhin etwas lernst. Eine Flasche steht für Freundschaft, also stehen drei Flaschen vielleicht für deine drei besten Freunde?", fragend sehe ich zu Remus. Dieser muss grinsen: „Ich wusste schon immer, dass ich mit drei Flaschen befreundet bin".
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Und wieder mal war die Recherche viel mehr Arbeit als das Kapitel selbst. Könnte daran liegen, dass ich in den Büchern nachgeschlagen habe, was Harry & co im vierten und fünften Jahr durchnehmen sowie was beim Teeblätterlesen im dritten Jahr an Symbolen vorkommt und was diese bedeuten. Sonne, Kreuz und Schädel kommen wirklich vor, den Rest habe ich mir ausgedacht. Ich muss mir definitiv sehr viel mehr selbst überlegen, nachschlagen ist ganz schön viel Arbeit xD
Heute hab ich beim Aufstehen schon bemerkt, dass Samstag ist! Ich bin schon ein bisschen stolz auf mich, muss ich zugeben.
Viel Spaß, bis zum nächsten Mal!Ach, und für die, bei denen jetzt die Schule wieder anfängt: Mein Beileid
Lg, Lina
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Wölfe wie wir
FanfictionRachel Kathleen Luna ist ein Werwolf. Obwohl, eigentlich ist sie keiner. Es ist kompliziert. Trotzdem hilft ihr diese Geschichte dabei, Anschluss zu finden, als sie nach einigen Jahren Privatunterricht in der fünften Klasse einsteigt. Nicht leicht f...