Kapitel 5.3

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Sinn ergeben würde. Doch dem war nicht so. „Es reicht. Was geht hier vor sich? Wieso bist du hier? Und was hat das mit dieser Prophezeiung auf sich? Und wieso sollte gerade ich bitte ein Teil davon sein?"

Lina rieb sich die Nasenwurzel. „Also", begann sie langsam. „Die Prophezeiung sagt den Weltuntergang hervor. Ich bin auf der Suche nach den acht Söhnen des Mondes, die in der Prophezeiung genannt werden." Sie sprach langsam und ruhig, während sie darauf achtete, dass niemand sonst sie belauschen konnte.

„Söhne des ...", begann Rathan rätselnd, doch klärte sich sein Gesicht plötzlich auf, als er begann die Zusammenhänge zu verstehen. „Warte ... du glaubst also ich sei ein Sohn des ... Mondes oder so, weil mein vermeintlicher Vater vielleicht ein Mondmagier war?"

Das war zwar nicht genau das, was sie gesagt hatte, dennoch nickte sie. „Ja. Ich habe einen Kompass, der mich zu den Gesuchten führen soll. Im Schloss dreht er durch, daher dachte ich, du gehörst vielleicht dazu."

„Und ... dieses Mal ...", begann er den Satz und sah Lina fragend an, in der Hoffnung eine Antwort zu erhalten.

„Es soll erscheinen, sobald die Person mit einer bestimmten Art von Magie in Berührung kommt. Die, die ich beim Kuss angewandt habe", sagte sie und wurde rot um die Nase. Die Erinnerung an den Kuss löste bei ihr ein leichtes Kribbeln im Bauch aus.

Rathan presste mit verlegenem Blick die Lippen aufeinander und sah weg, bevor er ebenfalls ein wenig rot wurde.

Einzelne Regentropfen nieselten auf sie herab und wurden kontinuierlich stärker.

„Also gut ... ich glaube dir", meinte er dann kleinlaut.

„Dann beobachte bitte, ob du ein Mal bekommen hast", sagte sie hoffnungsvoll. Vielleicht brauchte es einfach noch ein bisschen. Sie holte sogar ihren Kompass heraus, um diesen anzusehen.

Auch Rathan warf einen Blick auf den sich noch immer wild drehenden Kompass. Es war ein kunstvoll gefertigtes Artefakt, das ein magisches, sanftes Glühen von sich gab. Jedoch konnte man das wohl auch erst jetzt erkennen, weil es bereits dunkel war.

Lina starrte den Kompass an, bevor sie die Schultern hängen ließ. „Ich hatte gehofft, dass er auf dich zeigt", gab sie zu und steckte ihn wieder weg.

Der Regen, gepaart mit dem kalten Wind, jagte Lina einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Die Wolken waren inzwischen so dicht über dem Himmel, dass selbst das Licht der Monde nicht zu ihnen kam.

„Möchtest du ... möchtest du selbst nachschauen?", drang Rathans leise Stimme an ihre Ohren. Unsicher und irgendwie schüchtern, aber dennoch gewillt, Linas Worten Glauben zu schenken.

Diese wurde rot. „Ja, wenn du mich lässt", sagte sie und konnte nicht verhindern, dass sie sich vorstellte, wie sie Rathans Körper erkundete. Dabei spürte sie eine gewisse Scham, aber auch Verlangen.

Er war genauso unsicher wie sie, was es irgendwie leichter machte, aber zugleich auch schwerer.

„Dann komm am besten mit", sagte er und ergriff Linas Hand, um sie durch die kalte Nacht zu führen.

Sofort fühlte sich Lina, als würde sie etwas Verbotenes tun. Es kribbelte in ihrem Bauch und sie genoss es in vollen Zügen. Daher folgte sie ihm auch mit schnellen Schritten. Zudem wollte sie aus dem Regen raus. Es wurde immer mehr und auch die Kälte nahm zu, während der Wind unangenehm wurde.

Donnergrollen und entfernte Blitzschläge begleiteten sie auf ihrem Weg, bis Rathan sie endlich in eine dunkle Stube zog. Es war kalt, aber wenigstens trocken.

„Wohnst du hier?", fragte sie überrascht. Es war sehr klein und spärlich. Irgendwie empfand sie diese Wohnung als beklemmend.

Es gab auch nur einen Raum, der wohl Wohnraum, Küche und Schlafgemach zugleich war.

Rathan löste sich von Lina und seufzte leise. „Ja ... nicht gerade ein Schloss, ich weiß", grummelte er und lief zu einem kleinen Kesselofen, um für ein wenig Wärme zu sorgen. In den nassen Kleidern zu bleiben war ohnehin keine gute Idee, wenn man sich nicht den Tod holen wollte. Jedoch schien sich der Wachmann dabei recht schwer zu tun eine Flamme zu erzeugen. Sei es nun seine vor Kälte zitternden Finger oder die Nervosität.

Lina kam zu ihm, bevor sie die Hand hob und mit einem leisen Flüstern das Holz dazu bewegte, in Flammen aufzugehen. So, dass kein Schaden angerichtet wurde, aber die Wärme langsam den Raum füllte.

Erschrocken zuckte Rathan ein wenig zurück, besah sich dann jedoch die lodernden Flammen mit einem faszinierten Funkeln in den Augen. 

Mondmagie - Windfall - Band 1 - BEENDETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt