Auch wenn Severus erfreut war, wieder den normalen Alltag seines Lebens problemlos fortführen zu können, fühlte er sich leerer als nie zuvor. Kurz vor Beginn des nächsten Schuljahres hatte er den unbrechbaren Schwur geleistet und war neben allen anderen Verpflichtungen nun auch noch an Malfoys Sohn gebunden. Er wusste, dass Draco Malfoy noch jung war und seine Angst vor dem dunklen Lord verbarg, doch die Aufgabe, Albus Dumbledore zu töten, stellte er sich selbst für sich nicht einfach vor. Eine Sache war jedoch klar, er musste es tun. "Nur so wird Ihnen der dunkle Lord komplett vertrauen.", das hat Dumbledore selbst gesagt. Die alte Uhr auf seiner schwarzen Wand ließ ein lautes Klicken ertönen. Er sah zu ihr hoch. Sie zeigte an, dass es bereits Mitternacht war. Das bedeutete, schon seit vier Stunden saß er vor seinem Schreibtisch und arbeitete an den Stundenplänen der neuen Sechstklässler. Abrupt ließ er die Schreibfeder fallen, mit der er gerade wieder ansetzen wollte, denn ein schmerzhaftes Brennen stach wie aus dem Nichts in seinen Unterarm. Keuchend krempelte er den Ärmel seiner Robe hoch und sah, wie sein dunkles Mal in einem feurigen Farbton glühte. Es kam nicht selten vor, dass es anfing zu brennen, doch so stark wie heute war der Schmerz lange nicht mehr gewesen. So schnell er konnte sprang Severus auf und suchte im Raum nach einer Flüssigkeit, um die Adern seines Unterarms zu beruhigen. Auf dem kleinen Esstisch hinter ihm stand ein Glas, gefüllt mit wochenaltem Rotwein. Merlin, was für ein Glück. Mit einem Schlag schüttete er das Getränk auf seinen Unterarm. Das orangefarbene Glühen des Mals erlosch und der Schmerz ließ endlich nach. Gerade noch rechtzeitig, bevor Severus hätte aufschreien und möglicherweise jemanden davon mitbekommen lassen müssen. Erst jetzt bemerkte er den dunkelroten Lippenstift, der immer noch auf dem Rand des Glases klebte. Dieser konnte nur einer gehören. Die ganze Woche, in der sie nicht mehr hier war, versuchte Severus sich einzureden, es würde ihn nicht interessieren, und dennoch wollte das merkwürdige Gefühl in seinem Bauch nicht verschwinden. Irgendetwas hatte sich verändert, seitdem er Maleficent begegnet war, doch er wusste nicht was. Direkt in diesem Moment klopfte es leise an seiner Tür. Verdammt. So leise er konnte wischte er den verschütteten Wein von dem Boden und krempelte seinen Ärmel wieder herunter. Er hoffte, die wartende Person würde denken, er würde schlafen und wieder kehrt machen, doch sie klopfte erneut. "Ich weiß, dass du wach bist, ich habe Geräusche gehört." kam es von einer fast flüsternden, männlichen Stimme. Severus erkannte die Stimme sofort und öffnete die Tür einen Spalt. "Sirius, bist du verrückt geworden?! Wenn du schon mitten in der Nacht deine von mir geschuldeten Tränke holen musst, schreib mir zumindest einen Brief!" "Deswegen bin ich nicht hier, Severus." Seine Verärgerung über Siriuś unangekündigtes Erscheinen legte eine kurze Pause ein. Denn in Black's Stimme war komischerweise kein Hass zu hören, noch dazu hatte er ihn beim Namen genannt. Wann hatte Sirius ihn je beim richtigen Namen genannt? Langsam tritt er in den Raum ein, wo er seine schwarze Kapuze abnahm. Auch wenn sie sich nur durch schrilles Kerzenlicht wahrnehmen konnten, erkannte Severus Verlegenheit in seinem Gesicht. Hier war definitiv etwas faul. Black drehte sich in jede Richtung und betrachtete Snape's Zimmer, als wäre es ein altes Kunstgemälde. "Hübsch hast du es hier." sagte er ruhig und lächelte leicht, während sein Blick nun über Regale und Möbel wanderten. "Deine Schleimerei beeindruckt mich nicht." antwortete Severus scharf, seine Stimme noch tiefer als sonst. Er wusste, dass Sirius irgendein dämliches Spielchen versuchte zu spielen. Dieser seufzte laut und ließ sich auf einen der schwarzen Stühle nieder. "Ich weiß ich bin wahrscheinlich die letzte Person, mit der du reden willst, aber ich habe dir etwas Wichtiges zu sagen." "Was immer es ist, versuch bloß nicht, mich zum Narren zu halten." Snapes Ungeduld steigerte sich mit jeder Sekunde mehr und um sicher zu gehen, dass Black keine Dummheiten trieb, richtete er den Zauberstab auf ihn. Sirius sah leicht beschämt aus, machte einen tiefen Atemzug und kam auf den Punkt. "Ich weiß, ich habe dich mein Leben lang schlecht behandelt. Sehr schlecht." "Wirklich? Eine gebrochene Nase und Vernarbung meines Körpers ist doch nichts Ernstes." antwortete Severus sarkastisch, in der Hoffnung, Black würde nicht mehr allzu lange bleiben. "Naja, die Buchstaben in deinen Bauch zu ritzen war eigentlich Jameś Idee, aber ich kann mich hier wohl trotzdem nicht verteidigen." "Allerdings." Inzwischen kochte Severus innerlich vor Wut. Jahrelange Demütigung und jetzt dachte Sirius, er könne sich mit ihm unterhalten als hätte er irgendeine Art seines Respekts verdient?! Black's blaugräulichen Augen richteten sich jetzt direkt auf seine. "Es tut mir leid, Severus." Unwillkürlich senkte Severus den Zauberstab, den er vor einer Sekunde noch bereit zum Angriff hielt. "Weißt du, als Valerie- oder wie ich herausgefunden habe, Maleficent, hier war, hat sie mir Dinge erzählt, die ich so vorher nie wusste. Dass du tatsächlich immer noch Gefühle für Lily empfindest und dich ihr Tod so getroffen hat, habe ich mir nie ausmalen können." Severus dachte gar nicht an den Stich, den ihn bei der Erinnerung an Lilys leblosen Körper direkt ins Herz traf. Sirius fuhr sich verlegen durch die lockigen Haare. "Natürlich kann ich die Dinge, die ich dir in unserer Jugend angetan habe, nicht wieder gut machen. Aber ich hoffe trotzdem, dass du mir irgendwann verzeihen kannst." Er stand auf und legte eine Hand auf Snape's Schulter. Severus tat nichts. "Und wenn du jemals irgendjemanden brauchst, bitte sei dir sicher, dass ich von nun an immer für dich da sein werde. Du hattest dein ganzes Leben lang niemanden und das muss echt hart gewesen sein." Severus schob wütend die Hand von seiner Schulter. "Auf deinen Mitleid kann ich verzichten. Verschwinde aus meinen Gemächern, bevor ich dich persönlich den Dementoren übergebe!" Wissend, dass Snape seine Meinung nicht ändern würde, schaute Sirius schuldbewusst zu Boden, nahm seine tierische Gestalt an und sprang als Hund aus dem offenen Fenster. Severus ließ sich auf sein Bett fallen, schob seine Robe hoch und fuhr über die noch leicht erkennbaren Buchstaben in seinem Bauch. 'Vergebung ist Schwäche.', war sein letzter Gedanke, bevor er mit nervtötenden Kopfschmerzen einschlief.
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Severus Snape × Maleficent - Die Fee und der Zauberer
Fanfiction(Das Bild habe ich selbst gemacht, deswegen sieht es nicht ganz so schön aus.) Alles, was in dieser Geschichte weder mit Harry Potter/Fantastische Tierwesen noch mit Maleficent zu tun hat, ist komplett aus meiner Fantasie. Ich versuche so gut es ge...