Kapitel 13 - Die wahre Valerie Windsor

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Als Severus seine Augen wieder öffnete, lag Maleficent nicht neben ihm. Er setzte sich auf und rieb sich die Augen, um an die gestrige Nacht zurück zu denken. Ob er alles nur geträumt hatte? Erst schöpfte er den Verdacht, der Alkohol wäre statt ihr ihm zu Kopf gestiegen und er hatte sich das ganze nur eingebildet. Doch darüber würde er sich im Laufe des Tages kümmern, nun war es erst einmal Zeit, sich frisch zu machen und zu sehen, wo Maleficent schon wieder steckte. Als er auf die Uhr sah, um zu überprüfen, wie zeitlich er aufgestanden war, hätte er nicht mit so einem enorm frühen Ergebnis gerechnet und kam sich ziemlich idiotisch vor. Die kleine Uhr auf seinem Nachttisch gab 2 Uhr morgens an. Und als er die Vorhänge öffnete, wurde ihm klar, dass sie nicht log. Über dem Schloss herrschte ein klarer Nachthimmel. Wie verwirrt und mit Stress belastet musste er sein, dass er um diese Uhrzeit putzmunter war und bereits vorhatte, sich für einen neuen Tag fertig zu machen? Dennoch gab es eine gute Sache darin, nämlich würde er die ganze Nacht mehrere schriftliche Aufgaben im Voraus erledigen können. Davor musste er aber dringend nach Maleficent sehen, bevor sie im Schloss wieder etwas Dummes anstellen würde. Er nahm sich frische Klamotten und betrat sein Bad. Die Klamotten, die er gerade trug, hatte er schon solange an, wie Maleficent hier war und zwei Nächte hatte er darin geschlafen, wodurch sie bereits völlig zerknittert nach Schweiß rochen. Er brauchte dringend eine Dusche. Als er sich entkleidete, musste er geschockt feststellen, dass er nicht geträumt hatte. Der innere Stoff seiner Unterhose und auch ein Teil seiner richtigen Hose waren durch eine weiße, klebrige Flüssigkeit ruiniert. Also war alles, woran er sich erinnern konnte, tatsächlich passiert. Nun war Severus zur Hälfte keine Jungfrau mehr. Fassungslos schaltete er die Dusche an und sah sich im Spiegel an. Tiefe Augenringe und zerzauste Haare fielen ihm sofort auf. Als er sich zwischen die Duschvorhänge zwängte und sich und seine Haare einschäumte, begann er, seine gestrigen Taten immer mehr zu bereuen. Er war Lily Evans untreu gewesen, obwohl er sich schwor, sie niemals zu hintergehen. Auch wenn sie sich niemals für seinen Tod interessiert hätte, würde seine Liebe zu ihr niemals brechen. Er wollte sie nicht loslassen und würde es auch niemals können. Während ihn Schuldgefühle und verdrängter Kummer überkamen, ging es der Frau, welche erneut auf einer der riesigen Brücken von Hogwarts saß, nicht anders. Maleficent war vor Severus aufgewacht und konnte sich denken, was passiert war, als sie den Mann neben sich im Bett liegen sah, mit weißen Tropfen auf der Hose. Dieselbe Flüssigkeit, die sie im Spiegel an ihren Mundecken fand. Auf dem Boden der Brücke sitzend, während sie ihre Beine umklammerte, schämte sie sich ebenso wie Severus für ihr gestriges Verhalten. Die Bewohner der Moore waren in großer Gefahr und sie hatte bis jetzt immer noch keine weiteren Hinweise gesammelt, wie sie zurück in ihre Welt kehren konnte. Ein wenig erleichterte sie es, dass sie es bei Snape getan hatte und nicht bei Sirius. Snape machte keine dummen Witze, über die niemand lachen konnte und stellte sich nicht charmant, nur weil sie attraktiv war. Sie erinnerte sich, was Sirius ihr über ihn erzählt hatte. Dass er in seiner Jugend für einen anderen Mann verlassen wurde und er bis heute nicht darüber hinweg kam. Sie wusste genau, wie sich das anfühlte. Niemals hätte sie Stefan zugetraut, das zu tun. Alle Erinnerungen, alle Erlebnisse, die sie mit Stefan über die Jahre gesammelt hatte, waren umsonst. Nichts davon war real, ebenso wenig wie ein Kuss der wahren Liebe. "Was tust du hier?" Sie drehte ihren Kopf nach rechts und neben ihr stand Snape, in frischer Robe und noch leicht nassen Haaren vom Duschen. Verlegen ließ sie ihren Blick auf ihre Knie fallen, peinlich berührt darüber, was die Beiden gestern Abend getan hatten. "Komm rein, es ist kalt." Sie stand auf und folgte seinen Schritten, mit einem mulmigen Gefühl. Die Stimmung zwischen ihnen war nun deutlich unangenehmer. Zurück in Snapes Zimmer forderte er sie auf, schlafen zu gehen, setzte sich dann an seinen Schreibtisch und begann, verschiedene Pergamentrollen abzuarbeiten. Maleficent setzte sich auf das Bett und hatte vor, die gestrige Situation aufzuklären. "Gestern Abend-" "Wage es nicht, es auch nur ein einziges Mal zu erwähnen!" Die Diskussion war für Severus somit beendet und er widmete sich wieder seiner Arbeit. Sie schwieg augenblicklich, dennoch hätte es sie sicher erleichtert, wenn sie gewusst hätte, dass es nicht an ihr lag. Als sie sich wie von ihm verlangt hinlegte und bereit war, einzuschlafen, fiel ihr auf dem Nachtkästchen neben dem Bett ein Buch ins Auge, welches, als sie das Zimmer verließ, noch nicht dort lag. Es war scharlachrot mit goldenen Zierden und trug den Namen 'Valerie Windsor'. Der Name, nach dem sie unter den Bewohnern dieses Schlosses benannt war. Neugierig nahm sie es in die Hand, möglichst leise, um es Snape nicht wissen zu lassen, und las die Beschreibung des Buches auf der Hinterseite. 'Valerie Windsor, die Tochter des im 16. Jahrhundert mächtigsten Königs Englands, war dazu bestimmt, nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters seine Krone zu besitzen und zu ihrem 18. Geburtstag zur neuen Herrscherin Englands ernannt zu werden. Doch seit ihrer Kindheit hatte sie das Leben im Schloss verabscheut und träumte von dem Leben eines gewöhnlichen Dorfmädchens. Völlig unglücklich über ihr blaues Blut war sie bereit, zu fliehen und für ihren Wunsch von Freiheit zu kämpfen. Ob sich ihr zur Hinrichtung drohender Ehrgeiz und Mut auszahlen würde, war noch unklar'. Diese Frau existierte also tatsächlich, wenn auch nur als Hauptrolle eines Buches. Doch am erstauntesten war sie, als sie den Namen des Autors las. 'Severus Snape'. Er hatte dieses Buch geschrieben und die Frau erfunden. Als dieser sich kurz umdrehte, um zu sehen, ob Maleficent schon schlief, starrte er irritiert auf das Buch in ihren Händen.

Severus Snape × Maleficent - Die Fee und der ZaubererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt