Chapter 16

29 2 0
                                    

"Hallo? Haaaallooooo?", er wank mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum. Ich zuckte kurz und kam wieder in der Realität an. "Wie kann ich dir helfen?", fragte er mich erneut. "Also Ich ähhh, Ich also-", ich hätte mir vorher überlegen sollen was ich sagen sollte. "Ja?", er musterte mich. Erst meinen Verbundenen Fuß, dann die Krücken, die Hand und schließlich blieb er bei der Kette hängen, seine trug er ebenfalls.

Er atmete einmal hörbar aus, dann machte er die Tür weiter auf. "Komm rein, ich denke wir sollten reden.", sagte er jetzt auch ziemlich nervös und ließ mich reingehen. Nachdem er die Haustür wieder geschlossen hatte brachte er mich ins Wohnzimmer und lehnte sich mich musternd an die Wand. Wir beide schwiegen uns einfach an, nicht wissend was man jetzt sagen sollte.

"Du bist groß geworden.", sagte er irgendwann. Ich nickte langsam, diese ganze Unterhaltung war ziemlich verstörend. "Wie hast du mich gefunden?" "Durch deinen Sohn, der befindet sich gerade in Chicago.", erklärte ich. Wir beide schwiegen wieder.

"Warum bist du gegangen?" "Es hatte zwei Gründe, zum einen hätte die Straßengang dich und Jeb finden können, wäre ich nicht verschwunden und wegen Elyo. Ich hatte ein Kind gezeugt, und als dann das Gebäude abfackelte und ich für Tod erklärt wurde, bot es sich super an, vor einem Jahr war ich in Chicago und wollte nach euch beiden sehen, aber kamt ziemlich gut alleine zurecht. Deshalb...", erklärte er mir. "Papà ist untergetaucht, kurz nachdem ich von ihm abgehauen bin.", erklärte ich ihm "Ich glaube und hoffe er ist Tod.", ergänzte ich dann noch.

"Hör zu Rem, es tut mir Leid das ich verschwunden bin. Ich dachte das Jeb sich um dich kümmern würde.", seufzte er. "Jeb ist vier Wochen nachdem du verschwunden bist abgehauen, mit dem Versprechen mich in den nächsten Monaten wegzuholen.", erklärte ich. "Er ist nie gekommen. Und er glaubt nicht das du noch lebst, oder er will es nicht glauben. Ich glaube er wäre ziemlich wütend wenn er dich sehen würde?", sagte ich ein wenig niedergeschlagen. "Und er hätte jedes Recht dazu.", Elias senkte seinen Kopf. "Was macht Jeb beruflich?", fragte Elias. "Er ist mit 16 verschwunden ohne Schulabschluss und ohne Vorbereitung, was denkst du macht er?", sagte ich ziemlich trocken.

Mein Handy klingelte erneut. Genervt fischte ich es hervor und lehnte Jakobs Anruf ab. "Weiß er das du hier bist?" "Es geht ihn nichts an!", knurrte ich und stellte mein Handy auf stumm. "Habt ihr Streit?", fragte er. "Ich will einfach nur das er sich aus meinem Leben fernhält.", ich schluckte leicht, auch wenn ich es niemals zugeben würde. Jakob fehlte mir.

"Es tut mir Leid Rem.", wiederholte er sich. "Es freut mich das du nicht Tod bist. Aber gleichzeitig bin ich so unglaublich angepisst von dir und von Jakob.", ich schüttelte verzweifelt den Kopf. "Was hat Jeb getan?", fragte Elias verwirrt. "Vieles.", kommentierte ich trocken und verdrängte die Erinnerung aus meinem Kopf. "Was genau ist die Jahre so passiert während ich weg war?", er deutete auf das Sofa, mit einem Seitenblick auf die Krücken. Ich setzte mich und überlegte kurz. "Papá hat sich nicht wirklich verändert. Jakob war praktisch jede Nacht weg, ich glaub er hatte angefangen zu dealen. Nach drei weiteren Wochen ist er abgehauen mit einigen Freunden und hatte eine Straßengang gegründet. Er hatte mir Versprochen mich so schnell zu holen wie möglich aber spätestens in sechs Monaten wiederzuholen. Papà wurde wütend, und ließ es an mir aus. Jakob hatte sich mit seinem besten Freund ziemlich gestritten und die Gruppe spaltete sich.", ich dachte wieder an Shane, hier würde ich jedoch seinen Spitznamen -Blade- verwenden.

"Als Jeb mich dann holen wollte, hatte Blade, sein ehemaliger bester Freund, ihm gedroht mich anzugreifen wenn er jemals wieder Kontakt zu mir aufbauen wurde. Ich blieb also bei Papà in der Hoffnung Jakob würde irgendwann doch noch kommen. Etwa drei Jahre später, hatte der Nachbarsjunge, Jaron, mich von Papà weggeholt und brachte mich zu Blade, ich wusste ja nicht das diese Drohung bestand. Ich machte mein letztes Jahr an der High-School mit 12 oder 13, zwischendurch hatte Blade angefangen mich zu unterrichten. Allerdings in anderen Dingen, er brachte mir boxen und schießen bei. Ich musste anderthalb Jahre lang Drogen austeilen, dafür durfte ich dort wohnen und hatte sogar ein wenig Geld verdient, denn für das College war ich zu jung.", beschrieb ich es.

"Blade war ziemlich nett und ich wusste nicht das er Jakob kannte. Etwa zwei weitere Jahre später, also vor einem Jahr, ging alles schief. Jaron hatte einen Zwillingsbruder von dem praktisch niemand wusste, da die beiden getrennt aufwuchsen, er heißt Jiron. Jiron war bei Jakob eingesperrt da er wusste wo ich war und Jakob mich suchte. Ich war nachts auf dem Rückweg zum Hauptquartier und sah wie Jaron von Jakobs Gang angegriffen wurde, und ich wollte ihm helfen. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich bin mitgekommen und Jaron konnte fliehen. Und bei Jakob haben wir dann irgendwie erfahren das wir Geschwister waren. Jedoch konnte ich Jakob nicht ausstehen-" "Kann ich in deinem Fall nachvollziehen.", kommentierte Elias.

"Irgendwann hatte er mir alles von der Drohung und so erzählt, und es wurde etwas besser, jedoch hatte ich dann die Möglichkeit zu fliehen." "Und du hast sie genutzt?" "Ja. Ich war wieder bei Blade, aber es war nicht das gleiche wie vorher und ich fühlte mich irgendwie nicht wohl. Blade meinte mehrmals zu mir er würde mich nicht verletzen und langsam fing ich wieder an ihm zu vertrauen.", erzählte ich. Wenn ich jetzt daran dachte, merkte ich wie dumm das eigentlich war.

"Nach mehreren Wochen verließ ich das Hauptquartier endlich mal, ich ging zum Friedhof.", sagte ich leise. "Z-zu meinem..." "Ja. Jakob war zur gleichen Zeit dort und wir unterhielten uns, er machte sich ziemlich große Sorgen um mich und sah echt fertig aus. Etwas später ging ich wieder zurück. Blade wartete auf mich, er war ziemlich sauer und wollte wissen wo ich war. Ich sagte es ihm nicht, da Jakob und ich Jahre zuvor beschlossen hatten niemandem von dir zu erzählen da man sonst an Infos kommen würde, an die niemand kommen sollte. Es endete ziemlich drastisch, Blade hielt mir eine Waffe an den Kopf und verprügelte mich beinahe.", ich stoppte kurz. "Darf ich einen Keks?", ich deutete auf den Teller vor mir. "Ähh, ja klar.", er schob mir den Teller zu und ich nahm mir einen Oreo.

"Blade wollte mit mir zum Friedhof fahren um zu checken ob ich ihn nicht angelogen hatte, denn ich war ohne die Kette losgegangen und mit wiedergekommen. Um es zusammenzufassen, ich war ein Druckmittel gegenüber Jakob. Nachdem ich dann wieder bei ihm war, normalisierte sich alles ein wenig und er besorgte uns beiden eine schicke Wohnung in der Innenstadt.", ich nahm mir noch einen Oreo. "Ein Jahr lang wohnten wir da, er war natürlich immer noch mit der Gang am schaffen, und ich fing an zu studieren damit mir nicht so langweilig war, während ich mich um einen Platz bei der Police-Academy bewarb, aber davon wusste er nichts. Jakob wäre nämlich ausgerastet hätte er das erfahren.", ich grinste gespielt, denn in letzter Zeit spürte ich immer das gebrochene Vertrauen zu ihm sobald ich an ihn dachte. Und es tat weh. Es tat verdammt weh.

"Und dann?", er runzelte die Stirn und nahm sich ebenfalls einen Oreo. "Naja ich hab deinen Sohn auf dem Campus getroffen-", er unterbrach mich. "Warte! Warst du dieses Mädchen was ihn gerettet hatte?", fragte er mich neugierig. Ich schmunzelte leicht. "Ja. Ich hab ihn auf die Straße laufen sehen und das Auto, also hab ich schnell reagiert.", erklärte ich. "Ein riesiges Dankeschön.", sagte er komplett begeistert. "Naja ich hab Elyos Augen gesehen und dann wegen seinem Namen und der unverkennbaren Ähnlichkeit eins und eins zusammen gezählt. Als ich Jakob davon erzählt hatte ist er ziemlich ausgeflippt und meinte dann er sieht sich die Kameraaufnahmen vom Campus an. Wir hatten einen weiteren Streit weil ich nachts verschwunden war, denn er bringt seid Wochen angetrunken irgendwelche Frauen mit nach Hause und schafft es dann nicht leise zu sein. Am nächsten Tag mussten wir dann aus der Wohnung raus da wir beschattet wurden, wir sind zu Freunden.", ich nahm mir den dritten Oreo und drehte ihn auf.

"Am Abend hat er sich endlich das Video angesehen, es aber immer noch abgestritten, wir haben uns ziemlich lange gestritten u-und dann-", ich stoppte und schluckte das ziemlich unsichere Gefühl runter. Auch Elias sah mich zunehmend besorgt an und drehte seinen Oreo ebenfalls auf. "Was ist dann passiert?" "Er ist komplett ausgerastet und hat mich angegriffen, er hat mich mehrmals geschlagen. Kurz bevor ich das Bewusstsein verlieren würde, kam Ryder rein, der Freund bei dem wir wohnten. Erst dann wurde Jakob klar was er getan hatte, jedoch hatte Ryder ihn rausgeschmissen. Ich bin wenige Minuten später auch abgehauen und zu Jaron gefahren. Und dann am nächsten Abend hab ich angefangen nach dir zu suchen. Und jetzt vier Tage später hab ich dich gefunden.", vollendete ich die Erzählung der letzten sieben Jahre. Elias schwieg, er schien ziemlich entsetzt zu sein.

Verräter wie wir (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt