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Auch am Tag der Berufsberatung sitzen wir gemeinsam in der Bibliothek und lernen. Dazwischen muss immer wieder jemand weg und kommt nach einiger Zeit wieder, aber keiner fragt nach, wie es gelaufen ist. Das ist die einzige Regel, die an unserem Platz herrscht: Das einzige Thema ist der Lernstoff und die Prüfungen. Alles andere wird im Gemeinschaftsraum, beim Essen und hin und wieder im Unterricht besprochen. Die Bibliothek wird wirklich nur zum Lernen genutzt, damit niemand gestört wird.

Nach dem Mittagessen gehe ich schließlich in Professor McGonnagals Büro. Oft war ich in letzter Zeit nicht hier, aber am Anfang des Schuljahres musste ich regelmäßig kommen, um zu evaluieren, wie mein Schuleinstieg gelaufen ist und ob alles in Ordnung ist. Anfangs war das jede Woche, aber McGonnagal hat im Oktober schon gemeint, dass es reicht, wenn ich einmal im Monat komme. Zu Weihnachten haben wir die Treffen dann ganz beendet, weil sie nicht mehr notwendig waren. Mithilfe meiner Schlafsaalkolleginnen und Remus habe ich mich schnell eingelebt.

Daher kenne ich das Büro gut genug, dass ich mich nicht mehr umsehen muss und sofort McGonnagals Einladung folge, mich zu setzen. Forschend sieht diese mich an: „Nun, Miss Luna, wissen Sie schon, welchen Beruf Sie erlernen möchten?" Seufzend schüttle ich den Kopf: „Ich hab mir zwar die ganzen Informationsblätter angesehen, aber irgendwie ist das Richtige für mich nicht dabei. Mein Ziel ist es also, alle meine Fächer weiter zu belegen, auch wenn das in den nächsten Jahren sicher sehr stressig wird". Skeptisch schaut die Professorin mich an, holt dann ein Blatt Pergament hervor und meint: „Ihren bisherigen Noten nach zu urteilen, sollten Sie nirgends Probleme haben, die ZAGs zu bestehen. Aber Sie sollten sich trotzdem einige Fächer aussuchen, die Sie im nächsten Jahr abwählen können. Nicht nur, weil Ihr Stundenplan sonst im nächsten Jahr sehr voll ist, Sie werden auch jetzt vor den ZAGs einiges zu tun haben, wenn Sie wirklich alle Fächer weiterbelegen wollen. Dazu benötigen Sie nämlich überall zumindest ein ‚E', Sie müssen sich also wirklich anstrengen". „Das ist mir klar. Aber ich will mir alle Möglichkeiten offen halten. Die Prüfungen sollten nicht das Problem sein, ich denke, ich habe früh genug angefangen zu lernen. Es wird sich also erst im nächsten Jahr zeigen, ob ich es schaffe oder ob es zu viel wird", erwidere ich. Seufzend nickt McGonnagal. „Sie haben wahrscheinlich recht. Wenn mir noch etwas einfällt, das für Sie passt, werde ich Ihnen die Informationen zukommen lassen. Auf Wiedersehen". Schnell verabschiede mich und eile in die Bibliothek. Bis jetzt war es mir nicht ganz klar, dass es nicht reicht, in jedem Fach einen ZAG zu schaffen. Ein ‚A' reicht nicht, um das Fach weiter zu belegen. Also muss ich vielleicht noch etwas mehr lernen, als eigentlich geplant. 

Wölfe wie wirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt