Kapitel 17 - Snapes Erinnerungen

69 5 0
                                    

"Nun mach schon, zieh dich aus! Oder soll ich dich mit dem Imperius-Fluch dazu zwingen?" rief James dem Slytherin-Schüler zu, dem er bedrohlich nahe kam, um ihn noch mehr einzuschüchtern. "Lieber nicht James, wer weiß ob der das verpfeift. Außerdem soll er es freiwillig tun." "Keine Sorge Tatze, der verpfeift uns nicht. Würdest du das, Snape? Wohl eher nicht, du bist ein Feigling. Kein Wunder, dass Lily deine armseligen Liebesbeweise ignoriert." Nach einer Runde boshaftes Gelächter der Gryffindors stieß James seinen Fuß mit aller Kraft in den Bauch des Slytherins und schlug ihm mit der Handfläche direkt ins Gesicht. "ZIEH DICH AUS!" Der kleine, schwarzhaarige Junge krümmte sich vor Schmerz und hatte keine andere Wahl, als dem Anführer der Bande zu gehorchen und langsam seinen Umhang von den Schultern zu streifen. "Sicher, dass du schon siebzehn Jahre alt bist, Schniefelus? Für mich wirkst du immer noch wie ein kleines Baby." meldete sich Wurmschwanz nun, während Severus sich zwanghaft auszog. Sein ganzer Körper zitterte, als er sein letztes Kleidungsstück ablegte und die komplette Gruppe der Rumtreiber nun seinen nackten Körper auslachten. Ehe er sich versah, sammelten die Anhänger seines Erzfeindes all seine Klamotten zusammen und warfen sie in den See. "Na los Schniefelus, hol dir die Kleidung doch! Oder hast du Angst, dass selbst die Blutegel sich für dein Aussehen schämen?" Sirius schubste den Slytherin so kraftvoll wie möglich auf den Boden und trat ihm anschließend so oft auf die Nase, bis diese zu bluten begann. "Übrigens, nicht einmal dein Chemiebaukasten wird je etwas gegen diese Hässlichkeit unternehmen können, die du mit dir herumträgst." Damit ließen sie ihn nackt und blutend auf dem Boden zurück und verschwanden. Mit schwachen Bewegungen kroch Severus zu dem Rand des Sees, wo er seine darin schwimmende Kleidung herausfischte, ausdrückte und die nun kalten, feuchten Stoffe wieder über sich legte. Mehrere Minuten starrte er nur ungläubig in sein Spiegelbild des Wassers, fuhr sich mehrmals über die Wangen, die blutende Hakennase und durch die krausen, schwarzen Haare, bis er sein Gesicht in seinen Händen vergrub und stark zu weinen begann. "Wäre ich doch bloß nicht so hässlich.." murmelte er leise vor sich hin. Augenblicklich erwachte Severus, setzte sich auf und sah sich im Raum um. Er war in seinem Büro. Als er aufstand und in den Spiegel sah, fand er wieder sein Erscheinungsbild als fast vierzig-jähriger Mann. Dieser Traum war mehr als ungewöhnlich. Denn seit Jahren hatte er im Schlaf keine Rückblenden an die Angriffe der Rumtreiber erlebt. Noch mehr wunderte er sich aber, dass er sich in seinem Zimmer befand. Das Letzte, an das er sich erinnern konnte, war als Maleficent ihm mit dem Spiegel Nerhegeb einen Schock verpasst hatte. Doch wie es ihre Art war, lief sie unangekündigt irgendwo im Schloss herum, ohne ihm bescheid zu geben. Diese war nämlich gerade in Dumbledores Büro, geschockt darüber, was das Denkarium ihr eben gezeigt hatte. Nachdem der Spiegel Nerhegeb ihr nicht geholfen hatte, die Wette zu gewinnen, drohte Snape in der kleinen Kammer in eine leichte Panikattacke zu geraten. Daraufhin wandte sie sich sofort an Dumbledore, welcher ihr half, ihn in sein Bett zu bringen, wo Snape auch sofort einschlief. Schließlich gab der Schulleiter ihren ewigen Bitten nach und erlaubte ihr, mithilfe von besonderer Magie sich eine Erinnerung von Snape in seinem Denkarium anzusehen. Maleficent musste einfach wissen, wie seine Vergangenheit aussah. Zu sehen, dass alles was Sirius ihr über Snape erzählt hatte stimmte, verschlug ihr die Sprache. Wie kam es, dass Dumbledore nichts darüber wusste? Entweder ahnte er nicht, dass Snape deswegen so kaltherzig wurde, oder er hatte von den Attacken der anderen Schüler auf ihn tatsächlich nie etwas mitbekommen. Danach sah sie sich natürlich noch an, was Snape in dem Spiegel gesehen hatte und wieso er so darauf reagiert hatte. Sie wusste sofort, die Frau neben ihm im Spiegelbild musste Lily sein. Als sie den Spiegel in einer kleinen Abstellkammer fand, sah sie sich selbst darin, mit ihren Hörnern und geraubten Flügeln. Das ließ sie denken, der Spiegel würde zeigen, was den Hineinblickenden glücklich machte. Nachdem Dumbledore ihr erklärte, dass er eigentlich den größten Wunsch des Herzens zeigte, fühlte sie sich ein wenig idiotisch. Hätte sie gewusst, dass sie Snape damit nur an seine unerwiderte Liebe erinnern würde, hätte sie sich dieses Szenario erspart. Ohne weitere Worte bedankte sie sich bei dem Schulleiter für die Erlaubnis, das Denkarium zu benutzen und verließ mit schnellen Schritten sein Büro, wobei sie gegen eine harte Brust lief. "Ist es in deiner Heimat eine übliche Angewohnheit, einfach zu verschwinden?" Snape starrte sie wütend an und forderte sie auf, ihm zurück in sein Zimmer zu folgen. "Geh schlafen. Es ist spät." sagte er trocken, als wäre zuvor nichts Besonderes geschehen, und suchte sich dann einen Pyjama aus seinem Schrank heraus. "Liebst du Lily Evans noch immer?" kam es ziemlich direkt von ihr. Severus ließ das Hemd in seinen Händen fallen. Wer auch immer ihr etwas über Lily erzählt hatte, sie wusste definitiv zu viel. Er lief mit schnellen Schritten auf sie zu, stieß sie gegen eines seiner Regale und drückte ihr seinen Zauberstab in den Hals. "Erwähne nie wieder diesen Namen oder es wird dir den Rest deines Lebens leidtun!" "Ich weiß, dass du den Liebeskummer deiner Jugend noch nicht überwunden hast. Dafür trage ich keine Schuld." Nicht unbedingt sanft ließ er von ihr ab und starrte sie einfach nur wütend an, doch Maleficent erkannte mehr in seinen Augen, als nur Zorn. Es war derselbe verzweifelte Blick, mit dem er in den Spiegel gesehen hatte. Maleficent merkte sich, dass sie mit diesem Thema eine Schwachstelle in Snape hervorrief. "Das ist reine Einbildung. Und sowieso geht es dich nicht das Geringste an!" mit diesen Worten schnappte er sich seine Schlafklamotten und ging in seinen derzeitigen Schlafplatz, seinen Keller. Maleficent legte sich in das Bett und empfand keinerlei Mitleid für den grummeligen Professor. Ihr Königreich war immer noch das Wichtigste, um das sie sich kümmern musste. Es war ein Fehler, sich sinnlos so sehr mit diesem Mann zu beschäftigen, doch diesen Fehler würde sie nicht wiederholen.

Severus Snape × Maleficent - Die Fee und der ZaubererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt