„Wir sind heute zusammengekommen, um uns an unsere Vergangenheit zu erinnern. Wir wollen nicht vergessen, welche Fehler unsere Vorfahren gemacht haben und wir wollen uns daran erinnern, warum wir unsere Kräfte nicht für Eigennutz oder Egoismus einsetzen wollen. Wir dürfen unsere Vergangenheit nicht vergessen, damit unsere Zukunft existieren kann. Wir wollen uns erinnern, damit sich die Geschichte nicht wiederholt", beginnt Dad die Gedenkfeier mit den traditionellen Worten. Erst vor zwei Jahren hat er Grandpa als Alpha abgelöst, damit ist das erst das zweite Mal, dass Dad die Feier leitet. Aber wir alle kennen die Worte und die Geschichte.
Sofort nach dem Frühstück haben wir uns im Garten getroffen, wo wir jetzt im Kreis am Boden sitzen. Tief Luft holend fährt Dad fort: „Um uns in Erinnerung zu rufen, was der Krieg angerichtet hat, werde ich die Namen sämtlicher Opfer vorlesen".
Knapp zwanzig Minuten dauert das Verlesen der Namen. Es wird jeder Muggel, Squib und Zauberer vorgelesen, der im Wolfskrieg gestorben ist. Am Ende folgt eine kurze Pause, in der wir an die Opfer denken, bevor mein Dad fortfährt: „All diese Namen waren nur die, die im Krieg, infolge einer Verletzung, die im Kampf verursacht wurde oder bei den darauffolgenden Wolfsjagden gestorben sind. Wir wollen aber auch die nicht vergessen, die zwar selbst überlebt, aber jemanden Geliebten verloren haben. Diejenigen, die durch den darauffolgenden unbrechbaren Schwur ihr Leben lassen mussten. Diejenigen, die im Krieg kämpfen mussten, die von Luna-Wölfen kontrolliert wurden. Wir wollen uns auch an die erinnern, die unter den Folgen des Krieges gelitten haben und immer noch leiden. Lasst uns nicht vergessen, was wir verhindern wollen".
Nach einer weiteren Pause gehen wir zusammen in den Keller, wo eine Gedenkstätte eingerichtet wurde. An den Wänden hängen Bilder und Gemälde von Szenen aus dem Krieg und Verstorbenen sowie ein großer Wandteppich mit unserem Stammbaum, wobei alle, die im Krieg oder an den Folgen gestorben sind, mit einem Zauber zum Leuchten gebracht wurden. Der Teppich wird mit jedem neuen Familienmitglied erweitert, wobei die Namen der Wölfe in Schwarz sind und alle anderen Namen weiß. Zurzeit sind wir nur fünf Luna-Wölfe: Silly, Grandpa, Dad, Seth und ich. Grandma und Mum haben einen Alpha geheiratet und dadurch zwar auch die Fähigkeit bekommen, sich zu verwandeln, aber sie können die Gene nicht weitervererben und haben auch sonst keine unserer Gaben.
In der Mitte des Raumes steht ein großes Denkarium mit den gesammelten Erinnerungen aller, die den Krieg lange genug überlebt haben, um bei der Gründung der Gedenkfeier noch am Leben gewesen zu sein. Auch Silly, Grandma und Grandpa haben Erinnerungen beigesteuert. Das ist eigentlich der wichtigste Teil der Feier, aber auch der schwerste. Deshalb darf ich nicht mit in die Erinnerung und Seth ist heute zum ersten Mal dabei.
Während die anderen im Denkarium stecken, sehe ich mir wie immer die Bilder an den Wänden genau an, um zumindest teilweise zu verstehen, was dieser Krieg bedeutet hat. Danach fange ich an, das Essen vorzubereiten. Zu Mittag gibt es immer nur eine Kleinigkeit, vor allem Dinge, die auch während des Krieges verfügbar waren. Als die anderen aus dem Denkarium zurückkommen, essen wir gemeinsam, ohne viel miteinander zu reden. Am Nachmittag machen wir als Wölfe eine Wanderung durch das umliegende Gebiet. Erst in der Nacht, als es schon dunkel ist, kommen wir zurück in unseren eigenen Wald, wo wir gemeinsam jagen, essen, und dann als Wölfe im Freien schlafen. Das soll daran erinnern, dass im Krieg die wenigsten ein Zuhause hatten. Es funktioniert nur zum Teil, weil das für einen Wolf kein großes Problem ist, aber es gehört zur Tradition und bisher ist noch niemandem etwas Besseres eingefallen.
Erst am nächsten Tag zum Frühstück verwandeln wir uns zurück und gehen ins Haus.
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Wölfe wie wir
FanfictionRachel Kathleen Luna ist ein Werwolf. Obwohl, eigentlich ist sie keiner. Es ist kompliziert. Trotzdem hilft ihr diese Geschichte dabei, Anschluss zu finden, als sie nach einigen Jahren Privatunterricht in der fünften Klasse einsteigt. Nicht leicht f...