Wieder in den Mooren zu sein war zwar ein gutes Gefühl für Maleficent, dennoch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Denn nicht nur jeden Tag in dem Schloss Hogwarts aufzuwachen und unbekannte Magie zu entdecken war für sie für eine lange Zeit zum Alltag geworden, sondern auch diesen ganz besonderen Mann um sich zu haben. Unter dem Baum eines Baches sitzend, gewärmt von der grellen Abendsonne, betrachtete sie sein Buch und dachte an den schwarzhaarigen, düsteren Zauberer. Im Augenwinkel erkannte sie jemanden neben ihr stehen, und als sie aufblickte, sah sie einen grinsenden Diaval. "Was?" fragte sie streng. "Ist das Snape's Buch?" Sie antwortete nicht und wandte sich wieder dem Buch zu. "Er fehlt dir, nicht wahr?" Ihre Augen weiteten sich. "Nein." "Und wie er dir fehlt. Ich hab doch bemerkt, wie ihr euch immer angesehen habt." Gerade wollte sie erneut widersprechen, da kam Aurora durch die Bäume auf die beiden zu. "Worüber redet ihr?" fragte sie neugierig. "Über Snape, der Zauberer der uns letztens besucht hat. Sie denkt wohl gern an ihn." Maleficent seufzte genervt, doch Auroras gesicht erhellte sich augenblicklich und sie lächelte über beide Ohren. "Oh gute Fee! Du bist verliebt!" Ungläubig starrte Maleficent das junge Mädchen an. "Was?" fragte sie, ihre Stimme kleinlaut vor Unerwartung. "Merkst du es denn nicht? Deine Faszination von ihm, das Funkeln in deinen Augen wenn du über ihn sprichst!" Daraufhin lachte Maleficent leise und amüsiert. "Nein. Ich bin nicht verliebt." Aurora seufzte und setzte sich neben sie. "Gute Fee, wieso willst du es nicht zugeben? Ist die Vorstellung von Liebe wirklich so schrecklich für dich?" "Liebe kann ein böses Ende nehmen, Monsterchen." Diaval und auch Aurora sahen geschlagen aus, doch sie gab nicht so schnell auf. "Gute Fee, welches Gefühl bekommst du, wenn du an ihn denkst? Wie und was ist er in deinen Augen?" Maleficent nahm sich einen Moment und dachte intensiv über Snape nach. Seine dunklen, kalten Augen, die eine Schutzhülle über eine zerbrechliche und verletzte Innenseite darstellten. Seine unbeschreibliche Art, alle anderen unter sich zu stellen und klein zu machen, und sein bissiges Wesen, niemanden an sich heranzulassen. Sie hatte natürlich auch nicht vergessen, dass er viel Talent besaß, wie die Zaubertränke, das Klavier und die Bücher, und einen Sinn für finsteren, etwas unheimlichen Stil hatte, der ihn noch interessanter aussehen ließ. All diese Gedanken zusammen bereiteten ihr ein leichtes Kribbeln in ihrer Magengegend. Maleficent sah verlegen auf das Buch herab, ehe sie anfing, Snape zu beschreiben. "Der wunderschönste Mann, den ich je gesehen habe. Er ist talentiert und stark und.. unglaublich selbstlos. Nie ließ er mich im Stich. Nicht ein einziges Mal." Sie hoffte, nicht zuviel gesagt zu haben, doch dabei schien sie sich zu irren. Beide lächelten sie breit an, was wohl bedeuten musste, dass sie Maleficent's Gefühle durchschaut hatten. Diese keuchte nun genervt und wünschte sich, sie hätte ihnen nicht so viel offenbart. Diaval kicherte leise. "Weißt du, auch ohne diese Worte hätte ich dir nie geglaubt, dass du nichts für ihn empfindest." Maleficent antwortete nicht, sondern starrte nachdenklich in ihr Spiegelbild des Bachwassers. Vielleicht, gegen ihren Willen, hatte er recht. Die Gefühle, die in ihr aufquälmten, wenn sie an Snape dachte, hatte sie in ihrem ganzen Leben nur für einen einzigen Mann gefühlt, nämlich Stefan. Zumindest war er der einzige, denn jetzt schien ihr Herz erneut gestohlen worden zu sein. Doch immernoch kämpfte sie dagegen an, und redete sich ein, es wäre nur eine alberne Behauptung. Sie war bestimmt nicht verliebt. Es war aber nicht nur Snape, der in ihr ein Gefühlschaos anrichtete, sondern auch Aurora. Je mehr Zeit sie in den Mooren mit dem Kind verbrachte, desto schwerer war es für sie, das junge Mädchen zu verabscheuen. Im Gegenteil, Aurora bereitete Maleficent mit ihrem fröhlichen Wesen und ihrer lieblichen Freundlichkeit gegenüber den Feenwesen ein schlechtes Gewissen. Wie konnte sie so einen unschuldigen und wundervollen Menschen je verfluchen? Fest entschlossen, mitten in der Nacht, als Aurora schon schlief, schritt Maleficent neben ihr Bett. Sie musste es verhindern. Verhindern, dass Aurora ihretwegen nie wieder das Licht des Lebens erblicken würde. Also hob sie ihre Hände, die den feurig dunkelgelben Qualm ihrer Magie zum Vorschein brachten, und begann zu flüstern. "Ich nehme meinen Fluch zurück, er soll nicht mehr bestehen." Nichts passierte. Sie wiederholte es mit ihrer lautesten Stimme. "Ich nehme meinen Fluch zurück, er soll nicht mehr bestehen!! Er soll nicht mehr bestehen!!" Die magischen, grünen Rauchwolken ihres Zaubers saugten förmlich blaue und grüne Luftschleier des Fluches aus dem schlafenden Körper des Kindes heraus. Doch ehe Maleficents Kräfte sie verließen und sie ihre Hände wieder senkte, prallte der Fluch zurück und die Luftschleier wurden wieder in Aurora's Leib gezogen. Maleficent hörte mehrmals ihre eigene Stimme in ihren spitzen Feenohren, von allen Seiten kommend, die ihr den Satz zuflüsterte, den sie damals selbst gesagt hatte. "Keine Macht auf Erden kann etwas daran ändern. Keine Macht auf Erden kann etwas daran ändern." Es war aussichtslos. Der Fluch lag weiterhin auf dem unschuldigen Mädchen und Maleficent konnte nichts dagegen tun. Verzweifelt sah sie herab, auf das arme, wehrlose Wesen, dem der letzte Tag seines wertvollen Lebens bevorstand. Maleficent fühlte sich furchtbar. Das Schlimmste war, dass das Kind nicht einmal wusste, dass es sich zwecklos an ihre "gute Fee" gebunden hatte, die eigentlich der Grund war, wieso sie schon bald dieses tragische Schicksal erwartete. Aurora wusste nicht im geringsten die Wahrheit über ihr Leben, nicht einmal, dass ihr Vater nie tot gewesen war und sie wegen eines Fluches von drei Feen aufgezogen wurde. Maleficent musste den Mut finden, ihr demnächst die Wahrheit über sich selbst mitzuteilen. Auch wenn sie damit ihr Herz brechen und für immer das Vertrauen dieses wundervollen Mädchens verlieren würde, welches ihr all die Jahre trotz ihrer Abneigung soviel Liebe zeigte und immer ihre Nähe suchte. Es war ein schmerzlicher und abscheulicher Gedanke, sie so zu hintergehen, doch das hatte Maleficent bereits schon bei ihrer Geburtsfeier getan. Aurora's, in ihren Augen, so wunderschöne Welt würde in kürzester Zeit zusammenbrechen, und sie hatte nicht einmal die leistete Ahnung.
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Severus Snape × Maleficent - Die Fee und der Zauberer
Fanfiction(Das Bild habe ich selbst gemacht, deswegen sieht es nicht ganz so schön aus.) Alles, was in dieser Geschichte weder mit Harry Potter/Fantastische Tierwesen noch mit Maleficent zu tun hat, ist komplett aus meiner Fantasie. Ich versuche so gut es ge...