Mittlerweile sind einige Stunden vergangen, seit der Ball eröffnet wurde und wie immer stehe ich allein an eine Wand gelehnt und beobachte das Geschehen. Auch wenn ich alle Anwesenden kenne, will ich mit den meisten nicht wirklich etwas zu tun haben und seit Schulanfang geht es ihnen wohl umgekehrt genauso.
Überraschenderweise kommt plötzlich Regulus Black auf mich zu und fragt: „Darf ich um diesen Tanz bitten?" Mit hochgezogener Augenbraue frage ich zurück: „Willst du wirklich mit einer Blutsverräterin tanzen?" Er schmunzelt. „Du hast recht. Du bist eine Blutsverräterin. Und trotzdem bist du hier. Das zeigt, dass es deiner Familie egal ist. Und es zeigt, dass deine Familie so viel Einfluss hat, dass dein Fehltritt keine Auswirkung für sie hat. Auch wenn meine Eltern vielleicht missbilligen, was ich hier tue, schadet es doch nie, sich mit einflussreichen Leuten gutzustellen, nicht wahr?" „Ich bezweifle zwar, dass es dir etwas bringen wird, aber ein Tanz kann nicht schaden. Zumindest wird mein Ruf in dieser Gesellschaft wohl kaum noch mehr sinken", erwidere ich und ergreife Blacks Hand.
Er führt mich auf die Tanzfläche und nach wenigen einfachen Schritten wirbelt er mich durch den Saal. Auch wenn ich Black nicht wirklich mag, kann er noch besser tanzen als die meisten anderen Reinblüter. Ich habe schon mit vielen getanzt – ich liebe es einfach zu sehr, als dass ich je ein Angebot abgelehnt hätte – aber Black gehört auf jeden Fall zu den Besten. Deswegen mache ich auch keine Anstalten, die Tanzfläche zu verlassen, als das Lied zu Ende ist. Herausfordernd erwidert Black meinen Blick, bleibt aber ebenfalls hier und nimmt wieder seine Tanzhaltung ein. Als das nächste Lied beginnt, bin ich mir nicht mehr sicher, ob meine Entscheidung gut war. Black grinst und raunt mir zu: „Scheinbar gefällt es dir, mit mir zu tanzen". „Ich gebe zu, hätte ich gewusst, dass ein langsamer Walzer folgt, hätte ich dich wohl verlassen", erwidere ich. Nach kurzer Pause füge ich hinzu: „Aber ich kann nicht leugnen, dass es schön ist, mit jemandem zu tanzen, der mehr als die Grundlagen beherrscht". „Nun, ich freue mich, dass wir jetzt auch miteinander reden können", sagt Black. Verwirrt sehe ich ihn an. Warum sollte er mit mir reden wollen? „Warum solltest du mit einer Blutsverräterin reden wollen?", platzt es aus mir heraus. „Ich habe vielleicht ein kleines bisschen gelogen, als du mich gefragt hast, warum ich mit dir tanzen will. Zum einen habe ich gehört, dass du eine begabte Tänzerin bist und wollte die Gerüchte bestätigt bekommen. Zum anderen will ich wissen, was mein Bruder an dir findet. Und mach dir keine Sorgen wegen dem Blutsverräterkram. Nach unserem Tanz werde ich mir selbstverständlich sofort die Hände waschen, und den Festumhang werde ich wohl oder übel entsorgen müssen", antwortet Black immer noch grinsend. Den Kopf schiefgelegt überlege ich, ob er es ernst gemeint hat und ich mich angegriffen fühlen soll, oder ob er einen Witz gemacht hat. Bis zum Ende des Liedes komme ich zu keinem Schluss und diesmal verlassen wir beide die Tanzfläche und Black verschwindet.
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Wölfe wie wir
FanfictionRachel Kathleen Luna ist ein Werwolf. Obwohl, eigentlich ist sie keiner. Es ist kompliziert. Trotzdem hilft ihr diese Geschichte dabei, Anschluss zu finden, als sie nach einigen Jahren Privatunterricht in der fünften Klasse einsteigt. Nicht leicht f...