Geschockt sieht Remus mich an. Währenddessen verwandle ich mich zurück, damit wir normal miteinander reden können und mich niemand in meiner Gestalt als Werwolf sieht. Als Remus sich wieder gefangen hat, keucht er leise: „Was bist du?" Lächelnd antworte ich: „Vielleicht hast du schon einmal von den Luna-Wölfen gehört". Er nickt und meint: „Ich habe als Kind einmal einen anderen Werwolf getroffen, der mir von einer Legende von den ursprünglichen Werwölfen erzählt hat. Luna-Wölfe sehen aus wie Werwölfe, können sich aber verwandeln, wann immer sie wollen. Irgendwann haben sich daraus die heutigen Werwölfe entwickelt. Die ursprünglichen konnten die neuartigen aber kontrollieren und ihnen ihren Willen aufzwingen. Das hat zu blutigen Kriegen zwischen unterschiedlichen Wolfsrudeln und schließlich auch zu vermehrten Kämpfen mit Zauberern geführt. Deswegen sind die Vorurteile gegen Werwölfe auch so schlimm. Aber irgendwann haben ein paar der Luna-Wölfe beschlossen, dass es so nicht weitergehen konnte, also musste jeder von ihnen einen unbrechbaren Schwur leisten, niemals wieder einen Werwolf zu kontrollieren. Dadurch sind die Luna-Wölfe ausgestorben. Also, worauf willst du hinaus?" „Du bist gut informiert. Aber in einem Punkt hast du Unrecht. Die Luna-Wölfe sind nicht ausgestorben. Es war knapp, ja, aber eine Familie hat überlebt. Meine Familie. Der Schwur ist abgeschafft worden, dafür wird jetzt in der Erziehung darauf geachtet, dass wir verstehen, warum wir das nicht tun sollen. Wir erinnern uns an die Vergangenheit, damit wir nicht vergessen, was passiert, wenn wir unsere Macht missbrauchen".
Kurz bin ich in Erinnerungen gefangen. Einmal im Jahr gibt es eine Gedenkfeier für die Opfer der Luna-Wölfe. Im Mittelpunkt steht dabei das Gedankengut von Wölfen, die den Krieg erlebt haben. Ein großer Teil der Gedenkfeier findet im Denkarium statt, aber bisher war ich noch nie dabei. Die Erinnerungen an den Krieg sind traumatisch und meine Großeltern achten sehr darauf, dass wir sie erst sehen, wenn wir wirklich bereit dazu sind. Aber auch der Rest der Feier führt einem sehr gut vor Augen, warum wir unsere Macht nicht missbrauchen dürfen.
Remus Antwort reißt mich aus meinen Gedanken: „Also bist du ein Luna-Wolf?" Stumm nicke ich. „Das erklärt, warum du so groß bist. Kein ausgewachsener Werwolf könnte diese Größe erreichen. Und du bist wahrscheinlich noch nicht mal ausgewachsen", überlegt er, „ich nehme an, dass ich das nicht weitererzählen soll?" „Das wäre toll", bitte ich ihn. „Kein Problem. Solange du mein Geheimnis für dich behältst, tue ich das Gleiche für dich. Aber wenn du an Vollmond weiterhin dabei sein willst, solltest du meinen Freunden davon erzählen". Dankbar nicke ich. „Das mache ich. Ihr seid doch in einem Schlafsaal, kann ich morgen Abend vorbeikommen? Heute wollt ihr wahrscheinlich schlafen". Jetzt ist es an Remus, zu nicken. Damit ist die Sache abgemacht.
Als Remus den Raum verlässt, fällt mir ein Stein vom Herzen. Nicht nur, dass ich jetzt Gewissheit habe, was seine Identität angeht, ich habe vor allem dieses Gespräch hinter mich gebracht. Es war auch viel weniger unangenehm als gedacht. Auch meine Freundinnen wissen Bescheid und niemand hat ein Problem damit. Ich meine, klar, es ist etwas anderes als ein „echter" Werwolf zu sein, weil ich das Monster in mir kontrollieren kann. Aber es ist nicht weniger gefährlich. Im Gegenteil. Remus muss man nur eine Nacht im Monat meiden, und schon ist man sicher. Ich kann mich jederzeit verwandeln und angreifen. Und ich bin viel gefährlicher als ein normaler Werwolf. Ich bin größer und stärker, ich lasse mich zwar von meinen Instinkten leiten, bin aber noch bei Bewusstsein und mein Biss verwandelt einen Menschen genauso in einen Werwolf. So sind die heutigen Werwölfe überhaupt erst entstanden. Ein Luna-Wolf hat einen Menschen gebissen, dieser ist zu einem Werwolf geworden. Aber während ein Luna-Wolf seine Gene vererbt, kann ein Werwolf dieses Schicksal nur durch das Gift in seinen Zähnen weitergeben und nicht über die DNA.
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Sooo, da ich eh noch wach bin, lade ich das Kapitel gleich hoch, bevor ich wieder vergesse.
Falls noch irgendwelche Fragen zu Luna-Wölfen auftauchen, bitte schreibt es in die Kommentare, damit ich es beim Gespräch mit den Rumtreibern einbauen kann.
Lg, Lina
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Wölfe wie wir
FanfictionRachel Kathleen Luna ist ein Werwolf. Obwohl, eigentlich ist sie keiner. Es ist kompliziert. Trotzdem hilft ihr diese Geschichte dabei, Anschluss zu finden, als sie nach einigen Jahren Privatunterricht in der fünften Klasse einsteigt. Nicht leicht f...