Kapitel 15 - Fieser Deal

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Die Stimme kam von einem alten Mann, der hinter ihr auf sie zukam und sich nun neben sie stellte. Er trug einen weißen, fast meterlangen Bart und war gekleidet wie ein typisch beschriebener Märchenzauberer. "Weißt du, wo ich Dumbledore finde?" Er antwortete mit einem kurzen Lächeln. "Nun, wenn wir schon beim Dutzen sind, nenn mich doch bitte Albus. Und ja, ich kenne Dumbledore sehr gut. Immerhin trage ich seinen Namen seit meiner Geburt." Sie stand tatsächlich vor dem Dumbledore, den sie gesucht hatte? Nun, wie ein weiser, intelligenter Zauberer sah er auf jeden Fall aus. "Sie sind Valerie, richtig? Valerie Windsor, Sie sind zurzeit bei Severus untergebracht." Sie nickte und ihre Augen wanderten wieder zu der großen Steinschale, die von Dumbledore als "Denkarium" bezeichnet wurde. "Wie verwendet man diese Schale?" fragte sie, die Augen auf die blau schimmernde Flüssigkeit gerichtet, die darin schwamm. "Das Denkarium ist ein äußerst wertvolles Artefakt. Es lässt den Besitzer jede Erinnerung erneut ansehen. Diese Erinnerungen bewahre ich hier auf." Er wandte sich einem vergoldeten Schrank zu, in dessen Glasscheiben kleine, wie Fläschchen aussehende Gefäße zu sehen waren. "Aber genug dazu. Was führt Sie um diese Uhrzeit hierher?" Maleficent war so in Gedanken versunken, ob sie dieses Denkarium auch für die Vergangenheit von Snape verwenden könnte, dass sie erst gar nicht mitbekam, dass Albus ihr eine Frage gestellt hatte. Nachdem sie wenige Sekunden nur stotternd am Überlegen war, wieso sie überhaupt gekommen war, stieß Dumbledore ein leises Lachen aus. "Ich verstehe schon, aber keine Sorge, ganz Hogwarts hat zu dieser Zeit bereits geschlafen. Bis auf Sie und Severus zumindest, das war nicht zu überhören." Sie wusste sofort, worüber er sprach. Noch nie war ihr etwas so peinlich, wie in diesem Moment. An diesem Abend hatte sie scheinbar unschöne Dinge mit Snape angestellt, und dieser war dabei wohl nicht gerade leise gewesen. Wieso ließ er es überhaupt geschehen, wenn er sich nun selbst so sehr dafür schämte? Eigentlich verständlich, die Lust hatte seinen Verstand übernommen. Dennoch wirkte Snape nicht wie ein Mann, der jede Möglichkeit mit einer Frau ausnutzen würde. Nachdem ihr wieder klar wurde, wieso sie hier war, stellte sie sich aufrecht hin, um das Thema zu wechseln und Klarheit zu schaffen. "Ich gehöre nicht hier her. Mein zu Hause ist das Königreich der Moore und ich muss so schnell wie möglich einen Weg finden, zurück zu kommen." Sie erzählte noch, wie sie auf merkwürdige Weise hier gelandet war und dass sie mit Snape auf den "weisen Felsen" gestoßen war. Dumbledore hörte aufmerksam zu und antwortete dann mit einem gelassenen Lächeln. "Die Antwort darauf, wie du zurück in dein Königreich kommst, wurde dir bereits überbracht. Der weise Felsen trägt seinen Namen dafür, dass er niemals lügt und ein großes Schicksal bewirken kann, wenn man seinen Rat befolgt." Maleficent war umgeben von Faszination, ebenso wie Verwirrung. "Ob Kummer oder Schmerz eure Liebe umringt, die Selbstlosigkeit euch das Glück wieder bringt." Das waren die Worte des Felsens. Doch was genau das bedeutete, war ihr noch unklar. Ob der Felsen recht hatte oder nicht, sie musste etwas unternehmen. Die Tage vergingen und Maleficent fing an, sich an die ungewöhnliche und undefinierbare Zauberei zu gewöhnen, der sie hier begegnete. Mittlerweile musste es schon eine Woche her sein, als sie die Moore verlassen hatte und nun jeden Tag damit verbrachte, einen Weg zurück zu finden. Wie heute, als Sirius ihr seine Hilfe anbot, um in den Wäldern das Loch zu finden, das sie an diesen eigenartigen Ort gebracht hatte. Bis auf die Erklärung, dass die Schule, in der sie untergebracht war den Namen "Hogwarts" trug und die Aufforderung, so wenig Kontakt mit den Lehrern und Schülern aufzunehmen, sprach Snape kein einziges Wort mit ihr. Er hasste es, seit sie hier war immer in seinem verstaubten Keller übernachten zu müssen, dennoch zog er es durch, in der Hoffnung, sie dafür schnellstens wieder los zu sein. Den sexuellen Vorfall zwischen Maleficent und ihm hatten sie nachdem es geschehen war nie wieder erwähnt. Severus hatte auch keine Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, denn wie üblich standen seine Pflichten im Mittelpunkt. Vor allem jetzt, denn seine zweiseitige Treue wurde seitdem sowohl Dumbledore als auch der dunkle Lord sich intensiver um ihren Sieg bemühten immer stressiger. Sirius kam sich etwas dumm vor, während er mithilfe von Maleficents Beschreibungen im Wald herumlief und sich nach einem Loch im Boden umsah, dennoch genoss er den Gedanken, Schniefelus würde ihn dafür bezahlen müssen. Er wunderte sich, dass Valerie staunend auf seinen Zauberstab starrte, als er mit diesem den Lumos-Zauber ausübte, denn die Nacht brach langsam herein und sie brauchten für die Suche mehr Licht. "So einen Stab hat Snape auch. Wo findet man sie?" "Jeder, der in Hogwarts ist oder war, hat seinen Zauberstab von Ollivander." antwortete er in dem Glauben, es gehe um die Qualität des Stabes. Wenn Snape Maleficent ihre Magie nicht wieder geben wollte, musste sie sich einen Zauberstab besorgen. Es sei denn sie würde es schaffen, ihn dazu zu überreden, ihr die Hörner und Kräfte für einen geraumen Zeitraum zu überlassen. Nicht anders als die anderen Tage schlenderte sie spät nachts zurück nach Hogwarts, ohne weiteren Erfolg im Wald. Sirius war nach einem kurzen Abschied schon nirgends mehr zu sehen, sodass sie allein wieder in Snapes Zimmer kehrte. "Herein." hörte sie seine tiefe Stimme durch die Tür sagen. Als sie hereinkam, machte sich Severus weder die Mühe, sie zu begrüßen, noch von seinem Schreibtisch hochzublicken. Maleficent überlegte bereits, an ein Regal gelehnt, wie sie ihn überreden könnte, währenddessen musterte sie von der Seite das Gesicht des konzentrierten Professors. Dabei fiel ihr etwas auf. Sie hatte ihn niemals lächeln sehen. Kein Schmunzeln, Grinsen oder sarkastisches Lachen. "Was gibt es da zu gaffen?" kam es abwertend von ihm, als sich schließlich ihre Augen trafen. "Ich möchte das zurück, was du mir geraubt hast. Sollte ich es schaffen, dich zum Lächeln zu bringen, bekomme ich alles für einen Tag, ob ich noch hier sein muss oder nicht. Nimmst du meine Herausforderung an?" Hatte Severus das richtig gehört? Sie wollte versuchen, Severus Snape zum Lächeln zu bringen? Wie dumm von ihr. Doch auch wenn der Deal ziemlich lächerlich klang, schien er nichts zu verlieren zu haben. Innerlich zufrieden stand er auf und gab ihr die Hand darauf. Severus wusste, er hatte bereits gewonnen, denn er lächelte nicht. Niemals.

Severus Snape × Maleficent - Die Fee und der ZaubererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt