Nachdem Jeb und ich uns ausgesprochen hatten, und das auf Englisch in seinem Büro, trainierte ich zwei Stunden lang im Schießraum. Erst dann fuhr Jeb mit mir zu Ryders Wohnung um mich dort abzusetzen.
"Kannst du dir jetzt endlich das Video ansehen?", fragte ich ihn. Er seufzte leicht, stimmte mir dann aber zu und verschwand in der Küche um die Kameraaufnahmen abzuspielen und hoffentlich endlich zu verstehen warum ich so über Elias dachte. Ich setzte mich auf die Couch und spielte weiter mit dem Zauberwürfel welcher hier rum lag.
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"Hast du endlich das Video gesehen?", ich sah vom Couchtisch auf, Ryders Wohnung war wirklich modern eingerichtet. Caspian war zur Zeit bei Freunden, und Ryder einkaufen. "Ja hab ich.", Jeb setze sich frustriert neben mich. Ich schwieg, er würde es mir ohne nachfragen erzählen. "Natürlich besteht eine Ähnlichkeit zwischen den beiden, und die Augen sind sich wirklich ähnlich, aber es wird wohl kaum so sein das der Junge Elias' Sohn ist.", er sah mich ernst an.
"Aber-", fing ich an. "Rem, ich kann nachvollziehen das du wünscht er wäre noch hier, aber Elias ist Tod, und das musst du wirklich akzeptieren. Er ist gestorben.", sagte er ohne Emotionen. "Jeb, du verstehst das nicht. Man hat seine Leiche nie gefunden-", er unterbrach mich wieder. "Er ist tod, Rem! Akzeptier es endlich!", schrie Jeb verzweifelt. "Das kannst du nicht wissen!", schrie ich zurück und stand ebenfalls wie er auf. "Doch! Wo war er dann die letzen sieben Jahre?! Warum hat er uns dann mit Papà alleine gelassen?!", schrie er, eine kleine Träne rollte seine Wange runter und tropfte auf den Boden. Jeb sah mich wütend an.
"Warum hast du mich denn damals alleine gelassen? Er hatte sehr viele Gründe dafür!", verteidigte ich meine Vermutung. "Du weißt das ich es für dich getan hatte!", er funkelte mich wütend an. "Ja, und er hätte es auch für uns tun können! Er war in Schießereien verwickelt, natürlich hätten da auch wir in Gefahr sein können!", ich sah ihn überzeugt an. Jeb schwieg kurz nachdenklich, dann geschah alles sehr schnell. Ich spürte wie er mich packte und gegen die nächste Wand schleuderte. Einen Arm hatte er quer an meinem Oberkörper positioniert, um mich an Ort und Stelle zu halten. Die andere war an meinem Kinn und hielt dieses fest. "Jakob, lass mich los.", keuchte ich erschrocken, meine Angst war wieder da. Nach diesem Jahr, hätte ich vieles von Jeb erwartet, aber er hatte es mir geschworen. Er hatte mir geschworen mich niemals zu verletzen, und ich hatte ihm mal wieder vertraut.
Ich sollte einfach niemandem mehr vertrauen, wenn es doch immer so endete...
"Er. Ist. Tod.", schrie er verzweifelt. Bei jedem Wort gab er mir eine Ohrfeige. Die Schläge taten kaum weh, das war nicht das Problem. Was aber weh tat war das gebrochene Vertrauen zu meinem Bruder, ich hatte ihm vertraut. Ich hätte ihn nicht an mich ranlassen sollen, dann wäre das alles nie passiert. "Akzeptier es doch endlich!", Jeb wechselte mit seiner hand am Oberkörper zu meinem Hals und drückte fest zu. Aus seinen Augen strahlte pure Wut. "L-lass mich los. I-Ich kriege keine Luft mehr.", röchelte ich. Es tanzten bereits schwarze Punkte vor meinem Auge auf.
"Scheiße Ilay! Bist du komplett durchgedreht!", ich hörte einiges rumpeln, dann warf Ryder sich auf meinen Bruder und stürzte ihn zu Boden. "Du kannst doch nicht deine Schwester angreifen, was ist los mit dir?", Ryder stand wütend auf von Jakob. Ich sank erschöpft die Wand runter und hielt mir, nach Luft schnappend, den Hals fest. "Geh raus.", Ryder zog Jakob hoch und schubste ihn in richtung Tür. Er blieb kurz stehen, dann wurde ihm klar was gerade passiert war udn er wollte sich an Ryder vorbeidrängen zu mir. "R-Rem, I-ich-", stotterte er geschockt und hockte sich vor mich hin.
Ich stand schnell auf und brachte mindestens einen Abstand von zwei Metern zwischen uns. "Remmy...", er fuhr sich verzweifelt durch die Haare. "Halt dich einfach fern von mir.", sagte ich leise und blickte an ihm vorbei. "Ich hätte dich nie an mich ranlassen sollen.", gab ich zu und drehte mich weg von ihm um die Tränen zu verstecken. "Geh jetzt!", Ryder schubste ihn zur Wohnungstür und knallte diese vor ihm zu. Sobald er weg war eilte er zu mir. Doch ich wich auch vor ihm zurück, wenn selbst Jeb bereit war mir wehzutun würde es jeder sein. Ich griff meine Reisetasche, und den Rucksack, dann stürmte ich aus der Wohnung.
Ich spürte bereits wie mein Gesicht blau anlief, weshalb ich die Kapuze und Gesichtsschutz aufsetzte. Eine Menge Regentropfen fielen auf mich herab, doch ich spürte sie kaum. Ich blieb kurz geschockt stehen, dann stieg ich in die nächste Bahn und sprang direkt vor der Wohnung der Zwillinge raus.
"Scheiße, wie siehst du denn aus?", Jiron machte mir auf. "K-kann ich reinkommen?", stotterte ich. "Klar.", sagte er langgezogen. Jiron machte die Tür ziemlich verwirrt noch weiter auf ließ mich reinkommen. "Jaron?", er suchte die Wohnung nach seinem Zwilling ab. "Ist wohl unter der Dusche. Willst du was essen? Ich hab Lasagne gemacht.", Jiron hatte vor kurzem seine Ausbildung als Koch begonnen und kochte nun immer drauf los, Jaron hingegen wartete ebenfalls auf seinen Platz bei der Polizeischule, ich hatte mich dort auch heimlich beworben. Jeb wäre nämlich durchgedreht hätte er erfahren das ich zur Polizei wollte.
"Also was ist passiert?", Jiron drückte mich auf die Couch. "Ist egal. Kann ich vielleicht ein paar Tage hierbleiben? Und wenn Jeb euch fragt ob ich hier bin, dürft ihr es ihm bitte nicht verraten.", ich drehte mich wieder um. Die nächste Tränenwelle war kurz vor dem Ausbruch. "Nimm mal den Gesichtsschutz ab.", Jiron sah mich besorgt an. Ich schüttelte bloß mit dem Kopf. Ich hörte die Badezimmertür zufallen. "Ich geh mal kurz zu ihm. Du kannst gern hier bleiben.", er stand auf und verschwand im angrenzendem Zimmer.
Man hörte sie kurz miteinander reden dann stürmte Jaron in das Wohnzimmer. Er trug eine lange Jeans, das Shirt hatte er noch in der Hand und warf es sich beim gehen über. Seine nassen, dunkelbraunen Haare tropften auf seine Schultern, und ein kleines Funkeln sah man in seinen Augen. "Steh auf, Rem.", befahl er ohne Wiederworte zuzulassen. Seine Arme verschränkte er vor Oberkörper. Langsam stand ich von der Couch auf und senkte meinen Blick. "Komm her.", sein Blick ruhte immer noch auf mir. Mit schweren Schritten lief ich die zwei Meter auf ihn zu.
Kaum stand ich vor ihm, zog er mir die Kapuze runter und den Gesichtsschutz kurz darauf. Seine Hand schnellte zu meinem Kiefer vor, den er sogleich festhielt, aber um einiges sanfter als Jakob. Stirnrunzelnd blickte er auf mein blaues Gesicht, am Hals sah man die Abdrücke nun auch. Jaron drehte meinen Kopf sanft zur Seite, jetzt hatte er perfekte Sicht auf mein Gesicht. "Rem, was ist DAS?", knurrte er mir wütend entgegen. Sein Kiefer war so angespannt das ich dachte er würde gleich brechen. Jaron bebte innerlich. Ich schwieg bedrückt. "Sag mir bitte dass, das nicht von deinem Bruder stammt?", fragte er vorsichtig. Ich senkte meinen meinen Kopf wieder und wischte die aufkommenden Tränen weg. Jaron schien zu verstehen und umarmte mich fest. "Ich bringe dieses Arschloch um!", zischte er wütend.
"Keine Sorge, er wird nicht die Chance bekommen dir nochmal wehzutun.", murmelte er dann etwas ruhiger in mein Ohr, bevor ich noch näher an ihn gedrückt wurde.
"Komm, wir gehen mal ins Bett, du siehst ziemlich erschöpft aus.", er legte einen Arm um mich und führte mich in die Richtung von seinem Schlafzimmer. Nachdem er mir half die Jacke auszuziehen, reichte er mir eins von seinen Shirts und eine Fußballshorts. "Zieh das an, du bist ziemlich durchnässt.", er drehte sich um. Monoton wechselte ich die Sachen und brach dann fast zusammen. Jaron fing mich auf und drückte mich wieder fest an ihn dran. "Alles wird gut, okay?", er legte mich in sein Bett ab und deckte mich zu. Jaron blieb noch ziemlich lange neben mir liegen, dann fielen mir die Augen zu und ich fiel in einen unruhigen Schlaf.
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Verräter wie wir (Band 2)
Random"Er lebt!" "Du glaubst das doch nicht immer noch?!", Jeb knallte die Kaffeekanne auf die Kücheninsel. "Doch! Ich hab's gesehen. Alles spricht dafür!" "Was hast du gesehen?" - Ein Jahr ist nun vergangen seitdem Remedys Leben wieder normal geworden i...