Kapitel 1 - Wie alles begann

172 7 0
                                    

Der Schmerz, den sie an diesem Tag fühlte, als sie aufwachte und auf ihrem Rücken keine Flügel vorfand. Der Schock, als sie begriff, dass der Mann, der sich als ihre wahre Liebe ausgab, sie aus purem Geiz verraten hatte und den wertvollsten Teil von ihr stahl. Die schockierten Gesichter ihres Volkes, das sie beschützte, als sie ohne ihre prächtigen Flügel durch die Menge stolzierte. All diese Erinnerungen spielten sich vor ihrem inneren Auge erneut ab, als Maleficent an der Spitze ihres kleinen Hügels saß - direkt neben dem Baum, der sie seit ihrer Kindheit als Schlafplatz getragen hatte - und auf die atemberaubende Aussicht ihres Reiches herabsah. Es war mitten in der Nacht, da gefiel ihr das Entspannen auf ihrem kleinen Platz, aufgrund der Ruhe und des funkelnden Sternenhimmels, am meisten. Doch trotz der Freude und der Glücksgefühle, die das Reich der Moore ausstrahlten, fühlte die flügellose Fee in dem Moment, wo sie hier saß, genau das Gegenteil. Den Fakt, dass sie nun nicht einmal mehr eine richtige Fee war, hatte sie immernoch nicht wirklich verarbeitet. "Willst du nicht langsam schlafen gehen?" als die Stimme von ihrem Diener Diaval, welcher als Dank für eine Lebensrettung auf ewig alles für sie tat, ein paar Meter von ihr entfernt ertönte, drehte sie ihren Kopf zur Seite, um ihn anzusehen. "Ich bleibe noch wach. Gute Nacht." Davon überzeugt, dass sie ihre Meinung nicht ändern würde, nickte er und verließ wieder Maleficents persönlichen Bereich. Doch es dauerte keine fünf Minuten, bis sie ein Rascheln zwischen den großen Büschen vor ihr wahrnahm. "Du weißt, dass du es niemals schaffen würdest, mich zu erschrecken." Mit diesen Worten machte sie eine kleine Handbewegung, um so die Zweige der Büsche mit ihrer Magie zu trennen, doch hinter ihnen lauerte nicht Diaval, wie sie glaubte. Ihre Augen weiteten sich, als sie dort einen Ritter stehen sah, in glänzender Rüstung. Auch er sah sie überrascht an, da sie wohl beide nicht damit gerechnet hatten, den Anderen hier zu treffen. "Das ist Maleficent... Maleficent! Kommt schnell her, ich habe sie gefunden!" Eine Horde von Rittern, die dem König lebenslange Treue schwuren, war zu hören, wie sie dorthin liefen, wohin sie die Stimme ihres Kameraden führte. Panisch stand Maleficent ohne zu zögern auf, nahm all ihre Kraft zusammen und rannte davon. Die Bewohner der Moore, darunter auch die starken Kämpfer, die Maleficent in Kriegssituationen immer zur Seite standen, wurden durch den Lärm der Ritter geweckt und erhoben sich sofort von ihren Schlafplätzen, um die Angreifer so gut sie konnten von Maleficent fernzuhalten. Leider überlisteten diese sie durch ihre hohe Menge, wodurch viele der Ritter es schafften, an ihnen vorbei zu gelangen. Sie begannen, aus Eisen gefertigte Angriffswaffen wie Speere und Schwerter nach ihr zu werfen, wovon sie viele zwar mit Magie abwehren konnte, aber die meisten trotzdem schlimme Verletzungen auf ihrem Körper hinterließen. Ehe sie sich versah, ließen sie ihre Kräfte immer mehr im Stich. Ihr Bein blieb in einer großen Wurzel stecken, was ihr nur noch mehr Schmerzen bereitete, doch um die konnte sie sich im Moment nicht kümmern. Sie musste loskommen, denn die Ritter kamen immer näher. "Da drüben!" schrie ein wütender Kämpfer des Königs und lief auf sie zu. In dem Moment bebte die Erde vor Maleficents Augen. Das Gras, die Wurzeln und die Steine, die vor Kurzem noch einen normalen Waldboden ergänzten, spalteten sich in Blitzgeschwindigkeit und umringten nun ein riesiges Loch. Verblüfft blickte sie darauf, doch sie war sich nicht sicher. Sollte sie springen? Doch als der Ritter, der sie entdeckt hatte, sie nun von hinten packte und versuchte, mit sich zu zerren, war sie sich sicher. Also griff sie nach dem Stoff ihres Kleides, riss es in zwei Hälften und ließ sich in das Loch vor ihren Augen fallen, womit sie den verwirrten Ritter mit ihren Kleiderrestern in den Händen zurückließ und das Loch sich augenblicklich wieder in die gewöhnliche Waldfläche verwandelte. Ihr Körper prallte auf einer harten Oberfläche auf und ein seidiger Rest ihres Kleides, der mit ihr gefallen war, legte sich über sie, doch trotz des Schmerzes war sie nur verwundert. Sie befand sich immernoch in einem Wald, doch dieser war definitiv kein Teil ihres Reiches. Auch den Menschen konnte er nicht gehören, alles sah anders aus. Auch wenn sie nicht wirklich klar denken konnte, wusste sie, dass sie auf keinen Fall an einem ihr bekannten Ort war. Ein grelles, plötzliches Licht blendete ihre Augen und hinter diesem war der Umriss einer menschlichen Gestalt zu erkennen. Sie trug einen prächtigen Umhang und wilde, fast schulterlange Haare wurden leicht von dem Wind nach hinten getrieben. Maleficent versuchte, sich aufzusetzen und der mysteriösen Person zu entkommen, doch ihr fehlte jegliche Kraft. Der Jemand vor ihr senkte einen schwarzen Stock in seinen Händen, dessen Spitze die Ursache für das Licht war, und bewegte diesen langsam hin und her, um das verletzte, liegende Wesen vor ihm einordnen zu können. Schließlich erblickte er endlich ihren Kopf, kniete sich vor sie und musterte ihre Haare und Hörner, bis sich ihre Augen trafen. Maleficent starrte direkt in zwei tiefschwarze Augen und erkannte nun das Gesicht eines Mannes. Das Letzte, woran sie sich erinnerte, waren sein geheimnisvolles Gesicht und der schauererregende Ausdruck darin, sowie die pechschwarzen langen Haare, welche in leichten Wellen nach hinten wehten, bevor sie ihr Bewusstsein komplett verlor und vor seinen Augen ohnmächtig wurde.

Severus Snape × Maleficent - Die Fee und der ZaubererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt