Kapitel 29 - Glühende Rosen

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Dass die Feier mehr als nur ein Hauch unglaublicher Langeweile war, hatte Severus sich von Anfang an gedacht. Ein Schüler hatte seine Robe mit falschem Champagner ruiniert, wofür dieser zwar eine gewaltige Länge an Nachsitzen kassiert hatte, wodurch Severus sich dort nun aber in seinem weißen Hemd aufhalten musste. Auch wenn man dadurch nichts sehen konnte, fühlte er sich ohne seiner schwarzen Robe darüber unwohl. Vor allem deswegen, da niemand ihn je mit etwas Anderem gesehen hatte und ihn anschließend jeder Gast von der Seite angaffte. Slughorn war bester Laune und verbarg das wie üblich nicht, was Severus tierisch auf die Nerven ging. Horace war schon ewig eng mit dem Schulleiter vertraut, also musste er sich jedes Mal zurückhalten, ihn nicht mit seinem Zauberstab still zu halten, wenn dieser ihm gegen seinen Willen mit sinnlosem Gerede zudröhnte, wie "Ah Professor Snape, auch hier!" und erfolglos versuchte so zu tun, als ob er je ein gutes Verhältnis mit seinem ehemaligen Slytherin-Schüler gehabt hätte. Slughorn's Art hatte Severus schon seit seiner Schulzeit angeekelt. Er interessierte sich nur für die Zauberer, die einen guten Ruf hatten oder ihn mit Erfolg und Macht beeindruckten, wie die Blacks. Um einen kühlen Kopf zu bewahren, zog Severus sich auf dem Balkon zurück und lehnte sich an das Geländer, mit einem Glas Wein in der Hand. Die kalte Nachtluft half ihm, zu entspannen und er genoss die Aussicht auf das Schloss und dem Wald. Sein Blick blieb bei Hagrid's Hütte stehen, wo immer noch der riesige, schwarze Riss im Gras gebildet war, der die beiden um einiges verschiedene Welten trennte. Bevor Severus lange genug an die Moore zurückdenken konnte, riss ihn eine klopfende Hand auf seinem Rücken aus den Gedanken. Horace stolperte fast schon über seine eigenen Schuhe und stützte sich auf dem Geländer neben Professor Snape ab, offensichtlich nicht mehr ganz bei Sinnen. Severus ignorierte Slughorn's betrunkenes Geschwafel komplett, bis er plötzlich mit einem Thema begann, das sein Interesse weckte. "Lily und James Potter, oh ja. Schon tragisch, wie sie gestorben sind, ein entzückendes Paar." Severus schluckte die Wut, die in diesem Moment in seinem Magen hochkochte, doch dabei blieb Slughorn nicht. "Oh und wegen den Rumtreibern, eine freche Bande, doch äußerst tüchtige Burschen. Sie nehmen ihnen die damaligen Hänseleien doch nicht immer noch übel." Professor Snape starrte zu ihm hinüber, seine Augen funkelten verärgert. "Von welchen Hänseleien reden Sie?" Horace deutete mit einem betrunkenen Glucksen auf seinen Bauch, um auf die Narbe unter seinem Hemd anzudeuten, welche er den Rumtreibern zu verdanken hatte. Severus' Hand begann vor Wut zu zittern, das Weinglas darin wackelte leicht. "Sie wussten es?! Sie wussten, was diese Kreaturen mir angetan haben, und haben nichts dagegen unternommen?!" Slughorn lachte laut, doch es war nicht klar, ob der Grund Alkohol oder Provokation war. Severus geriet außer sich. Er holte mit seinem Arm aus und schlug das Weinglas so heftig auf seinen Kopf, dass es in hunderte kleine Splitter zerbrach und eine riesige, blutende Platzwunde entstand. Horace fiel aufschreiend zu Boden und war in der nächsten Sekunde bewusstlos. Schwer atmend und mit geschockten Augen blickte Severus zu den anderen Gästen, die sich alle nach dem lauten Geräusch zu ihnen gedreht hatten. Manche von ihnen rannten erschrickt zu Slughorn, um ihm zu helfen, andere starrten Snape fassungslos an. Mit einer schnellen Handbewegung zog er seinen Zauberstab, richtete ihn auf die Menge und rief "Obliviate!", bis alle Gäste ihre Erinnerung verloren. Severus sah keinen anderen Ausweg, als nun zu verschwinden, bevor irgendjemand herausfinden würde, was geschehen war. Er rannte aus dem Raum, hinunter zu den untersten, leeren Stockwerken, knallte aber irgendwann gegen eine alte Holztür, welche sich anschließend mit einem lauten Knarren öffnete. Mit einem schmerzhaften Keuchen zog er den Holzsplitter aus seiner Wange, welcher sich von der Tür gelöst und schief in sein Fleisch gebohrt hatte, und betrat verwirrt das Zimmer, das sich in dieser dunklen Ecke versteckte. Er hatte diesen Raum zuvor nie gesehen, wenn er auch nicht von großer Bedeutung schien. Eine alte, lichtarme Abstellkammer, sowie es aussah. Die unterschiedlichsten Gegenstände waren im Raum verteilt, alles von Unmengen an Staub bedeckt, doch Severus erkannte etwas Merkwürdiges. Hinter einem Möbelstück leuchtete etwas in einer dunklen, roten Farbe, und Severus wusste, was es war. Ungläubig schritt er durch die verstreuten Antiquitäten auf dem Boden zu dem roten Licht, und hob das auf, was er schon vor langer Zeit zu vergessen glaubte. Ein alter, glühender Blumenstrauß voller roter Rosen. Mit einem Zauber belegt, sodass sie niemals faulen würden. Mit schwitziger Hand erhob Severus die Notiz, die an den Bund des Straußes befestigt war, und erkannte seine als Kind verwendete Schrift darauf wieder. 'Solange diese Rosen blühen, liebe ich dich.' Widerlich, doch so unvorstellbar es auch sein mochte, so hatte der düstere und kaltherzige Severus Snape in seinen jungen Jahren tatsächlich gedacht. Es war Valentinstag gewesen, ein Tag, an dem Alle ihre Geliebten beschenkten und schätzten. Severus musste etwa vierzehn Jahre alt gewesen sein, als er von dieser Tradition hörte und dachte, er könnte die muggelstämmige Lily beeindrucken, wenn er ihr an diesem Tag ebenfalls ein durchdachtes Geschenk bereiten würde. Ein lächerlicher, naiver Gedanke eines Kindes, das noch nichts von der abscheulichen Realität verstanden hatte. Da der Strauß in diesem Raum gelegen hatte, und das scheinbar seit Jahren, wurde er von Lily wohl nie beachtet. Severus trat aus dem Raum und verließ die unteren Stockwerke, die Rosen in der Hand. Doch als er in seinem Schlafgemach ankam, öffnete er das Fenster und warf ihn mit voller Wucht hinaus. Er holte tief Luft, doch er hatte nur ein paar Sekunden Zeit, um sich von seiner Frustration zu erholen. Ein Rabe krächzte laut und nahm an seinem Fensterbrett Platz, nachdem der Rosenstrauß ihn direkt an seinem Flügel getroffen hatte. Severus starrte den Vogel ungläubig an. Abseits des verbotenen Waldes, rund um dem Schloss Hogwarts, hatte er niemals Raben gesehen, also konnte es nur ein bestimmter sein. Mit einem Schwung seines Zauberstabs verschwand die tierische Gestalt dahin, und ein bekanntes Gesicht stand nun vor ihm in seinem Zimmer. "Diaval?! Was hast du hier zu suchen?!"

Severus Snape × Maleficent - Die Fee und der ZaubererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt