Er wusste natürlich sofort, wohin er gebracht wurde. Es konnte keine andere Straße sein als Spinners End. Wieso hatte Dumbledore ihn hier hergeschickt?! Gerade wollte er Hagrid fragen, doch dieser war bereits auf dem Weg zum Weihnachtsball. "Was ist das für ein Haus?" fragte Maleficent ihn verwirrt. Severus antwortete nicht. Er konnte selbst nicht glauben, dass er vor dem Haus stand, in dem er aufgewachsen war. "Wieso sind wir hier?!" fragte er wütend zurück. Maleficent erklärte ihm alles von Anfang bis Ende, dass sie sich bei ihm bedanken wollte und Minerva ihr diese Adresse gegeben hatte. Abgesehen von seiner Verblüffung, dass Minerva ihn hierher geschickt hatte, wunderte es ihn mehr, wieso Maleficent sich bei ihm bedanken wollte. "Ich kenne diesen Ort nicht! So bitte, nach dir. Wir werden mit der nächsten Straßenbahn zurück nach Hogwarts fahren und dort kann Hagrid etwas erleben!" Mit einer Geste zeigte er ihr den Weg, doch sie rührte sich nicht vom Fleck. "So geschockt, wie du warst, musst du dieses Haus kennen. Aber gut, dann finde ich eben selbst heraus, wer hier lebt." mit diesen Worten stieg sie die Treppe hinauf und klopfte kräftig an der Haustür. Was nicht nötig gewesen wäre, denn Severus kam ihr direkt nach und trat die Tür mit dem Fuß ein. "Hier lebt niemand." "Was hat es dann damit auf sich?" Er überlegte. Sollte er tatsächlich noch einmal hineingehen? Eigentlich müsste er so diesen albernen Ball nicht ertragen müssen und könnte gleichzeitig etwas Nützliches finden. Also trat er vor ihr ein und sah sich um. Wieder in dem Haus seiner Kindheit zu sein bereitete ihm Gänsehaut. Für Maleficent war es auf den ersten Blick nichts weiter als eine staubige, lang verlassene Einrichtung, bis sie ein Regal mit verschiedenen Bildern daraufgestellt sah. Darüber hing ein großes Bild, unter dessen Staub man ein Ehepaar mit ihrem Sohn erkennen konnte. Der etwa 11-jährige Junge trug langes, schwarzes Haar, wie Snape, und hatte ebenso die gleichen, schwarzen Augen. Doch quer durch das Glas des Bilderrahmens fuhren mehrere große Risse. "Du wirst hier nichts Bedeutsames finden. Das meiste ist sowieso bereits völlig hinüber." "Hast du hier gelebt?" "Als ich ein Kind war." Genau gesehen wollte Maleficent doch nichts mehr über ihn erfahren, doch was hatte sie zu verlieren? Die Moore würde sie so schnell nicht wiedersehen und das Haus, in dem einst ein kleiner Snape gelebt hatte, schien sehr interessant zu sein. Während Severus sich im Wohnzimmer umsah, fand sie ein herabgekommenes Kinderzimmer. Auf dem kleinen, unbequem aussehenden Bett saß ein Teddy und starrte sie mit schwarzen Knopfaugen an. Alte Blutflecken klebten sowohl auf dem Teppich, als auch auf dem Nachttisch und der Matratze, als würde sie sich an einem noch nicht ermittelten Tatort befinden. Vorsichtig nahm sie den Teddy in die Hand, welcher sich aber komischerweise nicht weich anfühlte. Auf dem Rücken spalteten sich seine Nähte und zwischen der inneren Watte lag eine Pistole. Snape hatte doch nicht etwa.. Das Knarzen des Bodens verriet, dass er in den Raum gekommen war. "Sieh mich nicht an, als wäre ich ein Ungeheuer. Diese Pistole habe ich versteckt, um meiner Mutter und mir noch mehr Dummheiten meines Vaters zu ersparen." sagte er matt und schob mit dem Fuß mehrere, zerstreute Spielzeuge zur Seite. Maleficent war sichtlich verblüfft, dass Snape so tat, als wäre eine Waffe vor seinem Vater verstecken zu müssen etwas Normales. "Er sah die Familie als eine Lebenspflicht, nichts worum er sich großartig kümmern müsse. Ein Alkoholiker." fuhr Snape fort und hob dabei eine kleine Holzkiste auf dem Schreibtisch hoch. Sie musste leise lachen, da aus der Kiste ein spiralförmiger Clown sprang und er daraufhin erschrocken sein Gesicht verzog. Beleidigt funkelte er sie wütend an und stellte die Kiste wieder hin. Schnell verschwand ihr Lachen und sie räusperte sich. "Was ist mit deiner Mutter?" "Ihre hauptsächliche Beschäftigung war es, mit ihm zu streiten oder mir zu sagen, wie unglaublich ich sie doch enttäuschte." Auf dem Nachttisch neben dem Bett stand ein weiteres Bild, ein Kind mit seiner Mutter. Zwar nicht die gleiche Frau wie auf dem großen Familien-Portrait, dennoch derselbe, schwarzhaarige Junge. "Wer ist das da neben dir auf dem Bild?" "Was glaubst du denn? Wer hat dir die Adresse denn gegeben?" Sie schluckte. "Also ist Minerva deine.." "Sie ist nicht meine Mutter. Allerdings war sie so gut wie jeden Tag hier, um mich zu erziehen und zu versorgen. Meine Eltern waren immerhin zu beschäftigt dafür." Seine Hand fuhr über eine Reihe an Büchern, die unter dem Schreibtisch aufgestellt waren. "Wieso hat sie dir dann nicht geholfen, als deine Mitschüler dich angegriffen haben?" Eigentlich verärgerte es ihn, dass Sirius ihr gegenüber scheinbar nie seinen Mund halten konnte, doch jetzt gab es sowieso so gut wie nichts mehr, was sie nicht über ihn wusste. "Weil man sich auf sein Umfeld nicht verlassen kann, darum! Anderen zu vertrauen ist ein Fehler." Damit hatte er nicht ganz unrecht. Stefan zu vertrauen war wirklich der größte Fehler ihres Lebens. Maleficent stand auf und sah sich den Rest des Hauses an. Am interessantesten war ein großes, altes Klavier, das im Wohnzimmer stand. So eines hatte Stefan in seinem Schloss stehen. Ihre Finger glitten über die Tasten, die Töne klangen immer noch so gut wie neu. "Wer von euch hat es gespielt?" Snape hob eine Augenbraue, setzte sich auf den Hocker und fing an zu spielen. Sie war sprachlos, noch nie hatte sie so schöne Musik gehört. Während er spielte, starrte sie direkt auf sein Gesicht. Sein Blick lag konzentriert auf den Tasten und endlich konnte Maleficent ihn ohne der ernsten Miene sehen, ohne dass er schlief. In seinen dunklen Augen funkelte das Gefühl, das er in die Musik steckte. Ein wunderschöner Mann. In diesem Moment spürte sie ein merkwürdiges Gefühl in ihrer Brust. Was auch immer es war, es war definitiv kein Hass. Nachdem das Lied zu Ende war, stand er auf und die ernste Miene lag wieder auf seinem Gesicht. "Wir gehen." kündigte er an und verließ vor ihr das Haus.
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Severus Snape × Maleficent - Die Fee und der Zauberer
Fanfic(Das Bild habe ich selbst gemacht, deswegen sieht es nicht ganz so schön aus.) Alles, was in dieser Geschichte weder mit Harry Potter/Fantastische Tierwesen noch mit Maleficent zu tun hat, ist komplett aus meiner Fantasie. Ich versuche so gut es ge...