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Gerade als ich das Klassenzimmer verlassen will, kommt James keuchend herein. „Hey! Ich hab dich gesucht. Können wir kurz reden?" „Ähm. Klar", erwidere ich etwas überfordert und sehe zu, wie er einen Muffliato über das Zimmer legt. Erst Remus und jetzt auch noch James? Was ist denn auf einmal los? Schief grinst James mich an, lehnt sich gegen einen Tisch und fragt: „Du bist doch Lilys beste Freundin. Wie kann ich sie davon überzeugen, mit mir auszugehen?" „Also erstens bin ich sicher nicht Lilys beste Freundin. Ich würde sagen, das ist Alice. Zweitens, wieso kommst du gerade jetzt drauf? Du fragst sie doch schon seit fast zwei Jahren?", versuche ich, der Sache auf den Grund zu gehen. James denkt kurz nach, dann meint er: „Aber du bist gut mit Lily befreundet, und ich weiß, dass ich dir vertrauen kann und wir sind auch Freunde, also komme ich lieber zu dir als zu Alice. Und naja, ich hab Lily um ein Date gebeten, und sie hat mich einfach ignoriert. Ich dachte ja, das Schlimmste ist, dass sie mich immer wieder anschreit, aber ich hab gar keine Antwort bekommen. Sie hat mich nicht mal angesehen! Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll!" Langsam nicke ich. Dann erkläre ich James: „Ich weiß selbst nicht genau, was du falsch machst. Die neue Strategie, dich zu ignorieren, hat sie sich in den Ferien ausgedacht, in der Hoffnung, dass du sie dann in Ruhe lässt. Aber ich kann auf jeden Fall mit Lily reden und herausfinden, was das Problem ist. Wenn ich etwas weiß, erzähle ich es dir. Und bis dahin solltest du sie vielleicht in Ruhe lassen". „Wenn du mit ihr redest, wär das super. Aber ich gebe sicher nicht auf. Ich liebe sie, und ich werde um sie kämpfen. Davon wirst du mich nicht abhalten können", mit diesen Worten rauscht er aus dem Raum.

Als ich dann endlich selbst in den Schlafsaal komme, ist nur Lily da. Die anderen sind noch im Gemeinschaftsraum. Froh über die Gelegenheit lege ich heimlich einen Muffliato übers Zimmer und sage dann: „Hey! Ich hab gehört, dass James dich vorher wieder nach einem Date gefragt hat. Wie ist es gelaufen?" Entnervt wendet Lily sich zu mir: „Er kann einfach nicht aufhören. Er ist ein arrogantes Arschloch, er nervt absolut und ich weiß echt nicht, wieso er es nicht versteht. Ich will nichts von ihm, verdammt nochmal!" „Also erstens, so arrogant ist er gar nicht, auch wenn er manchmal so rüberkommt. Eigentlich ist er nur in deiner Nähe so. Er will dich beeindrucken. Dass er noch immer nicht verstanden hat, dass das so nichts wird, versteh ich auch nicht. Jedenfalls war er vorher bei mir, damit ich ein gutes Wort für ihn einlege". Schon macht Lily den Mund auf, um mich zu unterbrechen, da füge ich noch hinzu: „Keine Sorge, das hab ich nicht vor. Du bist gut in der Lage dazu, deine eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich hab ihm auch geraten, dich in Ruhe zu lassen. Aber wenn du mir sagst, was er falsch macht, würde ich ihn trösten. Er war ganz schön fertig, weil du ihn ignorierst". Lily verdreht die Augen: „Mal abgesehen davon, dass er arrogant ist und jeden verhext, der ihm gerade nicht in den Kram passt, akzeptiert er einfach nicht, dass ich nein sage. Ich gebe ja zu, dass er gut aussieht. Aber er ist verdammt kindisch und hält sich für was Besseres. Wenn er erwachsen werden und meine Entscheidung akzeptieren würde, könnte ich ihm vielleicht eine Chance geben. Aber er fragt mich seit drei Jahren täglich um ein Date. Warum versteht er nicht, dass ich nicht will?" Am Ende rinnen Tränen über Lilys Gesicht. Etwas geschockt sehe ich sie an und nehme sie schließlich in den Arm. „Hey", meine ich, „tut mir Leid, dass dich das so fertigmacht. Darauf hätte ich ja selbst auch kommen können. Aber wenn es dir recht ist, dass ich James deine Gründe erkläre, hört er sicher auf. Er kann ein Arschloch sein, aber er ist nicht dumm. Er ist ein Problem, das wir lösen können, okay?" „Danke", erwidert Lily nickend. „Du hast recht. Aber ich glaube, das will ich Potter selbst sagen. Wenn ich dazu bereit bin, ihn nicht mehr zu ignorieren. Und ich glaube dir zwar, dass Potter kein schlechter Typ ist, aber es wäre echt nett, wenn du mir dabei helfen könntest, dass ich in nächster Zeit nicht mit ihm allein bin. Wer weiß, ob er nicht irgendwann mehr versucht und er hat schon bewiesen, dass er mein Nein nicht akzeptiert". Darauf gebe ich erstmal keine Antwort. Ich beschränke mich darauf, Lily weiter zu umarmen. Irgendwie verstehe ich ihre Sorge. Ich kann es nicht richtig nachvollziehen, weil es vermutlich nur wenige Leute gibt, die mir körperlich überlegen sind, aber bei ihr ist das anders. Sie kann sich im Notfall nicht in einen übergroßen Werwolf verwandeln. Sie wäre einem Angreifer rein körperlich vollkommen ausgeliefert und ich bin mir auch nicht sicher, ob sie James in einem Duell besiegen würde. Es sind beide wahnsinnig gut in VgdK und Zauberkunst. Auch wenn ich nicht glaube, dass James ihr so etwas antun könnte, will sie sichergehen. Und dabei kann ich ihr helfen.

Wölfe wie wirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt