Chapter 24

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Als ich wieder aufwachte, sah ich ziemlich schnell an mir runter. Irgendjemand musste mir das T-Shirt doch noch angezogen haben und ich lag in Shanes Zimmer, in seinem Bett. Neben mir auf dem Nachttisch lag ein Zettel und Stift von ihm.

Wenn du wach bist dann komm direkt in die Küche.

las ich stirnrunzelnd und gähnte nochmal. Langsam stand ich auf und legte die Decke wieder ordentlich hin. Ich ging zur Tür, blieb allerdings kurz vor dem Spiegel stehen und musterte mein Gesicht. Man sah immer noch leicht die Handabdrücke von Jeb, welche an meinem Hals waren. Das blaue Auge war fast schon verschwunden und die einzelnen Blutergüsse im Gesicht verblassten auch langsam. Nachdenklich strich ich mir über das Auge.

Für ein Jahr lang hatte ich geglaubt aus der ganzen scheiße endlich rauszukommen, dann ging es wieder bergab. Es kam wie ein plötzlicher Schlag ins Gesicht. Warum war mein Leben so scheiße, warum konnte ich einfach niemandem vertrauen? Und wieso gab es niemand dem ich wirklich was bedeutete?

Starke Augenringe verdunkelten mein viel zu blasses Gesicht und ich vermisste das Funkeln in meinen Augen. Ich hob das Shirt an, meine Brust war blau.

Ich musste einfach raus aus Chicago. Meine Entscheidung stand fest, sobald ich hier weg war, würde ich zur Polizeischule gehen, aber nicht in Chicago.

Ich wand mich ab vom Spiegel, es war wirklich kein schöner Anblick. Anschließend öffnete ich die Schlafzimmertür und lief durch den Flur in Richtung Küche. Ich hörte bereits durch den Flur Ayden und Shane streiten. Schüchtern blieb ich im Gang vor der Küche stehen.

Ayden wurde ziemlich angeschrien von Shane, wobei sein Gesicht darauf hindeutete das er nur die hälfte von dem verstand was Shane sagte. Schließlich war sein Englisch nicht gerade gut, aber zum normalem Verständigen würde es reichen.

"Bist du eigentlich komplett wahnsinnig! Du bist seid zwei Tagen in Amerika und besäufst dich direkt. Und dann bringst du solche Leute mit nach Hause?! Ich habe dir auch gesagt das du spätestens um 12 wieder zurück sein sollst! Weißt du eigentlich wann du gekommen bist?", Shane war ziemlich sauer. "Du durftest nur unter zwei Bedingungen nach Amerika kommen! Du hörst auf mich, so das ich auf dich aufpassen kannst und du baust keine Scheiße! Und bereits nach zwei Tagen hast du beides getan?!", schrie er weiter.

Ayden drehte sich leicht um, er hatte mich gehört. "Kannst du mir übersetzten was er gesagt hat?", fragte er vorsichtig auf Englisch, wobei er einen ziemlich starken Akzent hatte. Fragend blickte ich zu Shane, welcher einverstanden nickte. Langsam fing ich an alles Schritt für Schritt zu übersetzten und hing am Ende noch ein "er ist richtig angepisst von dir", hinten dran.

"Gib mir dein Handy, Ayden!", Shane streckte konsequent seine Hand aus. Ayden überlegte kurz, dann verstand er was sein Cousin gesagt hatte. Er schüttelte vergeblich den Kopf. "Gib es her! Jetzt!", schrie Shane wütend. Ich zuckte stark zusammen und ging wieder einige Schritte rückwärts, ich hoffte das er seine Wut nicht an mir auslassen würde. Ayden gab auch nach und gab ihm widerwillig das Handy. "Du hast Hausarrest!", Ayden sah mich wieder ziemlich verwirrt an. Ich übersetzte das Wort für ihn. "Lern Englisch! Und jetzt geh in dein Zimmer!", fauchte Shane. Ayden verdrehte die Augen, drehte sich um und lief dann an mir vorbei ins Gästezimmer. Shane seufzte ein wenig genervt, murmelte irgendeine Beleidigung gegenüber Teenagern und trank seinen Kaffee.

"Komm her Remedy.", sagte er ziemlich freundlich.

Ich schluckte leicht bevor ich in die Küche kam und kurz vor ihm stehen blieb. Shane nahm mein Kinn in seine Hand und drehte meinen Kopf. Er untersuchte mein Gesicht nach weiteren Verletzungen ab. Nachdem er nichts weiteres gefunden hatte, ließ er das Kinn los und nahm meine Handgelenke. An einem war immer noch der Verband vom Schuss, er war jedoch mittlerweile ziemlich ekelhaft. Am anderen Handgelenk war eine ziemlich große Wunde von dem Kabelbinder.

"Der Mann gestern-", er überlegte wie er es am besten sagen könnte. "Hat er noch mehr getan als dich anzufassen?", brachte er dann mühsam hervor. Ich betrachte den Boden, bevor ich dann langsam den Kopf schüttelte. Shane seufzte erleichtert bevor mich zur Küchenzeile dirigierte.

"Es tut mir leid was gestern passiert ist. Wir alle wollten das nicht.", sagte er dann und wandte den Blick von mir ab. Ich schwieg, was sollte man denn auf so einen Satz antworten?

"Gib mir dein Handgelenk.", befahl er dann. Ich hielt die Hand hoch, an welchem kein Verband war. Shane holte einen Verbandskasten aus dem Küchenschrank, anschließend nahm er mir die Armbänder ab. An der angeschossenen Hand, also die Linke, entfernte er den Verband und besah sich die Wunde noch einmal genauer. Anschließend desinfizierte er alles gründlich und machte einen neuen drum, zum Schluss gab er mir die Schiene für die Hand wieder.

Dann wandte er sich an das rechte Handgelenk. Auch hier desinfizierte er die Wunde und schmierte irgendeine kühlende Salbe darüber, dann folgte ein dünner Verband.

"Setzt dich schon mal hin. Ich mach dir was zu essen.", entschied er und packte die Sachen wieder weg. "Ich-", er unterbrach mich. "Ist mir scheiß egal! Du isst trotzdem was.", schnaubte er und deutete auf den Tisch.

Verräter wie wir (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt