Chapter 14

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"Signorina de Lucidiano, Sie sind noch nicht 17. Wir können Ihnen kein Zimmer geben. Bitte verlassen Sie das Hotel.", der Mann an der Rezeption lächelte mich mit seinem Zahnpastalächeln an. "Signore, bitte. Ich brauche das Zimmer.", ich verlagerte das Gewicht von meinem gesunden Fuß wieder auf die Hände und somit auch Krücken. "Verlassen Sie das Hotel, oder ich hole die Security.", drohte er. "Sie gehört zu mir. Und jetzt geben Sie ihr das Zimmer.", jemand legte eine Hand auf meine Schulter. Der Mann schnaubte und reichte mir den Schlüssel. "Wie lange wollen Sie bleiben?", fragte er genervt. "Ich denke eine Woche. Vielleicht auch etwas länger.", grinste ich, froh gewonnen zu haben.

Ich nahm den Schlüssel und sah endlich hinter mich. Ein Junge, er war allerhöchstens zwei Jahre älter als ich, lächelte mich freundlich an. Er sah typisch Italienisch aus, dunkelbraune Haare die er mit einem Seitenscheitel glatt gekämmt hatte, und dunkelbraune Augen. Ich ging mit ihm einige Meter weg. "Warum hast du das getan?", fragte ich neugierig. "Du sahst ziemlich hilflos aus. Darf ich nach dem Namen der Schönheit fragen?", er lächelte mich wieder an, was mich auch dazu brachte meine Mundwinkel zu heben. "Allessia. Und du?", fragte ich, hier wohnten eine Menge Leute die ich kannte weshalb ich lieber meinen Zweitnamen nannte. Außerdem hatte Mamma mich immer so genannt da es ein Italienischer Name war. "Ayden.", er führte mich zum Aufzug.

"Vielen Dank, Ayden.", bedankte ich mich bevor ich in den Aufzug stieg. "Wir sehen uns Allessia.", wank er. "Wir sehen uns.", sagte ich leise, dann schlossen sich die Türen. "Heirate ihn!", fauchte jemand neben mir. "Ah!", ich sprang mindestens einen Meter weiter und blickte dann die alte Dame neben mir an die mich freundlich angrinste.

"Einen schönen Tag noch, Signora.", sagte ich hektisch und humpelte aus dem Aufzug raus. Nachdem ich mein Zimmer betreten hatte, es war ziemlich modern, schmiss ich meine Sachen aufs Bett und legte mich ebenfalls für 20 Minuten Entspannung wieder hin.

Das Zimmer war verdammt groß für ein billiges Hotel. Es hatte zwei Bereiche, im vorderen stand ein schönes Doppelbett mit einem Fernseher auf der gegenüberliegenden Wand. Dann war ein Bogen aus Holz in den hinteren Bereich des Zimmer, wo ein Sofa mit Sessel uns zwei Tischen und ein großer Schreibtisch standen. An der Wand hinter dem Sofa befand sich eine Art Arbeitsplatte mit Mikrowelle und einem Herd mit zwei Platten.

Direkt neben der Tür zum reinkommen, war eine weitere Tür die zu einem Badezimmer mit Kleiderschrank führte. Ich schnappte mir eine hellblaue Jeans und eine beige-weiße Bluse aus Baumwolle, damit verschwand ich im Badezimmer und wusch mit gründlich. Aufgrund der Verletzungen konnte ich ja nicht duschen gehen.

Es war bereits 17 Uhr, also in Chicago 10 Uhr, als ich das Zimmer mit meinem Handy und dem GPS-Tracker verließ. Es waren nur 300 Meter zur Kirche und 400 zum Friedhof, und ich wollte gerne noch einmal Mammas Grab sehen, sie hatte immer versucht, trotz schlechter Umstände, uns dreien eine schöne Kindheit zu ermöglichen. Bei einem Laden neben dem Friedhof, kaufte ich ein paar Blumen und machte mich dann auf die Suche nach ihrem Grab. Mein Zweitname war ihr Vorname, sie hieß Allessia de Lucidiano.

Nach ewiger Suche fand ich den Grabstein endlich und las mir mit einigen Erinnerungen an sie den Spruch auf dem Grabstein durch.

~Così lontano dagli occhi, così vicino al cuore.~

~Dem Auge so fern, dem Herzen ewig nah.~

Ich blickte ziemlich lange auf den Grabstein dann legte ich die Blumen auf das Grab und wischte mir die aufkommenden Tränen weg. "Ich vermisse dich Mamma.", sagte ich leise, dann wand ich mich wieder ab. Mamma wäre niemals stolz auf mich, wenn man bedenkt was ich alles so mache. Ich sah mir den Grabstein nochmal an, dann ließ ich mich auf die Wiese davor fallen, stehen war sowieso ziemlich schwierig. "Ich weiß einfach nicht was ich noch tun soll, Ma. Ich dachte es wäre wieder alles gut geworden, aber jetzt ist es wieder so wie vorher. Ich hätte Jeb niemals wieder an mich ranlassen sollen, er hat mich schonmal verlassen und ich hab ihm verziehen. A-aber jetzt.", ich wischte die Tränen weg. "Jetzt wünschte ich mir alles wäre so wie früher. Sechs Jahre lang dachte ich Elias wäre Tod. Und jetzt soll er plötzlich wieder leben, ich will einfach wieder eine Familie, eine in der ich mich wohlfühlen kann und man sich gegenseitig vertrauen kann. Ich hoffe einfach das Elias anders ist.", erzählte ich ihr, auch wenn ich eigentlich mit mir selbst sprach.

-

Ich saß dort knappe drei Stunden, ohne zu merken wie die Zeit verging. Erst dann rappelte ich mich wieder auf, wischte meine Tränen weg und machte mich auf den Weg zum nächsten Supermarkt. Dort holte ich dann die Zutaten welche ich für Spaghetti-Carbonara brauchte. Dann hüpfte ich erfolgreich zurück zum Hotel und verschwand wieder im Zimmer. Morgen würde ich zum Haus fahren und darauf hoffen Elias dort anzutreffen.

Verräter wie wir (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt